recht und billig ist was ich erflehe

Gedicht

von  ManMan

jüngst hat mich ein mädchen bezwungen
jetzt treibt mich die frage um:
hat sie mich wirklich lieb?
duldet sie wenigstens
dass ich sie liebe?

es wirft sich dir einer zu füßen
der es gewohnt ist treu zu sein
auch wenn mir vieles nicht zukommt
wie die herkunft aus edlem geschlecht

meine eltern führten ihr haus
sparsam und mit sorgfalt.
die götter habe ich stets verehrt
ansonsten ist amor
meine referenz

außer treue biete ich an
schlichten offenen sinn
zartheit mitgefühl
und ein lauteres leben

andere frauen?
nein! sie zählen nicht mehr
ich springe nicht von sattel zu sattel
dir allein gilt mein fühlen
ich beschwöre es: dir allein

komm! sei der stoff meiner träume
ein stoff aus dem meine
lieder quellen

so wird unser name ewig erklingen
über länder und meere
zu allen zeiten


Anmerkung von ManMan:

gedicht nach dem text „iusta precor“ von Ovid

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (05.08.08)
Zeitlos schön, diese Liebeserklärung.
Bis auf die 3. Strophe könnte sie durchaus in jede Ära, selbst die heutige übertragen werden. Des Hoffens und Bangens überdrüssig wird ein klares Wort gefordert, erklärt sich das lyrische Ich dem lyrischen Du.

Um diesen Text auch ganz allein, ohne Hinweis auf die Inspirationsquelle stehen und wirken lassen zu können, ist der Perspektivwechsel vielleicht etwas ungünstig, also die direkte Ansprache an das lyrische Du in S2, 4 ,5, 6 und 7 während in S1 und 3 in der dritten Person Singular vom LD gesprochen wird.

Liebe Grüße,
Sabine

 ManMan meinte dazu am 05.08.08:
Diesen Perspektivwechsel sehe ich nur nach der 1.Strophe. Die dient sozusagen als Einleitung, dann folgt die "Anbetung", und ich sehe den von dir angesprochenen Perspektivwechsel nicht. Danke für deinen Kommentar, Sabine. LG Manfred

 Isaban antwortete darauf am 05.08.08:
Ah, ich seh schon, mein Denkfehler, du hast recht.
Durch die klassische Form und die Einleitungsstrophe irritiert sprach ich das Haus gedanklich dem LD zu, nicht den Eltern. Sorry, Manfred.
(Antwort korrigiert am 05.08.2008)
Caty (71)
(05.08.08)
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 Isaban schrieb daraufhin am 05.08.08:
*räusper* Muss man Treue als brav und bieder betrachten?
Ups, dann läuft wohl in den meisten glücklichen Beziehungen was falsch - oder es müssen sich immer zwei Langeweiler gefunden haben.

Gerade der Vers in dem das LI das LD bittet, ihm der Stoff, der Quell für seine Lieder zu sein zeugt eigentlich davon, dass dieses LI so langweilig gar nicht sein kann. Hier in diesem Gedicht wird eine Liebeserklärung gemacht, geht es um frische, junge, noch nicht einmal gegenseitig eingestandene Liebe. Ich glaube, da würde es recht seltsam aussehen, wenn LI bei seiner Werbung ankündigte, dass er gedenkt, so untreu wie möglich zu sein, nur damit er nie langweilig wird.
Caty (71) äußerte darauf am 05.08.08:
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 Isaban ergänzte dazu am 05.08.08:
Du, die Versprechen und Beteuerungen sind in etwa die, die auch im Ehegelübte vorkommen. Davon abgesehen, dass ja nun Ovid schon ein paar Jährchen vor unserer Zeit lebte und dieses Gedicht an einen seiner Texte angelehnt ist - vielleicht sollte ja auch nur zum Ausdruck kommen, dass es hier jemand glaubt, die Frau für's Leben gefunden zu haben und es sehr, sehr ernst meint, mit seiner Zuneigung, sich mit allem Gefühl offenbart. Das ist für Außenstehende zwar oft eine berührende, aber selten eine peppige, witzige Sache und die Höhen und Tiefen kommen dann in den folgenden Liedern von ganz allein.
Es ist natürlich Geschmacks- und Ansichtssache, wie man einen Text betrachtet und aufnimmt. Aber es sollte eben kein Text für einen Rap oder einen Rocksong werden, sondern in gewisser Weise auch das Original spiegeln, die damalige Zeit und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit die Übertragbarkeit (bestes Beispiel: die Nähe zur immer noch aktuellen Eheformel einer christlichen Trauung) durch alle Zeiten hinweg, bis ins heute.

 ManMan meinte dazu am 05.08.08:
Also, Caty, das Gedicht ist von Ovid, nicht von mir, am Inhalt habe ich nichts geändert. Auch vor 2000 Jahren sollen Männer mit diesen Mitteln versucht haben, eine Frau zu angeln...Im Übrigen finde ich deine persönlichen Bemerkungen über mich völlig deplaziert, zumal auch du schon vom Lyrischen Ich gehört haben müsstest, das durchaus nicht mit dem Verfasser identisch sein muss. Ich weise diese Art von Kritik entschieden zurück. ManMan
(Antwort korrigiert am 05.08.2008)
(Antwort korrigiert am 05.08.2008)
Caty (71) meinte dazu am 06.08.08:
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 Isaban meinte dazu am 06.08.08:
Wer lesen kann ist klar im Vorteil, liebe Caty. Man beachte eventuell die Anmerkung unter dem Gedicht. Ovids Gedichte wurden übrigens vor etwa 2000 Jahren in Latein verfasst. Daher auch meine Bemerkung über die Zeitlosigkeit.

Liebe Grüße,
Sabine
Caty (71) meinte dazu am 06.08.08:
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 Isaban meinte dazu am 06.08.08:
Dass es ein Gedicht nach Ovid ist steht doch drunter. In der Anmerkung.
Caty (71) meinte dazu am 06.08.08:
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Caterina (46)
(05.08.08)
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 Momo (14.08.08)
Ein schönes Gedicht über die Bereitschaft, die Liebe in das Leben des LyrIch zu lassen und sie als Priorität anzuerkennen.
Aber auch über die ewige Angst eines Liebenden, nicht wiedergeliebt zu werden. „Niemals sucht in Wahrheit der Liebende, ohne von dem Geliebten gesucht zu werden. Wenn das Licht der Liebe in dieses Herz gesenkt wurde, muß man wissen, dass es auch in jenes Herz gesenkt wurde.“ (Mosl. Dichter und Mystiker Rümi), fiel mir dazu ein.

Schön auch die letzte Strophe.

Liebe Grüße
Momo

 ManMan meinte dazu am 14.08.08:
Vielen Dank für diese Einschätzung LG Manfred
Saphira (52)
(14.08.08)
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 ManMan meinte dazu am 14.08.08:
Ich bin äußerst gerührt und werde das Lob an Ovid weitergeben... Im Ernst: es ist ein Gedicht, im Original länger und nach der lateinischen Metrik (Abfolge von Kürzen und Längen, nicht nach betonten und unbetonten Silben) geschrieben. Meine Version ist eher eine Nachdichtung als eine Übersetzung. Trotzdem habe ich mich bemüht, Ovids Tonfall zu treffen. Was vielleicht zu wenig deutlich wird: Ovid lässt dem Leser die Wahl, sein Gedicht ganz ernsthaft oder ironisch aufzufassen. LG Manfred
Saphira (52) meinte dazu am 15.08.08:
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