Dichtergrippe

Gedicht zum Thema Schreiben

von  Kuschelmuschel

Dichtergrippe

Ein Dichter, der spazieren ging,
sich dabei einen Reim einfing.
Seitdem nervt der sein Dichterhirn,
rumort und zwickt hinter der Stirn.
Er wächst dort zwanghaft und wird groß ...
... er wird ihn einfach nicht mehr los.

Er stolpert murmelnd seinen Weg,
sieht nicht mehr Pfad und nicht mehr Steg.
Zählt nur noch Silben und den Takt,
sein Sprechen klingt schon abgehackt.
Verzweiflung macht sich in ihm breit,
ihm fehlt Papier - es wär’ soweit!

Erreicht sein Heim mit Müh’ und Not,
jedoch der Reim der ist nun tot.
Seitdem hat er stets griffbereit
Papier und Stift zu jeder Zeit.
Doch nutzlos ist jetzt solches Tun ...
... der Dichter ist nun Reim-immun!

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Kommentare zu diesem Text


 Liadane (04.05.09)
*schmunzel* Wohl wahr, das ist das typische Krankheitsbild aller Dichter und Denker, gilt als unheilbar hab ich gehört...
Sehr schön,
glg, Liadane

 loslosch (04.05.09)
Goethes Erlkönig war ja auch eine leichte Fingerübung. "Erreicht den Hof mit Müh´ und Not,/ In seinen Armen das Kind war ..." V. 13 und 14 dies wohl ironisierend. Eines hab ich von JWG gelernt: Setz Dich nicht vor ein leeres Blatt. Halte lieber einen noch so unscheinbaren Notizblock oder Zettel usw. bereit, um Impressionen, Stichwörter ad hoc hinzukritzeln. Die Vieldeutigkeit, bes. die von Prosatexten, lag Goethe nicht. Er sah immer einen konkreten Bezug.

Mancher Deutschlehrer scheint das vergessen zu haben, wenn er in der 12. Kl. Goethes "An Schwager Chronos" einfach so - ohne Hintergrund und als Klassenarbeit - interpretieren lässt. So wirr der Text von "An Schwager Chronos" trotz seines konkreten Hintergrunds (der Meister schätzte dieses Werkchen übrigens selbst nicht) erscheint, so bezweifle ich, dass ähnlich wirres Zeugs, das bei KV manchmal eingestellt wird, für den/die Autor(in) eine Eigeninterpretation zulässt, die über den Tag hinausträgt - ephemer eben. Manchmal, so mein Eindruck, bieten die Kommentare Interpretationen an, deren sich der/die Autor(in) im Nachhinein bedient. Aber das ist jetzt schon ein neues Thema... Lothar
Lena (58)
(04.05.09)
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