Lonesome Cowboy

Gedicht zum Thema Außenseiter

von  Isaban

Schon damals in der Schule mochte ich
die Knaben nicht, die sich im Unterricht
brav melden, immer gute Noten schreiben,
sich artig im Verein die Zeit vertreiben.

Viel lieber träumte ich von rauen Helden,
die um sich bissen, die Gefahr umgab,
von einem Schurken, der nur mich umwarb.
Ich stand auf Hook und konnte Pan nie leiden.

Mein erster Freund war Heiko aus der Dritten,
ein großer Schweiger, der nach Rauchsalz roch
und ständig raufte. Seine Eltern stritten
sich nächtelang und er verkroch

sich heulend unterm Bett. Dafür war er
dann tagsüber nicht nett. Ihm fiel es schwer,
was Freundliches zu sagen. Für so was
lag ihm zuviel auf dem Magen. Er schlug

es raus, aus Peter, Klaus und Walter,
war immer wütend, kräftig für sein Alter,
nie war er höflich und sein Ruf war schlecht.
Ich mochte ihn. Sein Schweigen schmeckte echt.

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(19.05.09)
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 Isaban meinte dazu am 19.05.09:
Liebe Caty,
jetzt bist du schon so lange in der einen oder anderen Erscheinungsform bei KV, da solltest du doch inzwischen gelernt haben, bei deinen Textinterpretationen die Person des Autors außen vor zu lassen, hm?

Liebe Grüße,

Sabine
janna (60)
(19.05.09)
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 Isaban antwortete darauf am 19.05.09:
Einer der Gründe, warum ich kein festes Reimschema wählte, liebe Janna, der Text sollte nicht zu gefällig wirken.

Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Klopfstock (60)
(19.05.09)
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 Isaban schrieb daraufhin am 19.05.09:
Eine wirklich schöne, in sich stimmige Interpretation der letzten drei Strophen, liebe Irene.

Zu den ersten beiden Strophen:
Das ist natürlich auch eine mögliche Auslegung der Verse, etwas, das man, wenn man will, durchaus aus diesen beiden Strophen lesen kann. Dann ergeht es dem Text allerdings ein wenig wie seinem Protagonisten Heiko. Aber das passt als Spiegelung vielleicht ganz gut.

Hab vielen lieben Dank für das Vertiefen in den Text und deine Rückmeldung.
Wenn du magst, dann schau noch mal, ob da in den ersten acht Versen wirklich etwas von harten Männern steht.

Herzliche Grüße,

Sabine
Klopfstock (60) äußerte darauf am 19.05.09:
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elvis1951 (59)
(19.05.09)
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 Isaban ergänzte dazu am 19.05.09:
Ich glaube nicht, lieber Klaus, an dich würde ich mich gewiss erinnern.

LG, Sabine
janna (60) meinte dazu am 19.05.09:
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 Didi.Costaire (19.05.09)
Ein beachtliches Gedicht, liebe Sabine. Nicht zu Pan alias Peter, sondern zu Hook alias Heiko bekennt sich das LyrI.

Heiko, der Junge der geschlagen wird und selbst austeilt - nicht neu, fast ein wenig klischeehaft, aber durchaus realitätsnah wie das Sich-Hingezogen-Fühlen zu Bad Guys. Nicht schön, aber echt.

In diesem Gedicht geht es sozusagen Schlag auf Schlag durch die kurzen Sätze und die vielen Satzunterbrechungen in der Versmitte. Das finde ich besonders interessant, da die Unterbrechungen in meinem nächsten Text, von eher umständlichen Satzkonstruktionen flankiert, die Bräsigkeit der Handelnden betonen.

Liebe Grüße, Dirk
(Kommentar korrigiert am 19.05.2009)
EBaas (63)
(27.05.09)
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Klopfstock (60) meinte dazu am 27.05.09:
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EBaas (63) meinte dazu am 27.05.09:
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 Ingmar (30.05.09)
formal die übliche souveräne darbietung von dir. inhaltlich spricht mich das ebenfalls sehr an, insbesondere der letzte vers hats in sich, hinterlässt einen raum zum nachdenken, nachfühlen. schön, klug, gekonnt gemacht. again.

ingmar
Pusteblume (28)
(21.06.09)
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Marjanna (68)
(04.04.18)
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 Isaban meinte dazu am 04.04.18:
Da hast du bestimmt Recht, Marjo.

Ein alter Text, aber einer, der in meinen Koffer gehört, wohin ich auch reise. Ich dank dir sehr für deine erneute Rückmeldung.

Liebe Grüße

Sabine
Graeculus (69)
(04.04.18)
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 Isaban meinte dazu am 04.04.18:
Eine andere Art des Andersseins, lieber Graeculus,
aber auf jeden Fall auch ein "Lonesome Cowboy", einer, der gute Freunde brauchte und nicht wusste, wie er mit seinem Außenseiterstand umgehen konnte/sollte/durfte.

Gewalt ist nie eine Lösung, aber wenn man rat- und hilflos ist, greift man manchmal zu Rettungsankern, die nicht wirklich retten, nur - wie ein Ventil - für einen schnell vergänglichen Augenblick bewirken können, dass man sich kurz, ganz kurz besser fühlt, bevor der Druck wieder steigt.
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