Hör' auf. Sei still. Geh' weg.

Text zum Thema Alltag

von  ZornDerFinsternis

Am besten wäre, es hätte diesen "Menschen" niemals gegeben.
Besser, er würde still und leise von hier verschwinden. Verschwinden,
ohne irgendwo ein Loch zu hinterlassen. Ohne ein fehlendes Puzzleteil
zu sein. Einfach gehen, ohne verabschiedet zu werden. Ganz weit weg.
So weit weg, wie nur irgend möglich. Jeder hasst diesen "Menschen", dieses Wesen.
Diese Tränen und Narben habe ich lange satt. Immer diese Floskeln und leeren Phrasen
- "Leck mich...".
Ob es jemals die Sonne aufgehen sehen hat, das weiß ich nicht.
Ob es Träume und Sehnsüchte kannte, liebte und hatte - wer weiß das schon. Ist auch
noch egal.
Wie schaurig schön, die Stimme des Windes klingt, durfte es nie erfahren. Nur Geschrei
und Verzweiflung kam zu ihm, in seine Dunkelheit, irgendwo - fernab aller Waldeswege.
Und heute weiß ich, dass es nicht mehr weitergeht. Dass es keinen Sinn macht, die Augen weiter vor der Welt zu verschließen. Kann man doch alles Leid, und all die Ängste niemals
"vergessen". Nie damit abschließen, oder gar, damit "leben".
Leben gibt es in diesem Heute nicht mehr. Ich bin nichts. Und ich war niemals. Alles, was ich
vielleicht hier hinterlassen werde, sind ein paar mehr oder minder "bedeutsame" Zeilen. Ein paar leere Kippenschachteln, Whiskyflaschen und Rasierklingen.
Irgendwo, im Gestern, gleich nach dieser "wundervollen" Kindheit, hat mein Leben aufgehört. Neun Jahre habe ich mich gequält. Versucht aufrecht zu stehen. Zu käpfen, nicht zu resignieren. Aber ich bin jämmerlich. Bin, war und bleibe es auch. Behaltet mich ruhig so in Erinnerung. Sofern ihr euch überhaupt an mich erinnern "wollt". Es ist mir egal. Ich versuche einfach nur dem Schmerz aus dem Weg zu gehen. Erfolglos. Wie man sicher bemerkt haben dürfte. Aber wen kümmert es. Es wird keine Stimme mehr meinen Namen verlieren. Ich werde den Kopf nicht mehr verlieren müssen. Nicht mehr lachen müssen, wo doch eigentlich alles einfach nur grausam ist. Werde nicht mehr Antidepressiva und andere Pillen schmeißen müssen, um den Alltag halbwegs zu meistern. Werde mich nicht mehr schneiden brauchen, um zu spüren. Werde nicht mehr betrunken sein müssen, um Wärme und Geborgenheit zu erfahren. Wenn ich springe, dann wird irgendwo dort oben, am Firmament, ein Stern fallen. Mag er noch so klein, und unbedeutend sein... ich werde seinen Platz dort oben einnehmen. Mit jedem fallenden Stern, geht auch ein Licht hier unten aus. Meins, wird niemand vermissen. Es wird hier unten heller strahlen, als zuvor. Solltest du mich heute wieder schlagen wollen, so werde ich mich nicht wehren. Wirst du sagen, dass das Leben ohne mich viel schöner sei, werde ich nicht wiedersprechen. Ich werde kein Gefühl mehr an dich verschwenden, denn du verdienst sie genauso wenig, wie ich. Ich bin dick. Ich bin fett. Ich bin hässlich. Ich bin blond. Meine Haare sind 68 cm lang. Ich habe 75 B. Ich trage Größe 36. Ich habe 7 Piercings. Und? Kennst du mich jetzt? Hast du mich je gekannt? Ich hatte einmal Sex. Ungewollt. Ich ritze. Ich hasse mich. Ich verabscheue diesen Menschen - mich. Glaubst du, du würdest wissen, was du mir angetan hast? Ich saufe. Ich rauche. Alles, bloß, um schneller dieses Leben und die verdammte Erinnerung hinter mir lassen zu können. Was ich sagen will, das weiß ich nicht mehr. Vielleicht wusste ich es nie. Egal. Du hast mich nie gekannt. Ich bin, und war niemals. "Vielleicht hört bald, endlich, alles auf..."

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