Maiores fertilissimum in agro oculum domini esse dixerunt (Plinius der Ältere, ~23 n. Chr. bis 79 n. Chr.; Naturalis historia). Unsere Vorfahren sagten, das Auge des Herrn sei der beste Dünger [am fruchtbarsten].
Isoliert gelesen nicht interpretierbar. Zum recherchierbaren Sachverhalt: Ein ehemaliger Sklave erzielte im 2. Jh. v. Chr. auf seinem Acker weit höhere Erträge als die benachbarten Akteure. Den Vorwurf der Magie entkräftete er mit dem Hinweis auf seinen Arbeitseifer und der Präsentation seiner Ackergeräte und Zugtiere. Das "Hohe Gericht" entschied sodann zu seinen Gunsten: kein Spuk, keine Verzauberung, sondern Tatkraft und Bienenfleiß.
Beliebt waren diese Sentenzen in einer agrarischen Lebenswelt: Oculi et vestigia domini res agro saluberrimae (Columella, 1. Jh. n. Chr.; De re rustica). Die Augen und Fußstapfen (sind) dem Acker höchst zuträglich. In der Tat, denn das Auge des Herrn (oculus domini) steht für Planung, Leitung, Ausführung, Kontrolle. Das wachsame Auge des Herrn, das hat was, auch in der Industriegesellschaft.
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Kommentare zu diesem Text
managarm (57)
(03.10.10)
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Ein alter Spruch jenseits des Limes! Der endete im heutigen Rheinbrohl (caput limitis), also vor NRW. Klingt etwas anzüglich, so als würde da einer pullern. Lothar