Grenzenlos

Gedankengedicht zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  EkkehartMittelberg

Grenzenlos

Das Universum scheint
grenzenlos zu sein.
Im Paradies gab es eine Grenze
durch Verbot.

Dem Menschen sind Grenzen gesetzt:
die Grenze seines Lebens,
Grenzen der Länder,
Grenzen der Ressourcen,
Grenzen des Verbrauchs,
Grenzen des Wissens,
Grenzen der Freiheit,
Grenzen der Macht,
Grenzen der Liebe.

Der Mensch weiß das
und doch
sehnt er sich vergeblich
nach Grenzenlosigkeit.

Sollte seine Seele nach dem Tode
im All aufgehen,
sind ihm keine Grenzen mehr gesetzt.

© Ekkehart Mittelberg, Dezember 2015

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (18.12.15)
Jetzt kommts! Eine positivistische Kritik!

Ist diese Grenzenlosigkeit nicht mehr ein Gefühl, denn die erfassbare Wirklichkeit? Nehmen wir das Wissen. Natürlich hat es Grenzen. Aber kann ein Mensch dieses Wissen je ausschöpfend kennenlernen? Ich z.B. beschäftige mich seit über 30 Jahren mit dem Zweiten Weltkrieg - und erfahre immer wieder neue Dinge. Aus meiner Perspektive ist das Wissen grenzenlos, weil es für mich immer wieder neue Dinge gibt. Ich weiß, dass die Grenze irgendwo "da draußen" ist, aber zumeist ist sie für mich unsichtbar.

Dasselbe gilt für mich als Autor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einmal eine Geschichte beende und dann denke: "Jetzt ist alles gesagt!" Da geht es für mich immer weiter. Das grenzenlose ist da nicht die wirkliche Grenzenlosigkeit, sondern jenes Weitermachen. Ich bin gerade in diesem Bereich ein wenig wie die Evolution. Ich entwickle mich. Dabei gibt es keinen Masterplan. Ich habe dir mal geschrieben, was ich nach "Totengleich" schreiben will. Auch das ist aber nur eine erste Ahnung, eine Art Gerüst, an dem ich mich entlanghangele.

Solange ich meine eigenen Grenzen weiterschieben kann, interessiert mich die Grenzenlosigkeit des Universums ebenso wenig wie die Begrenztheit, die einem Religionen und Ideologien in Ritualen mit bunten Fahnen schmackhaft machen wollen.

Die Vulkanier (aus Star Trek) sagen dazu: Unendliche Vielfalt in unendlichen Variationen.
(Kommentar korrigiert am 18.12.2015)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.15:
Merci, Trekan. Ich kann auch aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, was du schreibst. Es bestätigt mich darin, dass sich der Mensch nach Grenzenlosigkeit sehnt.

 niemand antwortete darauf am 18.12.15:
Er kann sich sehen, wonach er will, Ekki, ein Würstchen bleibt er allemal und seine grenzenlose Freiheit ist eine Schimäre.
Vielleicht beruht seine Sehnsucht jedoch auf der Erkenntnis, dass er von so vielen scheinbaren Kleinigkeiten abhängig ist, dass es schon peinlich werden könnte. Schon eine kleine Peinlichkeit wie eine Verstopfung bringt ihn aus dem Gleichgewicht
Selig die Naiven, welche eine Illusion von Größe in sich tragen.
Mit lieben Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 18.12.15:
Ja, Irene, die Sehnsucht des Menschen nach grenzenloser Freiheit ist ambivalent: Einerseits können ihn bei seinem großartigen Streben, wie du schreibst, schon banale Krankheiten aus der Bahn werfen.
Andererseits wird er darin trotz besseren Wissens, dass er nur ein Würtchen ist, nie nachlassen.
Goethe blieb trotz seines altersweisen Gedichts "Grenzen der Menschheit" in seinen "Prometheus" verliebt, den er als junger Stürmer und Dränger verfasst hatte.

 AZU20 (18.12.15)
Sehnen, von dem man weiß, dass es vergeblich ist? Lohnt sich das? LG

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 18.12.15:
Merci, Armin, wer sich vergeblich sehnt, fragt nicht nach Lohn.

LG
Ekki
Agneta (62)
(18.12.15)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 18.12.15:
Merci Monika. Weil man es nicht weiß, stehen die letzten drei Zeilen in einem Konditionalsatz.
Wie gesagt, Grenzen sind ambivalent und zu ihrem Wesen gehören sowohl Freiheitsbeschränkung als auch Schutz.

LG
Ekki

 Didi.Costaire (18.12.15)
Sehnt sich der Mensch (und ich gehe davon aus, mit dieser Formulierung ist nicht ein einzelner gemeint) wirklich nach Grenzenlosigkeit, wie du im Gedicht beschreibst? Ich schätze, die meisten Leute würde das überfordern und sie wollen lieber das, was sie haben, sichern (wer baut denn schon seinen Gartenzaun ab?) und sie sehnen sich nach sorgenfreien paradiesischen Zuständen (und füllen Lottoscheine aus), unabhängig davon, ob sie an ein Weiterleben der Seele glauben oder nicht.
Dein Gedicht regt zum Nachdenken an.
Liebe Grüße, Dirk
(Kommentar korrigiert am 18.12.2015)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.15:
Merci, Didi, manche kommen im Konfirmationsanzug zur Welt und ihre Sehnsucht reicht nicht weiter als bis zur beschaulichen Gartenlaube.
Aber vielleicht ist es in einem Gedicht doch erlaubt, idealtypisch dem Menschen grenzenlose Sehnsucht zuzusprechen.
Liebe Grüße
Ekki
swetlana (51)
(18.12.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.15:
Grazie für deinen denkwürdigen Kommentar, Swetlana. Vielleicht kann man selbst etwas dazu tun, um im All aufgehen zu können.
LG
Ekki
swetlana (51) meinte dazu am 19.12.15:
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 TassoTuwas (18.12.15)
Hallo Ekki,
mit dem Schlusssatz könntest du Recht haben, schon Reinhard Mey vermutete, "über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein"!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.12.15:
Vielen Dank, Tasso, Beim Fliegen erhält man eine Ahnung dessen, was es bedeuten kann, im All aufzugehen.
Herzliche Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(18.12.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.15:
Merci, wa Bash, du hast es auf den Punkt gebracht.

LG
Ekki

 princess (18.12.15)
Hallo Ekki,

solches Sehnen nach Grenzenlosigkeit birgt viel Potenzial, kontinuierlich über eigene Begrenzungen hinauszuwachsen.

Liebe Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.15:
Grazie, Ira, dieses Sehnen nach Grenzenlosigkeit ist vor allem Künstlern eigen.

Liebe Grüße
Ekki

 Jorge (18.12.15)
Ich glaube nicht, dass der Mensch sich nach Grenzenlosigkeit sehnt.
Natürlich hat er unbegrenzte Wünsche in seinem Gedankenkorb, aber sein eigener Körper, sein Alter, sein Umfeld oder auch seine finanziellen Möglichkeiten begrenzen schnell diese Grenzenlosigkeit.
Ich lasse meine saludos zu dir Ländergrenzen überschreiten
Jorge

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.15:
Jorge, es ist richtig, dass die Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit immer wieder auf Grenzen stößt. Aber sie ist irrational und von der Vernunft nicht einzudämmen.
Herzliche saludos zurück
Ekki
Lewin (75)
(18.12.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.15:
Lieber Lewin,

Merci, man muss die Sehnsucht nach dem Infiniten historisch sehen. Im Sturm und Drang und in der Romantik teilten sie nahezu alle Dichter, während man im Biedermeier die Seele schön zu Hause ließ.

Liebe Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 19.12.2015)
Lewin (75) meinte dazu am 20.12.15:
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 JohndeGraph (18.12.15)
Menschen sind eben grenzwertig, da sie immer versuchen ihre Grenzen zu überschreiten. Grüße J.d.G.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.12.15:
ja, danke, John, das macht sie so interessant: das Prometheische.
Beste Grüße
Ekki
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