Ordnung als Selbstzweck

Erörterung zum Thema Zwang

von  loslosch

Ordo est anima rerum (nach K. F. W. Wander, 1803 bis 1879; Deutsches Sprichwörterlexikon, 1869). Ordnung ist die Seele der Dinge. Oder: Ordnung ist das halbe Leben.

Mit diesem Spruch werden seit Generationen unsere lieben Kleinen zur Räson gebracht. Die setzen sich zur  Wehr: Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen. In der Tat gibt es eine Art von Ordnungswut, -tick, -fimmel. Er kann Indiz sein für eine "ungeordnete" Seele.

Ein Bundeswehr-Unteroffizier im kraftstrotzenden Alter betreut im Vorraum eine Liste, in die die Rekruten die Zeit ihres Zu- und Abgangs eintragen müssen. Die großflächige Ablage, hinter der er thront, zeichnet sich durch klaffende Leere aus. Lediglich eine Mappe mit Kuli. Jeder Rekrut, der sich ein- oder austrägt, hat die Anweisung des Offiziers strikt zu befolgen: Der Kuli muss nach Verrichtung stets parallel zu einer der Seitenlinien platziert werden. Zwei erlaubte Positionen. Bildlich: in Nord-Süd-Richtung oder in Ost-West-Richtung.

Jener subtile Ordnungssinn mag Ausdruck der Unterforderung des Unteroffiziers sein. Hat er wieder eine ausfüllende Tätigkeit, kommt die Seele in die Balance. Andernfalls wird er zum neurotischen Fall. Dann lieber: Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen. Aber Vorsicht! Das Messi-Syndrom winkt von fern. Zwischen Scylla und Charybdis ist die Fahrrinne schmal.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(22.10.16)
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 loslosch meinte dazu am 22.10.16:
diesmal solls eine erörterung sein.

 Bergmann (22.10.16)
Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun.
(Heinrich Mann, Der Untertan)
:-)

 loslosch antwortete darauf am 22.10.16:
die nazis waren partiell wahre ordnungsfetichisten!

 niemand (22.10.16)
Mir scheint es so, dass Leute die derart penibel und penetrant
an Ordnung festhalten, selbige als eine gewisse Klarheit/Übersichtlichkeit im unübersichtlichen Dasein sehen [Dasein als solches, das ja nirgends einzuordnen ist, weil unberechenbar]. Mit ihrer Ordnungssucht schaffen sie sich ein Eckchen in welchem alles feststeht und zwar so wie sie es festlegen. Sollte mal etwas verrutschen, dann kann man es selber wieder grade rücken, was ja im Leben zwar auch schonmal, aber doch nicht immer gelingt. Und krankhafte Ordnungsliebhaber sind auch krankhafte Kontrollfreaks
ich glaube, die sind nicht zu faul zum Suchen, denn Fleiß kann man ihnen jederzeit bescheinigen [stete Ordnung verlangt Arbeit und Disziplin]. LG Irene

 loslosch schrieb daraufhin am 22.10.16:
wenn ordnung geeignet ist, sog. zeitdiebe zu verjagen, ist sie "in ordnung", irene. lo
heilerfeld (33)
(22.10.16)
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 loslosch äußerte darauf am 22.10.16:
göttlich!

ich geh wieder nach batumi, chess24.com, jugend-wm schach unter 12. vincent keymer spielt göttlich. sags deinem kumpel!

 TrekanBelluvitsh (22.10.16)
Für viele beschränkt sich Struktur auf Äußerlichkeiten, die vorgeblich gesellschaftliche Vorbildfunktion haben. Darum wählt der Uffz. heute auch bestimmt AfD.

 loslosch ergänzte dazu am 22.10.16:
das könnte hinkommen.
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