Sperrmüll

Sozialdrama zum Thema Umwelt/Ökologie

von  Fritz63

Sperrmüll – ausgemustert einfach weggeworfen, so etwas kennt heute jeder.

Vorige Woche war bei uns in der Straße wieder einmal Sperrmülltag. Dazu ist es bei uns üblich eine Postkarte an das Entsorgungsunternehmen zu senden, die wir auf unserer Gemeindeverwaltung für maximal drei Abtransporte pro Jahr und Haushalt – kostenlos – noch immer durchführen dürfen. Die Kosten werden über die Gebührenpauschale für den ganzen Müll mit erhoben von jedem Haushalt.

Ein großer Riesenhaufen an Dingen, die von seinem alten Besitzer einfach nicht mehr gebraucht werden, weil man beispielsweise etwas Neues gekauft hat, oder auch nicht mehr benötigt unnötig und den Keller oder Dachboden versperrt wird da alles kunterbunt auf den Gehweg an der Straße abgestellt. Es ist ja natürlich sehr einfach, das es eine solche Abholungsmöglichkeit gibt, die in keinen Haushaltsmülleimer passen und auch der Mülltrennung somit entgehen. Es gibt auch Stellen wie beispielsweise den Bauhof zur Entsorgung von Kühlschränken, Gartenabfällen, Neonröhren und auch Bauschutt und vielen anderen Dinge die sich so ansammeln im Lauf der Zeit. Nicht nur in unserem Ort gibt es auch Betriebe und Organisationen in der Umgebung, wo immer wieder auch gebrauchte Möbel und dergleichen für Menschen mit kleinem Geldbeutel – also im Secondhandshop gesammelt und dort verkauft werden, oder auch um sie Bedürftigen zukommen zu lassen. Meist genügt ein Anruf um einen Abholungstermin zu vereinbaren, denn dies ist Service und kostenlos möglich. Aber kaum einer macht sich leider die Mühe, dort überhaupt einmal anzurufen, damit die Sachen auch von dort abgeholt werden. Es ist so eine Art Desinteresse oder auch Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft einfach so wie es ist üblich geworden, alles über den Sperrmüll Abtransport zu erledigen. Die Dinge, die man so entdeckt einem schon manchmal fast etwas weh tun kann. Besonders wenn man darüber regelrecht stolper, denn ich bin kein Mensch der in anderen Leuten Müll herum wühlt. Aber so ein Streifzug durch unsere Straße hat mich schon etwas stutzig gemacht.

Da standen beispielsweise Kinderreisebetten, sogar noch komplett aufgebaut und man konnte sehen, das es siech sogar noch tadellosen Zustand befand und sehr gut erhalten war. Man hat sich ja nicht einmal die Mühe gemacht, sie zusammen zu klappen, oder unnutzbar zu machen – es also zerstörte. So das dieses Monstrum den ganzen Gehweg versperrte, für die Fußgänger blockierte. Bis zur Beseitigung durch den beauftragten Abtransport. Dann waren dort gleich noch mehrere Kinderwagen, einer sogar gut geeignet zum Umbauen, so das man dieses Teil später sogar als Sportwagen noch längere Zeit weiter benutzen kann, wenn das Kind zu groß geworden ist und nicht mehr im Kinderwagen liegen wollte. Dieser war eine sehr spezielle Konstruktion war klapp- und auch abnehmbar und hatte ein ganz modernes Muster, incl. Schonbezug und allem drum und auch dran was dazugehört und noch aussah, wie aus dem Geschäft frisch abgeholt, wo er zuvor einmal gekauft wurde. Dann gab es weiterhin Möbel wie beispielsweise mehrere Vitrinen sowie auch einen Couchtisch und sogar mehrere Regalböden, eine Fernsehkommode und andere Kleinmöbel. Einen alten Staubsauger und andere Haushaltsgeräte, die jedoch schon bessere Zeiten erbeten und wohl auch defekt waren, denn überall fehlte das Kabel und auch der Stecker ,wie ich sofort erkannte. Vielleicht waren sie auch wirklich nicht mehr funktionsfähig oder man wollte verhindern, das sie jemand einfach mitnahm. Es kann aber auch möglich sein, das einfach nur von der Farbe her diese Teile nicht mehr zur aktuellen Kücheneinrichtung passten und nur der Geschmack sich geändert hat. Denn auch und gerade diese speziellen Geräte können in einem in der Nähe liegenden Recyclinghof gebracht werden oder es gibt auch die Möglichkeit sie in einem Reparatur Café dort nur vorbeizubringen, ist wohl zu viel verlangt, damit die dort ein ehrenamtlicher Bastler überprüft. So etwas dann auch gerne weiter verkaufen darf für den kleinen Geldbeutel oder einfach nur als Ersatzteillager weiter verwendet werden kann. Man hätte es nur ganz einfach dort hinbringen können. Wenn da nur nicht immer diese vorhandene Bequemlichkeit wäre, war dafür mein Gedanke und so etwas wie eine Entschuldigung von mir als Kommentar dazu der mir durch den Kopf schoss.

Dann sah ich noch einen rosaroten Kinderroller, sogar ein blaues Kinderfahrrädchen mit Stützrädern, die noch optisch komplett alles auch in Ordnung waren, eben nur etwas abgestoßen an der Farbe am Rahmen. Was mich jedoch am meisten wurmt, sind die vielen kleinen und großen Plastiktüten voller Kleidung, die nun einmal beim Sperrmüll absolut nichts zu suchen haben und außerdem steht an fast jedem Supermarkt oder öffentlichem Gebäude oder Kirche der Kleidercontainer für diesen Müll – oder auch Rohstoff bereit. Bei uns sogar direkt an der nächsten Straßenecke genau gegenüber von diesem Sperrmüllanger. Es ist halt einfacher und bequemer es nur vor die Türe zu stellen und von anderen entsorgen zu lassen, was aber auch diese Herren etwas verwundert hat aber jeglichen Kommentar vermieden, als sie wenig später dort ankamen und auch so wie ich es mir dachte miteinander kommentierten. Sie ließen auch andere Dinge dort stehen die nicht in den Sperrmüll sondern getrennt über den Hausmüll zu netsorgen sind. Man hätte nur die Straße überqueren brauchen, um diese Dinge fachgerecht zu entsorgen. Soviel Ignoranz und an einfach "Nichts" denken dabei, das ist schon fast unerträglicher Alltag sagte mir einer beimvorübergehen. Besonders deshalb und in Anbetracht dessen, wie viele Menschen heute mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Doch wer sich daran bedient macht sich bekanntlich strafbar, wurde mir erklärt und war mir bekannt. Ich wundere mich schon lange nicht mehr über diese Wegwurf Mentalität, die es in früheren Jahren in dieser Form und Art nie gegeben hat.


Vielleicht kommt es aber auch nur daher, weil ich in einer Zeit wo ich selbst noch Kind war und damals aufgewachsen bin und es miterlebt habe, wo man aus allem noch etwas machen konnte oder versucht hat Dinge und Sachen noch zu reparieren oder sogar zu verschenken wenn sich keiner mehr dafür interessierte oder Verwendung hatte dafür. Wie auch die vielen Bücher, Romane usw. in alten Bananenkartons verpackt, halb geöffnet dort herumstanden wie ausgeplündert. Die ja eigentlich absolut nichts im Sperrmüll zu suchen haben, sondern auch von Hilfsorganisationen sogar abgeholt werden und dann für eine kleine Spende einen neuen Leser finden können. Aber leider so halt ehe sie dann hier in diesem Abfall einfach nur landeten, besser gesagt für immer verschwinden, kann einen schon etwas zornig machen. Wenn man so etwas zu Gesicht bekommt.

Einen ganz kleinen aber positiven Erfolg hatte mein kleiner, nicht geplanter Streifzug durch unsere Straße aber doch zu verbuchen. Ich habe einem kleinen mit Sicherheit einmal sehr geliebten Teddybären einfach nur das Leben gerettet.
Auch wenn dieser Teddy kein jemand ist und sich so als kleines herziges Kuschelbärchen outet. Er lag so einsam und auch verloren unter all dem sonstigen Gerümpel versteckt, auf einem alten Sessel fast unsichtbar und ich konnte einfach nicht widerstehen oder es zulassen, das diese ja brutale Zermalmungszange von dem anrückenden Müllwagen ihn so einfach nur platt gedrückt und aufgefressen hätte. So habe ich mir ein Herz genommen und das süße Bärchen einfach aufgehoben und an mich genommen. Zu Hause angekommen, habe ich ihn sanft gewaschen und da sitzt es nun und wartet darauf demnächst als ein kleines Geschenk für einen lieben Menschen noch einige Zeit beigelegt und wohl auch als Tröster geliebt zu werden. Wahrscheinlich wird es auch ein Liebesgeschenk an den Kindergarten, der sich ganz in unserer Nähe befindet. Die einstige Liebe eines Menschen ist ganz einfach von ihm gegangen und der Nachweis, das er einmal sehr von einem Kind geliebt wurde und kurzerhand im Müll entsorgt, beweist der bunte Schal um seinen Hals. Ich glaube zumindest, er hätte wohl auch jedem anderen das Herz gebrochen, der Ihn in diesem Jammerzustand gefunden hätte, um ihn vor der Vernichtung zu bewahren sei es mir verziehen, dieser kleine “Diebstahl“. So kann es wohl nur möglich gewesen sein, denn mit Sicherheit bekommt er bald wieder jemanden, der ihn wie früher einmal sehr lieb gehabt hat.

Bevor nun Entrüstungsstürme über mich hereinbrechen, muss ich folgendes hinzufügen: Ich kenne übrigens diese Familie persönlich sehr gut und auch die Kinder aus diesem Haus, aber niemanden hat dieser Teddybär wohl gehört, denn ich fragte ein paar Tage später ob er denn von niemanden vermisst wird und als ich ihn den Kindern und der Mutter zeigte, kam ein einhelliges „nein – so einen Teddy kennen wir nicht“ - also bleibt nur die Vermutung übrig, das ein Unbekannter dieses Teil hier einfach absichtlich entsorgte, ihn mit Absicht wohl genau hier abgelegt hat, wo sich ja ersichtlich Spielzeug befand, und damit ist es auch kein Diebstahl mehr und keine Straftat, einem Teddybären eine Lebensverlängerung zu gewähren, hat mir auch die Mutter versichert, wo ich ihn gefunden hatte.

© F. May 02.03.2018 veröffentlicht bei KV

Buch Nr. 005 – meine erste Kurzgeschichte / Erzählung


Anmerkung von Fritz63:

Jeder hat natürlich darüber eine eigene Meinung und ich würde mich freuen wenn neben dem Text auch etwas an eigener Meinung hier zu einer Diskussion zu diesem Thema jemand beitragen möchte - vielen Dank.

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