Warum wird man freiwillig Nutte?

Text zum Thema Emanzipation

von  Xenia

Häufig werde ich gefragt, warum ich als "ehemalige" Punkerin "sowas", dh. Escort, mache. Lustigerweise steht die Lebenseinstellung Punk und die Tatsache, dass ich als Nutte Geld verdiene, für die meisten Menschen in so einem krassen Gegensatz, dass sie mich nicht mehr als Punk klassifizieren können. Gut so, ich hasse Schubladendenken. Schlecht so, warum kann man als N...te denn kein Punk sein? Ehrlich gesagt bin ich bezüglich dieser Weltanschauung noch zu keinem sinnvollen Endergebnis gekommen. In meinen Augen verkaufe ich mich nicht mehr als jede andere Dienstleistende, im Gegenteil, eigentlich sogar weniger, da ich mir meine Kunden frei aussuchen kann und von daher nicht gezwungen bin, zu jedem nett zu sein. Für mich bedeutet Escort in erster Linie Selbstbestimmung und da wären wir auch schon beim eigentlichen Thema dieses Blogs:
Ja, warum macht Madame das? Was gibt mir das?

Eine kurze Auflistung. Näheres dazu später.

1. Selbstbestimmung
2. Emanzipation
3. Kommunikation und Lust



1. Selbststimmung

Escort ist, wenn freiwillig und auf eigenen Füßen ausgeübt, eine sehr selbstbestimmte Art und Weise, sein täglich Brot zu verdienen. Ich kann kurzfristig bestimmen, wann und wo ich arbeite, ich bin nicht auf das Wohlfallen eines Arbeitgebers angewiesen, ich kann bestimmen, mit wem ich was machen will, und ich kann den Preis bestimmen, der mir dafür angemessen erscheint. Jedoch ist logisch, dass je wählerischer ich bin, ich einen umso kleineren, aber feineren Kundenkreis anziehe.


2. Emanzipation
Was hat Escort mit Emanzipation zu tun? Man lebt doch von den Männern, die einen f..cken wollen. Ja, richtig. Frau muss dazu aber keinen davon heiraten und Frau sucht sich aus, wer das "Privileg" hat, dies auch tun zu dürfen. Wer bei dieser Aussage noch Fragen hat und denkt, Escort sei irgendwie nicht feministisch, kann sich gerne bei mir melden, ich diskutiere gerne. Frauenverachtend ist dieses Gewerbe nur dann, wenn es gegen den Willen der Frau geschieht. Ansonsten ist der Fakt, dass ein Mann bereit ist, Geld dafür zu zahlen, dass ich mit ihm schlafe, ein Loblied auf meinen Körper, meine Sexualität. Auch bekomme ich im Rahmen meines Jobs so oft Komplimente, dass es mir schwer fällt, sie nicht zu glauben. Es pusht übrigens auch mein Selbstbewusstsein. Vielen Dank dafür an dieser Stelle, Jungs.

3. Kommunikation und Lust
Ich rate jeder Frau, die sich gerne zeigt und gerne Sex hat, sich in diesem Gewerbe eine Zeit lang umzusehen. Es ist wirklich interessant, welchen Menschen man begegnet. Ich habe als N..te schon Jungs gefi...kt, die ich so schön fand, dass ich mich nie getraut hätte, sie anzusprechen. Es ist für mich ganz wichtig, dass ich die Jungs sympathisch und/ oder optisch ansprechend finde, da ich sonst nicht das Maß an sexueller Erregung aufbringen werde, das ich für einen meiner Meinung nach gelungenen GV aufbringen sollte. Ich finde, Lust und auch Lust an dem Menschen, dem man gegenüber sitzt oder unter dem man liegt oder oder, ist Priorität. Ich habe dafür ein gutes Gespür entwickelt. Deswegen genieße ich die meisten meiner Dates sehr. Wenn man als Frau keine Lust auf den Menschen hat, keine kommunikative Verbindung, keine Sympathie aufkommt, sollte man es meiner Meinung nach lassen, weil es dann einfach nur verschwendete Lebenszeit für beide ist.

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Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (16.11.18)
Toller Text. Zehn Leute von deiner Sorte und dies Plattform hätte eine Existenzberechtigung.

 Xenia meinte dazu am 16.11.18:
Danke

 Dieter Wal (16.11.18)
Ich empfehle Xenias auf Sympathie und solider Bezahlung basierenden Texte und lebe sehr gut davon, sie hingabevoll zu loben. Danke, Xenia! Dieser Text ist wieder umwerfend. Das waren zwei Lobhudeleien bei kreativer Wortwahl. Pro Kompliment 100€. Dieselbe Bankverbindung. Du finanzierst damit meine Gedichte und bist indirekte Mäzenatin. Ich liebe dich. 300?

 Xenia antwortete darauf am 16.11.18:
Haha. Der war nicht schlecht. Wirklich.

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 16.11.18:
Wenigstens du verstehst Ironie. Danke. Diesen Text halte ich für originell, weil er authentisch klingt. Sprachlich ist er Knäckebrot. In der Art könntest du genau so als Bloggerin schreiben. Gibt es den Blog bereits? Dann solltest du ihn verlinken. Der Text an sich wirkt zwar authentisch, doch es fehlt ihm völlig Charme. Er würde deutlich besser, wenn du ihn so formulierst, dass der Leser etwas von dir als Persönlichkeit empfindet. So wirkt er bemüht-professionell und eher kalt. .

Antwort geändert am 16.11.2018 um 10:50 Uhr

 EkkehartMittelberg (16.11.18)
Ein sympathisch offener Text, den ich in jeder Hinsicht nachvollziehen und akzeptieren kann.
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