Die Religion der Griechen und Römer stellte das Ideal des Schönen im Wahren dar. Die antike Skulptur, der idealisierte realistische menschliche Körper, erhöht die bloße Gesundheit zum Ideal des Schönen (1).
Die moralische Religion mit dem Ideal des Guten und der Symbolfigur des sich weiblich, passiv, empfangend verhaltenden Mannes (Jesus) zelebriert die Verletzlichkeit als das Schöne, wobei die Verletzung geschehen sein muss (2).
Der idealisierte idealistische menschliche Körper, verletzlich, aber unversehrt, schwach, aber nicht krank, ist nun das Symbol der Religion des Schönen, die das Schöne nicht im Wahren oder Guten, sondern im Schönen selbst realisiert (3).
Anmerkung 1: Diese, nach Hegel klassische Kunst, ist androzentrisch-androgyn. Es gibt keine Schönheit über das Gesunde hinaus.
Anmerkung 2: Diese, nach Hegel romantische Kunst, ist gynozentrisch-androgyn. Schönheit über die Gesundheit hinaus kann hier nur durch Krankheit oder Verletzung erreicht werden, denn der Gegenstand (der erwachsene Mensch) wird dem Ideal des Schönen nicht gerecht.
Anmerkung 3: Das Schöne als es selbst in menschlicher Gestalt in die mädchenische Zartheit. Das männliche Prinzip zieht sich in den Geist des Betrachters zurück, das Weibliche blüht voll auf ohne Frucht. Die Natur ist im Engelsbild des Mädchens überwunden, zugleich aber als unendliche verspielte Potenz (Kindlichkeit) entfaltet.