kaum senkt die nacht sich auf den brocken nieder
geht's an walpurgis dorten richtig rund
die hexen und der teufel kehren wieder
und halten bis in früh’ste morgenstund
ihr ausschweifendes treffen ab wie immer
das nie wer unbefugt ist sehen darf
es gibt nämlich nicht wen’ge frauenzimmer
die sind seit je alljährlich richtig scharf
darauf den teufel in aktion zu sehen
ne menge kerle sähen dito gern
was so für sachen auf dem berg abgehen
doch bleiben sie ihm vorsichtshalber fern
zumal das schön die phantasie befeuert -
der neugier nachzugeben wär’ bescheuert...
als pegasus mal nachts um’ brocken kreiste
zur märzenzeit lag schnee auf des plateau
und winter herrschte noch der’s gerne weißte
denn weißmacher ist er ja sowieso
das konnte pegasus jedoch am landen
nicht hindern - keiner sah es in der nacht -
nah’ dort wo sich die anlagen befanden
für funk und fernseh’n und der wetterwacht
er trabte dann mit angelegten flügeln
im schnee ein wenig auf der kuppe rum
und suchte - neugier ist ja schwer zu zügeln -
nach zeugnissen der bergesmythen um
orgiastisches hexen- und teufelstreiben
doch ließ das weil’s nichts brachte alsbald bleiben...
TEUFELSKANZEL
hexenaltar teufelskanzel
hexenbrunnen hexenmoor
kommen auf dem brocken vor
auch das waschbecken der hexen
das sich selbst mit wasser füllt
ziert den höchsten berg des harzes
und passt wunderbar ins bild
von dem spuk und von dem treiben
das man dort zugange wähnt
und von dem selbst dichter schreiben
wenn sich hex’ nach satan sehnt...
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jüngst flog um’ brocken eine nebelkrähe
und krächzte was das zeug hielt - „ach du gott“
lachten da selbst die häher in der nähe
„wer so die backen bläht muß aufn pott!“
der brocken verzog dabei keine miene
ihn kümmert kräh’ngekrächze nicht im traum
es haben manche vögel eben spleene
die kriegte selbst ein freud in griff echt kaum -
der teufel und die hexen steh’n indessen
für die walpurgisnacht bereits am start
auf wolllüstigstes treiben voll versessen
denn daran wird in der nacht nie gespart
berichten jedenfalls alte legenden
die stets der phantasie viel nahrung spenden...
kaum kam der kasper heim von den chinesen
[da war er nämlich kurzfristig gewesen
vielleicht könnt ihr darüber später lesen]
riskierte er ’n ritt auf einem besen
die hexe lud den kasper dazu ein
der himmel sollte wolkenlos bei sein
der besen klemmte zwischen ihren beinen
und riesenhaft war gelb der mond am scheinen
sie starteten direkt im hexengarten
der start ließ dann nicht lange auf sich warten
um mitternacht bei vollmond gings zum brocken
ihr glaubt das nicht - nur ist es wirklich wahr!
vom tal herauf da klangen seltsam glocken
dem kasper sträubte sich das nackenhaar
und gänsehaut war er zudem am kriegen
das wäre ja bei allen wohl der fall
wenn sie mit hexe auf nem besen fliegen
nachts voll am mond vorbei rund wie ein ball
das tat nun aber weiter nichts zur sache
das tat ja auch zum glück nun gar nicht weh
die hexe rief: "!schau her was ich jetzt mache!"
und setzte mit dem besen auf im schnee
verschneit lag nämlich schon des berges kuppe
und kasper fror sich fast die finger blau
sie aßen schnell zwei teller teufelssuppe
im osten wurde schon der morgen grau
die beiden flogen wie der blitz nach hause
das kasperle legt’ sich ins warme bett
der besen kam mit in die hexenklause
und insgesamt war doch der ausflug nett...
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herüber grüßt der brocken in der frühe
voll sichtbar heute ohne nebelbrühe
und lüftet froh drob quasi seinen hut
brummt wohlgesinnt: “machst deine sache gut
bleib' schön am ball und halt' kurs weiterhin
so felsenfest wie ich es seit je bin!”
“das habe ich auch vor” sprach ich “und freue
mich über solchen zuspruch stets aufs neue
von einem der nie wackelt und nie wankt
sei allerherzlichst deshalb für bedankt!”
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nebel herrscht immer wieder auf dem brocken
doch trotz der dann voll eingeschränkten sicht
bleibt keine teufelsbraut zuhause hocken
denn nacht und nebel stören hexen nicht
sie landen an walpurgis auf der kuppe
des berges ohne navi und problem
selbst bei der allerdicksten nebelsuppe
ihr orientierungssinn scheint echt extrem --
es stürzte auf dem brocken vor neun jahren
ein flugzeug ab zum allerersten mal *
flog einfach wohl zu tief und zudem waren
die sichtverhältnisse suboptimal -
dicht nebel herrschte in den morgenstunden
zwei menschen haben so den tod gefunden...
* http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Zwei-Tote-bei-Flugzeugabsturz-auf-Brocken
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der sommer gewährt mit dem nachmittagslicht
vom waldrand aus herrliche harzbergesicht:
der brocken grüßt mich aus der ferne
und man darf sagen so moderne
zeiten wie sie rundum walten
sind ja dem blocksberg diesem alten
berg mit plattplateau und kuppe
absolut von jeher schnuppe
schlechterdings schnurz wurscht und gleich :
ihn gab es schon da war vom reich
dem deutschen lang noch nichts zu sehn -
viel sah er auf- und untergehn
in hunderten millionen jahren
die selten unterhaltsam waren
erst mit dem mensch kam sie ins spiel
die unterhaltung und ihr ziel
ist remmidemmi tag und nacht
woraus ein berg sich gar nichts macht
und erst recht nicht so ein brocken
den kann überhaupt nichts schocken
den läßt wie den wind und wald
all dergleichen blödsinn kalt...
der brocken er grüßt mich bewaldete höhn
sind um ihn herum gleichfalls grüßend zu sehn
so hoch nicht wie er - doch er ist oben kahl
ganz anders die höhn mit viel wuchs überall
wie alter und jugend fast wirkt es das bild
enthaarten haupts einer die andern voll wild...
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zum himmel sprach jüngst erst die erde:
„dass ich dürrer immer noch werde
das liegt auch an dir -
dein s/regen fehlt mir
selbst schon in der fruchtbaren börde!“...
...auch am brocken
ist's zu trocken:
gestern nachmittag waldbrand
in der ferne wo ich stand
auf dem feldmarkweg mit sicht
auf den brocken konnt' ich's dicht
allerdings nur qualmen seh'n
dacht' wird schon zu löschen geh'n
es brennt aber dort immer noch
denn der brand geriet dann doch
außer kontrolle sogar
was kaum voraussehbar war -
selbst 'focus' berichtet drob heute
viel wald fällt den flammen zur beute...
https://www.focus.de/panorama/welt/feuer-ausser-kontrolle-waldbrand-am-brocken-breitet-sich-aus-62-hektar-brennen-im-harz_id_140071957.html
[4.9.22]
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zum torfhaus rüber blickte jüngst der brocken
und dachte bei sich fast ihn tritt ein pferd:
echt massen tat der schnee zum rodeln locken
und skifahr'n, was im lockdown grundverkehrt
die autos stauten sich auf kilometern
die parkplätze war'n voll und warterei,
oft stundenlange, ließ schon manche/n zetern
der'n kind und kegel quengelnd mit dabei...
es treibt die pandemie schon nette blüten
und dämlichkeit gehört gewiß dazu
denn statt durch einsicht schlimm'res zu verhüten
schnürt scheint's das ganze land die wanderschuh,
genervt davon zuhause rumzuhängen,
um auf dem torfhaus sich wie blöd zu drängen...
[5.1.21]
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die puste geht dem besen aus
zum hals hängt ihm die zunge raus:
die hex' umkreist den piz palü
entnervt in aller herrgottsfrüh
der flug war lang der flug war kalt
kein harz zu sehn kein tannenwald
walpurgisnacht hat sie versäumt
denn ja ihr navi hat geträumt
nein nicht nur das : total versagt
dem oberteufel sei's geklagt
zum blocksberg wollt' sie ist doch klar
wo immer schon walpurgis war -
berninagruppe und graubünden
wo will man da den blocksberg finden?!
drei gipfel auch - nicht einer platt
so schön wie dieser kuppe hat
[ obwohl natürlich hat die schweiz
nicht nur touristisch manchen reiz ]
hochgelobt selbst einst von goethe...
nein der piz palü der böte
filmisch optimal kulissen
[ leni riefenstahl läßt grüßen! ]
doch auf viertausend meter knapp
frör' satan sich den hintern ab
hätt' keinen bock auf hexentanz
mit steifgefror'nem teufelsschwanz
und hexen gleichfalls glaubt mir das
hätten dabei null bock und spaß...
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