ABSTERBENDE ROMANTIK HERMAN CERVUS HERMAN LOENS ISOLDE KURZ
Gedicht zum Thema Romantik
von hermann8332
ABSTERBENDE
ROMANTIK
von Arminius Cervus
Spätsommerliche Blume
von verwaschenem Blau
ins fahle Gelb
des trockenen Feldrains
gebettet
Wenn ich in deine blauen
Blütenblätter schau
und sehe dies verblasste Blau
da deucht`s mir
was ich geworden bin
und es kommt mir in den Sinn:
Ich bin ein verwässerter
angestaubter und ausgebleichter
Romantiker
in betagten Jahren
und kein juveniler Novalis
der die blaue Blume sucht
mit pubertärem Enthusiasmus
Damit ist schon lange Schluß
denn es ist mir mit den Jahren
ständig widerfahren,
daß der Realismus
dem romantischen Idealismus
die blaue Farbe raubt ...
auch wenn man an ihn
noch so sehr
in seiner Jugend glaubt
… und ihm die glühende
Naivität entzieht ...
so daß man ihn nun
blasser sieht ...
und nicht als das
was er war
als BLAUE BLUME
leuchtend klar
doch unerreichbar
welche Visionen gebar:
irreal , strange , sonderbar
jenseits der Rationalität
doch unzureichend
für die Surrealität
und leider Gottes
so manches Mal
von mäßiger Qualität
hat man in Worte sie gefaßt
weil dann manches
nicht ganz paßt
denn was auf dem Papier
nun steht
ist oft absonderlich
verquast
O, blaue Wegewarte,
wie lange willst du noch abwarten:
schon längst gemischt sind alle
Karten
Vergibst du Liebeszauber ?
Schenkst du Unbesiegbarkeit
im Kampf ?
Oder ist das alles Krampf ?
Erlöst du mich
von meinem Leid ?
Meine blaue angestaubte Blume
der albernen Romantik
Ich geh heute an dir vorbei
und dreh mich zu dir um
und gehe ein paar Schritte
weiter
und verhalte mich dumm ...
… leider:
denn ich dreh mich
nochmals um
und blick im Zorn
erbarmungslos auf dich
zurück
und schreie dich an
so laut ich kann
Warte , warte nur immerzu
dann welkst auch du !
Wegewarte
- Hermann Löns
Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.
Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast deine Augen
Von mir abgewandt.
Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind.
Da stehst du und wartest,
Daß ich komme daher,
Wegewarte, Wegewarte,
Du blühst ja nicht mehr.
Isolde Kurz
Wegwarte
Mit nackten Füßchen
am Wegesrand,
die Augen still
ins Weite gewandt,
saht ihr
bei Ginster und Heide
das Mädchen
im blauen Kleide?
Das Glück kommt nicht
in mein armes Haus,
drum stell ich mich hier
an den Weg heraus;
und kommt es
zu Pferde, zu Fuße,
ich tret' ihm entgegen
mit Gruße.
Es ziehen der Wanderer
mancherlei
zu Pferd, zu Fuß, zu Wagen
vorbei.
Habt ihr das Glück
nicht gesehen?
Die lassen sie lachend
stehen.
Der Weg wird stille,
der Weg wird leer,
so kommt denn heute
das Glück nicht mehr?
Die Sonne geht rötlich nieder,
ihr starren im Wind die Glieder.
Der Regen klatscht ihr
ins Angesicht,
sie steht noch immer,
sie merkt es nicht:
Vielleicht
es ist schon gekommen,
hat die andere Straße
genommen.
Die Füßchen wurzeln
am Boden ein,
zu Blumen wurde
der Augen Schein,
sie fühlt's und fühlt's
wie im Traume,
sie wartet
am Wegessaume.