Ein nostalgischer Gedanke?

Ansprache zum Thema Krieg/Krieger

von  Fridolin

Ich würde ja wirklich heute gern nochmal zur Schule gehen. Damals, Anfang der 60er Jahre, hat man uns erzählt, Auge um Auge, Zahn um Zahn sei alttestamentarisch; in jetzigen Zeiten werde das und auch die Blutrache nur in besonders rückständigen Staaten noch praktiziert. Eigentlich sei so etwas nur bei der Mafia noch üblich. Sagt man das heute auch noch so? Aber wie erklärt man dann das, was dieser Tage als verantwortungsvolle Politik verkauft wird?
Vielleicht
gibt es hier ja jemanden, der noch näher an seiner Schulzeit ist, oder einer von Euch praktiziert noch als Lehrer und kann mir Auskunft geben. Müsste nicht an oberster Stelle das Bemühen um Versöhnung zwischen verfeindeten Parteien stehen? Warum hört man davon so gar nichts? Es gibt keine Appelle zum Gewaltverzicht mehr. Das ist offenbar vollkommen „out“.
War
eine solche Prioritätensetzung nur eine Sentimentalität der Nachkriegszeit?

Etwas später las ich dann „Menschliche Kommunikation“ von Paul Watzlawick und glaubte, das, was er "Symmetrische Eskalation“ nennt, sei das Patentrezept für alles, was zwischen Menschen schief laufen kann. Der wissenschaftliche Begriff sozusagen, der mit seiner stringenten Logik auch ewig Gestrige zum Umdenken bringen müsse. Mehr desselben“, was ja letztlich hinter "Auge um Auge, Zahn um Zahn" steckt, hilft nur scheinbar; faktisch vergrößert es nur die Probleme.

Logisch erscheint es mir immer noch, aber was handelt sich einer ein, der heutzutage daran erinnert? Auch: Wie wird es mir mit diesem Text hier ergehen?
Ich weiß schon: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Aber muss man deshalb die Nachbarn noch böser machen?



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Kommentare zu diesem Text


 Rosalinde (14.10.23, 07:57)
Hallo Fridolin,

zu viele Menschen sind schon gestorben. Das mag den Eugenikern entgegenkommen. Aber diese Gangsterbande vom WEF und seinen Hintermännern hat, auch wenn es so scheint, in unserer Welt nichts zu sagen. Es sind Barbaren.

Nun ist es mit der Versöhnung so eine Sache. Heute geht es bei allen Kämpfen auf der Welt in erster Linie darum, die Rechte der Menschheit gegen eine Bande von hochorganisierten Verbrechern durchzusetzen. Aber wenn man zu früh an Versöhnung denkt,
wird es nur ein halber Sieg, sonst können jederzeit die Kämpfe wieder aufflammen, sei es in der Ukraine, sei es in Palästina. Es geht also um einen vollständigen Sieg. Und wer da siegt, kann uns nicht gleichgültig sein. Zu oft hat die Menschheit in ihren Kämpfen verloren. Die gegenwärtige Welt ist im Umbruch auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. 

Ja, wir brauchen Ruhe. Aber sie wird uns nicht freiwillig "gewährt".
Wir müssen sie uns erkämpfen. Und wenn ich "wir" schreibe, meine ich alle Menschen auf der Welt, denen das unveräußerliche Recht auf Leben am Herzen liegt. Versöhnung ja, aber das ist der Schlusspunkt, nämlich dann, wenn die Verbrecher vor unserem Tribunal sich verantworten müssen. Das ist der richtige Zeitpunkt, nicht jetzt, die Kämpfe sind noch nicht ausgestanden, Fridolin. Wir wissen noch nicht, wie sie ausgehen, und es mag ein Traum vom Sieg der Menschheit sein, einer, den alle Menschen der Welt träumen wollen und müssen. Wenn wir als Menschheit überleben wollen.

Lieben Gruß, Rosalinde

 Fridolin meinte dazu am 15.10.23 um 03:52:
Liebe Rosalinde

Vielen Dank für Deinen langen Kommentar. In der Wahrnehmung der Probleme und in der kämpferischen Grundhaltung haben wir wohl viel Übereinstimmung, auch die Warnung vor vorschnellen Kompromissen unterschreibe ich gern. 
Es gibt aber viele Formen des Kämpfens, und viele davon sind unfruchtbar. Am meisten überschätzt wird m.E. die Waffengewalt, die rein auf Zerstörung setzt und keinerlei aufbauende Kraft hat, und die man deshalb nicht früh genung beenden kann. Auch einen "vollständigen Sieg" halte ich für eine Illusion; den wird es nie geben.
Ebenso wenig eine vollständige "Versöhnung zwischen verfeindeten Parteien", was  aber nichts an dem Wunsch danach und damit dem Ziel ändert. Und nichts daran, dass eine wenigstens  partielle Versöhnung unabdingbare Voraussetzung für konstruktive Gespräche ist.
Taina (39)
(14.10.23, 09:32)
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Agnete (66) antwortete darauf am 14.10.23 um 19:42:
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 Regina (14.10.23, 11:47)
Du verklärst die Nachkriegszeit. Nicht alle, auch nicht alle Lehrer, haben damals dafür plädiert, dass von Deutschland nie wieder Krieg ausgehen soll. Andernorts wurden auch damals Kriege geführt, z.B. in Vietnam. Da galt ja der Kommunismus als Feind. Die Aufrüstung auf beiden Seiten der Blöcke mit dem gegenseitigen In-Schach-halten solltest du auch nihct vergessen. Den pazifistischen Ansatz nennst du, er sollte menschliches Allgemeingut werden. Aber davon ist die Welt weit entfernt, eben auch geistig.

 Fridolin schrieb daraufhin am 15.10.23 um 04:31:
Du hast recht, und der Titel meines Textes kommt auch nicht ganz von ungefähr. Was den "pazifistischen Ansatz" betrifft, ist die Welt wohl gar nicht so weit entfernt; umso mehr aber die herrschenden Kreise mit all ihrer geballten (Medien- und Finanz-) Macht.
Danke für den Kommentar.

 Dieter_Rotmund (14.10.23, 14:35)
Nicht schlecht, aber "nur" in zwei direkt aufeinander folgenden Sätzen ist kein guter Stil.
Ja, der Watzlawik ist klasse, "man kann nicht nicht kommunizieren"...

 Rosalinde äußerte darauf am 15.10.23 um 04:43:
Fridolin, ich stimme dir völlig zu, was Waffengewalt angeht. Und wie wir sehen, sind die Ersten, die Waffen einsetzen, immer die Feinde der Menschheit. Ich habe mir die Bilder von Palästina angesehen, dort wurde sogar der verbotene Weiße Phosphor gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt! Entsetzlich, mir fehlen die Worte. In der ganzen Welt gibt es Solidaritätskundgebungen für Palästina, in Berlin wurde eine solche regierungsamtlich verboten. Da wurde ein Zeichen gesetzt dafür, dass Deutschland Weltmeister des Freundseins zum Staat Israel sein will. Aus Staatsräson. Es geht nicht darum, das Menschsein zu bewahren, es sind immer Interessen, von
denen "die Politik" geleitet wird. Und Deutschland liefert wieder Waffen. Von Versöhnung ist die Welt nicht nur gegenwärtig weit entfernt. Da stammelt ein Habeck seine Ergebenheitsadresse für Israel vor Kameras ab. Im Wissen um die Geschehnisse in Palästina - was ist das? Die Hamas kann man nicht schönreden, ihr Angriff auf die Zivilbevölkerung ist streng zu verurteilen. Gelernt aber haben sie es von Israel. Man stelle sich vor, die Rote Armee hätte sich in Deutschland nach ihrem Sieg so gerächt an den Deutschen nach all ihren Verbrechen in der Sowjetunion, wie das Netanjahu an der Zivilbevölkerung in Palästina tut. Mir fehlen die Worte.

 Fridolin ergänzte dazu am 15.10.23 um 05:05:
... freut mich, dass Du ihn gelesen hast, Dieter!

Antwort geändert am 15.10.2023 um 05:09 Uhr
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