Ein Königreich für den der irrt

Engagiertes Gedicht zum Thema Aufwachen

von  GastIltis

Das Volk gilt allgemein als Vieh,

(Stimm-, Steuer-, Bet-, Buß-, sonst noch wie),

Das gilt für alle, ihn und sie:

Drum schießt der Staat dem Volk ins Knie.


Das Knie, weiß man aus sichrer Quelle,

hält dann auch her fürs Sexuelle.


Nun bleiben nur noch die Diversen.

Die schießt man einfach in die Fersen.


Apropos Fersen: Ödipus,

der hatte einen Sockenschuss,

vielleicht auch -stich,

man weiß es nich'.


Er irrte später blind durchs Land.

Das Ende ist nicht groß bekannt.


Sein Schicksal hat sich oft gewendet.

Jetzt ist und bleibt der Mensch verblendet!




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: TassoTuwas, plotzn, Tula, Pfeiffer, AZU20, Didi.Costaire, Saira, EkkehartMittelberg, diestelzie, franky, willemswelt.
Lieblingstext von: willemswelt, Saira.

Die Untertanen grüßen!

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Kommentare zu diesem Text


 willemswelt (05.12.23, 10:24)
deine Phantasie,mein lieber Gil,ist wirklich grenzenlos-den Sockenschuß find ich herrlich-was die Verblendung anbetrifft,ja,da mache ich mir auch schon Sorgen-gestern meine mein Augenarzt,eine der eingesetzten Blenden hätte auch schon einen Schatten -was ist nun schlimmer :Sockenschuß oder Verblendung-ich grüße dich mit einem Lächeln-dein Freund Willem

 GastIltis meinte dazu am 05.12.23 um 16:14:
Danke lieber Willem,
natürlich darf man nicht jeden Begriff so wörtlich nehmen. Wir wissen ja, was uns die Antike überliefert hat, weil es eigentlich viel schlimmer war, als wir es uns vorstellen können. Aber Begriffe wie Sockenschuss, Ofenschuss oder der berühmte Schuss ins Knie haben nun mal Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden, wenn auch teils mit anderer Bedeutung. Die Verblendung, die uns so grenzenlos zu willigem Stimmvieh macht, ist aber gewollt und Teil einer großen Strategie. Da ist ein persönliches Augenleiden eher ein Mückenschiss dagegen.
Sei mit Wohlwollen herzlich gegrüßt von deinem Freund Gil.

 Graeculus (05.12.23, 17:30)
Er irrte später blind durchs Land.
Das Ende ist nicht groß bekannt.

Ob es gut bekannt ist, das Ende des Ödipus, weiß ich nicht; aber Sophokles hat es in seinem letzten Drama geschildert: "Ödipus auf Kolonos". Und daraus stammen Verse, die zu den berühmtesten aus der griechischen Antike gehören:

Nicht geboren zu sein, das geht
über alles; doch, wenn du lebst,
ist das zweite, so schnell du kannst,
hinzugelangen, woher du kamest.
So bald schwindet Jugend hin,
leicht, von Sorglosigkeit beschwingt:
wer dann noch lebt von Mühsal frei,
wer in steter Bedrängnis nicht?
Und Mißgunst, Aufruhr, Zwietracht, Krieg,
Morde! Und das immer gescholtne kommt dann hinzu als
Letztes: das kraftlose, freundlose Alter,
ungesellig, bei dem die gesamten
Übel der Übel hausen.

[Verse 1224-1238]

Das immerhin!

 GastIltis antwortete darauf am 05.12.23 um 19:16:
Hallo Graecu, 
gut, dass du mit deiner sicheren Kenntnis der antiken Literatur ein wenig Licht ins Dunkel bringen konntest, obwohl es ja, das musst du zugeben, soviel Licht nun auch wieder nicht ist. Die Zeilen sind eher von Alterstraurigkeit und Trübseligkeit geprägt und spiegeln die Verfassung von Hoffnungslosigkeit und Zweifeln wider. Je älter man wird, umso komplizierter wird es, sich des Themas anzunehmen. Das Sichhineinversetzen in sein Schicksal, das nahezu einzigartig ist, wird dann zwar nicht einfacher, aber die tieftraurigen Wesenszüge seiner Erlebnisse vermag man etwas mehr nachzuvollziehen. 
Danke für deine Zeilen und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (05.12.23, 17:33)
Manche erzählen dir nur Stuss,
doch nicht der Gil, der Helle,
der schöpft aus sicherer Quelle
über Ödipus sein Sockenschuss.

Hallo Gil,
wer bei der Komik nicht aufwacht, verbleibt in tumber Nacht.

Amüsierte Grüße
Ekki

 GastIltis schrieb daraufhin am 05.12.23 um 19:40:
Hallo Ekki,
wie immer, konzentrierst du dich auf das inhaltlich Wesentliche. Und das ist gegenwartsbezogen und liegt im vorderen Teil der Verse. Die Hereinnahme von Ödipus, der ja eigentlich ein Königssohn war, samt Andeutungen zu seinem Schicksal, ohne auf das Orakel und den Fluch einzugehen, dient nur der Illustration der ersten sechs oder acht Zeilen. Aber wem sage ich das?
Vielen Dank für dein Verständnis und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Saira (05.12.23, 19:35)
Lieber Gil,
 
wer einen Sprung in der Schüssel hat, merkt mit Glück die Einschüsse nicht mehr  :( Bei Ödipus sehe ich es anders. Er konnte sein schreckliches Schicksal, das ihm auferlegt worden war, nicht mehr ertragen.
 
Die Sage über Ödipus gehört für mich zu den tragischsten griechischen Mythologien, die ich kenne.  
 
Liebe Grüße
Sigi

Kommentar geändert am 05.12.2023 um 19:36 Uhr

 GastIltis äußerte darauf am 06.12.23 um 12:41:
Liebe Sigi, danke.
Ich habe es immer ähnlich gesehen. Natürlich gibt es in der griechischen Mythologie eine Unmenge an Personen mit tragischen Schicksalen. Wovon hätten denn die großen Tragödiendichter Aischylos, Sophokles und Euripides sonst wohl leben sollen. Aber Ödipus ragt natürlich heraus. Früher, als ich noch viel wissbegieriger war als heute, kannte ich noch eine Menge Details und unterschiedliche Deutungen, aber bis auf Zitate wie „Schuldlos schuldig“ ist sehr viel inzwischen verloren gegangen.
Sei herzlich gegrüßt und einen schönen Nikolaustag wünsche ich dir. Gil.

 Tula (05.12.23, 23:12)
Hallo Gil

Apropos Ferse: der Achilles
rief: "Wenn's zu zäh ist, na dann grill es!"
Er meinte nicht das Fleisch von Schweinen!
(das wär' als Slogan auch kein neuer)
sondern das Volk, im allgemeinen,
am Spieße überm Steuern-Feuer.

LG
Tula
.

 GastIltis ergänzte dazu am 06.12.23 um 15:54:
Lieber Tula!

Kann man so sehn, wenn man es will.
Indes die Ferse des Achill,
man sieht sie auf des Sosias Schale,
und rätselte viel tausend Male,
ob jede Deutung uns geheuer …
ich schweife ab von Vieh und Steuer. 

Herzlich Gil.

 plotzn (06.12.23, 09:42)
Servus Gil,

Wieder mal sehr phantasievoll, also phantastisch, verpackt.
 
Mit Steuern ließe sich's gut steuern
und einiges im Land erneuern,
doch muss man sie auch gut verwenden,
sonst kann's in einem Schiffbruch enden.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 06.12.23 um 17:35:
Hallo lieber Stefan,

heute wird sich wohl noch entscheiden, ob ich meine TV-Gebühren künftig direkt an dich überweise oder per Lastschrift abbuchen lasse.
Jetzt zu deinem Kommentar: vielleicht sollten über die Verwendung (von Steuern) Leute entscheiden, die nicht nur in der Lage sind, in Talkshows mit Redensarten um sich zu werfen, sondern die ein paar Rechenarten beherrschen. Es müssen ja nicht unbedingt die Differential- oder Integralrechnung sein, wenn sie die Fourierreihen beherrschen, reicht es vielleicht auch schon. Aber Böcke zu Gärtnern zu machen, hat noch nie etwas gebracht. Nicht mal in der Landwirtschaft. Und mit Wüstenschiffen kann man zwar ideologisch voran kommen, aber die Weltmeere nicht überqueren. 

Sei herzlich gegrüßt vom erwatungsfrohen Gil.

 TassoTuwas (06.12.23, 09:58)
Moin Gil,

ach hätten wir doch noch'n Kaiser
sogar der wär um vieles weiser 
das Volk fragt sich fragt und wann
fängt die Regierung mit regieren an 
der alte Adel hat im Kopf nur Kalk
und im Reichstag schweigt ein Schalk

Herzliches weiter Ausharren
TT

 GastIltis meinte dazu am 06.12.23 um 18:07:
Hallo Tasso,
gut, dass du, wenn auch nur sehr indirekt, an die Hunnenrede erinnerst und daran, dass Gefangene nicht gemacht werden und auch kein Pardon gegeben wird. Heute betteln wir darum, dass sie uns ein paar Gramm seltene Erden überlassen. Aber ich kann dir genau sagen, woran es liegt: Niemals hätte Berlin wieder die deutsche Hauptstadt werden dürfen, eher München. Was ist schon ein Reichstag gegen die Feldherrenhalle? Soviel wie Hertha im Vergleich zu den Bayern!
Danke und bleib auf Linie. Herzlich Gil.
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