Karfreitag - Vendredi saint

Text

von  lugarex

Es mag vor 63 bis höchstens 65 Jahren gewesen sein. Die Erderwärmung ist seitdem ungeheuer fortgeschritten, vorwärts gekommen. Als es damals gegen 17-18 Celsius war und die Sonne hat sich kaum gezeigt, heute strahlt sie in voller Kraft – betrübt nur mit Hand voll Saharasand – bei stattlichen zwanzig Grad. Das ist nur noch Ende März. Kein Wunder, dass ich mich damals bei derart sibirischer Kälte und ungünstiger Tages Atmosphäre intensiv mit meinem eigenen Körper beschäftigte, ich hatte nichts besseres zu tun, Laden und Kinos waren zu, alle Aktivitäten wurden gestrichen. Es war Karfreitag, die Stadt schien zu schlafen.


Im Badezimmer spielte ich zuerst mit dem intimen Werkzeug. Aber ich spürte irgendwie eine Bremse, es war doch der höchste Feiertag der Katholiken, so dachte ich damals gut erzogen und noch gutgläubig – es gehöre doch nicht, am so grossen Feiertag zu onanieren. So kam es nicht zum abspritzen. Ich betrachtete mich missmutig im Spiegel. Gelangweilter Gesicht eines pubertierenden Jüngling. Ich spürte den wachsenden Ekel. Besonders die spriessende Haare von künftigen Bart machten mich gar wütend. Kurzerhand nahm ich meinen Bruder – war gerade zu Besuch bei uns – Rasierzeug und rasierte mich! Nass. Mit Pitralon habe ich die Spuren erfolglos wegwischen probiert.


Seitdem bereue ich, dass ich den Gedenktag nicht genauer in Erinnerung habe. Jahrgang kann ich nur noch schätzen, raten. Seitdem erinnert mich der Karfreitag an diesem Tag, den ich mit kleinen Ausnahmen nie wiederholt habe – seit je trage ich mindestens 55 Jahre Vollbart…




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