Gartenmelancholie

Innerer Monolog zum Thema Mystik

von  LotharAtzert

Als ich vor vier Jahren den durch mich eingeschleppten wild wuchernden Uralt-Bambus per Bagger aus dem Garten entfernen lassen musste, sah dieser anschließend öde und verwaist aus und ich mußte wieder ganz neu beginnen, ein Altersminifreudenhaus zu erschaffen. Das kleine schwarze Kunststoffbiotop hatte ich vorsorglich geleert und setzte es hernach auf den alten Platz zurück, ohne es gleich aufzufüllen, was dann der Regen teilweise erledigte.

Eines Morgens sah ich nun, daß sich im seichten Wasser – ca. 10 cm Höhe – zwei Teichmolche befanden, die wohl auf der Suche nach ihrem Element hineingestürzt waren, nun nicht mehr hinaus konnten. Damit sie nicht von der Sonne gebrutzelt wurden, wir hatten Sommeranfang, erhöhte ich die Regenwassermenge auf das Dreifache, weitere Regenfälle taten das ihre und kurz danach war das Biotöpchen wieder voll. Zeitgleich begannen die Nachbarn mit Riesenbagger, ihren Garten in ein Schwimmbad zu verwandeln, was zur Folge hatte, daß viel Staub rüberzog, während zusätzlich die üblichen Blätter von den Bäumen hineinfielen, so daß es ruckzuck zu trübe war, mithin daß die beiden Molche etwaigen Blicken entzogen waren, zumal noch Wasserlinsen sich wie ein Teppich über die Oberfläche ausbreiteten.

 

Nach einer Weile hatte ich die Molche vergessen, nicht zuletzt auch, weil es viel zu tun gab. Das Jahr drauf baute ich dann die kleine Meditationshütte am weitest entfernten Ort zum Schwimmbad auf, denn das Gejohle, wenn erhitzte Menschen ins kühle Nass springen, konnte ich mir lebhaft vorstellen, dazu noch die Geräusche der Pumpe und ob solches die Meditation fördert … na gut.

Langsam, sehr langsam nahm die Gestaltung wieder Form an und es wuchs allmählich wieder zum märchenhaften Gefüge heran, wobei ich große Eingriffe vermied und alles wachsen lies, wo es wollte, dabei nur die krummen Wege ein wenig frei hielt von zuviel Wildwuchs.

 

Vorgestern, am 1. Mai pflanzte ich dann meine Mädels aus dem Vorfrühlingstopf in große Schalen um bzw. ins Freiland, - jetzt darf man das öffentlich bekunden, danke lieber Staat - stand, nachdem ich Sibylle, Medea, Babette und den andern ein gutes Wachstum von Herzen gewünscht hatte, vorm Biotop, welches durch die Sonnenbestrahlung für Momente ein wenig tiefer einsehbar war und dort sah, wie kleine, rubinrote Libellen, ihr Liebesspiel über dem Linsenteppich trieben. Und plötzlich … da schwammen sie, drei Molche, die ich erkennen konnte. Um wieviel genau es sich in der Tiefe handelte, keine Ahnung, aber mindestens Drei waren es und ich freute mich, wie ein kleines Kind. Amphibien ernähren sich u.a. von den Libellenlarven, diese fressen die Stechmückenlarven und so greift eins ins andere. Da brauch ich nicht mal was zu füttern, außer euch Mädels zu Göttinnen wachsen zu lassen und wo das Biotop funktioniert, braucht man kein Mückenspray, kein Moskitonetz und ihr, meine Musen, grüßt bitte Mnemosyne, ich lieb euch so sehr.

Ja, das wärs, ein Ort der Ausgewogenheit - stattdessen soll die Tigermücke bereits in Hessen angekommen sein.

 

Sami Molcho, genau – ich werd einen Molch auf Sami taufen.

Täufer war echt mal ein gefährlicher Job.

So bringt sich jetzt Salome ins Spiel? Ich bin nur der Pirol oder wie heißt diese Bühnenfigur, -ach, Harlekin, der Possenreißer.

 

 Also Sibylle wächst bisher am Besten.



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (05.05.24, 04:04)
Da wollen die einen einen Swimmingpool bauen, während der Nachbar beschaulich eine Hütte errichtet, um über das natürliche Fressen und Gefressen-Werden zu meditieren.
Wer wird den Angriff auf die feindliche Tigermücke unternehmen, die am Ende den jauchzend ins Chlorwasser springenden Lustmolchen die Suppe versalzen wird?
Da stirbt der importierte Bambus, doch die Molche vermehren sich lustvoll. Die Botschaft sei, man möge der Natur in der Plastikwanne ihren ursprünglichen Lauf lassen, auf dass sie sich regeneriere. So werden die frevelnden Nachbarn schließlich umkommen, doch wir, die geistig Erhabenen erwirken das ewige Leben!
Gelobt sei Eden, der Garten. Amen

 Regina meinte dazu am 05.05.24 um 04:12:
Nach alter Gewohnheit, nichts für ungut, mal wieder ein Lothartext, bei dem keiner weiß, wo oben oder unten, Anfang oder Ende sich befindet, ein undefinierbares Gestrüpp, dessen Intention jedoch zuvor bekannt gewesen sein dürfte, dem linearen Denken den Boden unter den Füßen wegzuziehen, um sich im frei Assoziiierten auch nicht zu finden.

 LotharAtzert antwortete darauf am 05.05.24 um 09:42:
Menschenskinder - 04:12 Uhr - schon wieder oder noch auf? Gina, da ist doch noch stockfinster!
Dem importierten Bambus ist, so schön er auch aussieht, selbst mit Bickel und Axt kaum beizukommen. Ja, ihn vor Jahrzehnten gepflanzt zu haben, war ein großer Fehler. Aber nur durch Fehler lernt man, oder?
mal wieder ein Lothartext, bei dem keiner weiß, wo oben oder unten, Anfang oder Ende sich befindet
Echt jetzt? Naja, ich lerne halt von Hobbes und Teichhüppie. den beiden kV-Süperstars.

Danke dir

 AchterZwerg (05.05.24, 06:18)
Wer sich mehrere Mädels gleichzeitig in Töpfen heranzüchtet, braucht sich über deren Wildheit nicht zu beklagen! Andererseits könnten die später als Nahrungsgrundlage der unbeliebten Tigermücke gelten und so dem Meditierenden die notwendige Ruhe verschaffen.

Wären da nicht die lauthalsigen Nachbarn ...
Hier empfehle ich L. ein Glaserl ungechlorten Rotwein! :)

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 05.05.24 um 09:53:
Wildheit ist immer gut, also meistens, bei Spinnen endets oft mit dem Tod des Mannes.
Aber fast uneingeschränkt geb ich dir recht mit dem Glaserl ungechlorten Rotwein. Fast - wegen dem einen Glaserl. Könnten es nicht wenigstens zwei sein? :P

Mein Garten steht für alle Kommentatoren jederzeit offen. Auch dir ein liebes Dankeschön.

 AchterZwerg äußerte darauf am 05.05.24 um 11:03:
Na gut, Lothar.

Auf deine Einladung werde ich sommerwärts vielleicht mal zurückkommen ...

 LotharAtzert ergänzte dazu am 05.05.24 um 13:49:
You are welcome.

 Kardamom (08.05.24, 16:46)
Sehr gut, den Wildwuchs bisschen gewähren zu lassen. So mache ich es auch. Bambus  allerdings nur im Kübel, da büchst er nicht aus.
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