Böses Erwachen

Text

von  DariusTech

Als Markus erwachte war er für den Augenblick völlig orientierungslos. Was war geschehen? Und wo in aller Welt befand er sich?
Auch als sich nach ein paar Sekunden die Bilder die sein Gehirn von seinen Augen empfing wieder verschärften, halfen ihm diese Informationen nur wenig weiter. Es war als habe er einen furchtbar realistischen Traum gehabt, ein solcher Traum, welcher den Schläfer festhält und nicht freigeben will, auch wenn dieser bereits vor Minuten erwacht war. Er war unfähig sich aufzurichten, als seien seine Glieder unendlich schwer. Und wenn er wieder einschlafen würde, würde der Traum weitergehen. Um so merkwürdiger war es, dass er sich nicht erinnern konnte, überhaupt geträumt zu haben, der Versuch hinterließ nur den Nachhall in einen tiefen Strudel zu stürzen.
Narkose! Er musste aus einer Narkose erwacht sein, doch was war der Grund?
Er sah sich in seiner Umgebung um, so gut er es vermochte, anscheinend befand er sich in einer Art von Krankenzimmer, aber es war anders, als jedes Krankenzimmer das er jemals gesehen hatte. Alles war in Halbdunkel getaucht, die Wände schienen dunkelgrau zu sein, und bar jeder Dekoration, abgesehen von dem gigantischen Spiegel neben der Tür. Es gab kein Fenster, zumindest nicht in seinem Blickfeld. Neben seinem Bett standen futuristisch anmutende Instrumente, und er war mit einem Tropf verbunden...

Allmählich kehrte seine Erinnerung wieder. Der Gehaltscheck! Er war auf dem Weg zur Bank gewesen, um seinen Gehaltscheck einzulösen. Seinen ersten als echter Cop! Den Beweis in den Händen, dass er endgültig alles hinter sich gelassen hatte, was einmal Teil seines Lebens gewesen war. Die kleine Farm außerhalb einer winzigen Kleinstadt im Amerikanischen Nirgendwo, die noch seinem Vater gehörte, und eines Tages von seinem ältesten Bruder  geerbt werden würde. Und die Aussicht entweder sein Leben lang auf diesem Land, das ihm als Nesthäkchen nie gehören würde, mitzuhelfen, oder, wie sein Vater sich auszudrücken pflegte, etwas „anständiges“ zu lernen, womit er sicherlich nicht Polizist meinte.
Sein Bruder Trend hatte die Frechheit besessen, ihm zu sagen, wenn er denn unbedingt Polizist werden wolle, dann könne er sich ja als Deputie bewerben. Dazu würde sein bisschen Verstand wohl reichen... Große Brüder sind etwas furchtbares. Er würde in ihren Augen ewig der Kleine, das Baby, bleiben. Obgleich er jeden seiner drei Brüder um mindestens einen Kopf überragte.
Aber er hatte sich die Erfüllung seines Lebens nicht gerade darin vorgestellt, alle paar Tage die entlaufenen Rindviecher von Jenkins einzufangen, der zu blöd war seine Zäune zu reparieren, dabei hatte er als Kind oft genug helfen müssen.
Doch nun war er auf dem Weg zur Bank, in New York, als fertiger Polizist, und er hatte die Ausbildung mal eben als bester seines Kurses abgeschlossen. Er führte jetzt offiziell ein völlig anderes Leben, ein Leben das endlich in seinen eigenen Händen lag.

Während er sich jetzt aus der lähmenden Betäubung befreite kehrten die Schmerzen zurück, und mit ihnen die Erinnerung an den Banküberfall. Wenn der Wachmann nicht die Nerven verloren hätte, wäre es vielleicht anders aus gegangen, aber dieser hatte seine Pistole gezogen und auf den Räuber gezielt. Dieser, die Waffe bereits in den Händen haltend, war jedoch schneller gewesen, erwartungsgemäß. Durch die Schießerei war Markus in der Zwangslage ebenfalls einzugreifen,instinktiv hatte er bereits nach der Waffe gegriffen. Und es gelang ihm auf den Maskierten zu schießen und, wie er glaubte, diesen zu treffen. Aber jener war noch in der Lage gewesen, beinahe zeitgleich, ebenfalls auf ihn zu feuern. Die letzten Sekunden bevor Markus das Bewusstsein verlor verliefen in unendlicher Zeitlupe. Wie durch Gelee schien sich die Kugel des Gegners auf ihn zuzubewegen. Sie traf ihn in den Unterleib.


Die Schmerzen mussten ein gutes Zeichen sein. Immerhin lebte er noch. Dies hier war gewiss nicht der Himmel. Und auch die Hölle hatte er sich etwas anders vorgestellt.

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Kommentare zu diesem Text

Nunny (73)
(04.04.06)
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