Mutter

Gedanke zum Thema Mutter/Mütter

von  Theseusel

Mutter

Warum
Warum fühle ich nichts, Mutter
Als dieses schwarze Loch
Ungeborener Sehnsucht in mir

Warum sehe ich kein Universum
Durch das ich reisen kann
im Raumschiff deiner Gedanken

Warum rieche ich keine Welten
In einem einzigen Atom
Deines Daseins

Warum schmeckt alle Bitterkeit der Erde
So unendlich fad
In deinem aufflackernden Licht

Warum tasten Finger das Bild der Pieta
Ich schwarzweiß in Deinen Armen
An der Brust schlafend

Warum höre ich nicht im Meer der Zeiten,
Deine stillende Stimme,
Singsang, Ängste vertreibend?

Das schwarze Loch in mir ist erwachsen
Es trotzt der Schwerkraft deiner grauen Haare.
Darum liebe ich dich.
Darum!

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (05.04.06)
Ach, schwer ist die Aufgabe, hier eine Antwort, eine Erwiderung auf das Anklingende zu geben...einen Ausdruck dessen, was geschieht, wenn man dein(e) "Mutter" liest...

Es ist irgendwie einfach "Liebe...trotzdem".

Es ist Suchen und Graben, Flehen und Streiten darum, es ist verstehen wollen - aber zuallererst und zuallerletzt ist es immer...Liebe. Lieben wollen. Weil geliebt werden.
Oder ist es im Ursprung umgekehrt? So, wie eine wunderbare betagte Freundin von mir jeweils sagt:
Du kannst nur weitergeben, was du selbst bekommen hast.

Ja, lieber Gerd, du siehst, dein Gedanke reisst tief ins Fleisch bei mir...

Deshalb einfach berührte Grüsse dir
Kirsten

 Theseusel meinte dazu am 05.04.06:
Das Bild der Mutter ist wohl eines der häufigsten gebrauchten Bilder in Gedichten liebe Kirsten! Wer weiss, was wir zwischen den Zeilen alles von uns preisgeben, denn während ich von einer "Abrechnung" ausging sagte mir seinerzeit jemand:"Happy end nicht wahr? So einen Heiligenschein setzen nur wenige 'Knaben' der Mutter auf wie Du ihn in ihren grauen Haaren gemalt hast":) Er ist mir nicht aufgefallen... wirklich nicht! Ich sende Dir liebe Grüße - Gerd

 souldeep antwortete darauf am 05.04.06:
Diese Aussage mit dem Happy End hab ich nicht gelesen. Überhaupt nicht! Im Gegenteil...das Rebellieren und Aufbegehren, das Anklagen und Verständnislose...das hab ich gehört. Und nur im Ursprung, in den Wurzelspitzen liegt der Keim der Liebe...oft verdeckt...
Ja, ich erkenne sofort beim Lesen, wie es mich an meine eigenen Erfahrungen bringt - und das, lieber Gerd, ist wohl etwas vom Wichtigsten, wenn man mit dem eigenen die anderen berührt, anrührt und aufrüttelt.
Egal, wieviel wir preisgeben...
Herzlich, Kirsten.

 Theseusel schrieb daraufhin am 05.04.06:
Dein Einfühlen in den Text freut mich sehr Kirsten:) Es gibt die Konflikte, in denen die Mutter sagen kann alles Erdenkliche getan zu haben bzw. das Gegenteil, wo alles fehlt... aus welchen Gründen auch immer und sie lassen sich nicht lösen, zumindest in den Extremen! Merkt eine Mutter es, wenn ihr Sohn sie nicht einmal in vielen Jahren "Mama" genannt hat? Fragt sie sich warum?... ich denke schon... am intensivsten sucht man das, was man meint nicht zu haben... und im Überdruss los werden will... klassisch irgendwie, denke ich *smile* und *uff* Liebe Grüße von Gerd
shorty (32) äußerte darauf am 14.04.06:
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DieTine (43)
(05.04.06)
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 Theseusel ergänzte dazu am 06.04.06:
Hallo Bettina:) Ich habe versucht die klassischen fünf Sinne in das Bild einzubringen. Ob der Leser die Schwerkraft der grauen Haare als 6. Oder 7. Sinn betrachtet wollte ich ihm überlassen. Ursprünglich hatte ich noch eine Strophe dahinter, in der die Schnur als das Ende einer Lunte bezeichnet wird, die im Nabel weiter brennt nachdem sie getrennt wurde Die habe ich wieder raus genommen, weil mir das Gedicht zu sehr in Richtung „ödipales Ödem“ ging und Psychoanalyse. In der letzten Strophe hatte ich die Absicht die Metapher auf die Astronomie und Religion zu übertragen: Urknall - Schwarzes Loch (Anfang – Ende) aber nicht im Sinne von Abgrund sondern „Urgrund“ einer Suche rückwärts wie vorwärts. Der Fall aus der Singularität in die Sinne (Leben) in die Singularität bedarf der fünf Sinne nicht, stelle ich mir vor. Dies gilt besonders für das religiöse Bild der „Maria“. Die Liebe als Äther ist da, aber der Sinn zur „Aufnahme“ fehlt oder ist verkümmert. Eine Nabelschnur wurde zwar durchtrennt, ist dennoch „irgendwie“ vorhanden. Ein „Energieerhaltungssatz“ der Liebe ob empfunden oder nicht... ziemlich abstrus, ich weiß, paradox wird es wenn ich feststelle, dass mein sehr gespanntes Verhältnis (Abneigung) vor allem zur katholischen Religion sich über die von ihr verfolgten Astronomen und ihre Entdeckungen wieder etwas entspannt hat.

Es gibt im All viele „kleine Schwarze“ Löcher, eines sogar im Zentrum der Milchstraße. In seinem Buch `Eine kurze Geschichte der Zeit‘ beschreibt Stephen Hawking, dass der „Ereignishorizont“ eines schwarzen Loches eine Strahlung emittiert. Diese habe ich als Gloriole um graue Haare und das Antlitz der Mutter gelegt und die „Hawkingsche Strahlung“ macht das, woraus Alles kommt und wohin wohl Alles geht sichtbar. Gerade sehe ich das Bild vor mir, wie sich der polnische Papst Anfang der 80er zum im Rollstuhl sitzenden Hawking beugt bei einer Veranstaltung der Jesuiten; hat sich das Licht zur Masse gebeugt? „Maria würde prusten“;)

Das Gedicht ist eine Abrechnung und ein „Kassensturz der Liebe“ jedoch ohne Soll und Haben, denn da müßte ich Zins und Zinseszinsen berücksichtigen und Mathe ist Chaos und „schwarze Magie“;) Weißt Du Bettina, ich sitze jetzt vor dem Wort „Vermittlerin“ und dem Fragezeichen...wen Du ein Fragezeichen machst kann es ruhig klein sein Natürlich passt es, doch ich bevorzuge das Wort „Wirt“, denn es hat so viele Bedeutungen und und kann mit allen Sinnen erfasst werden. Ich freue mich über Deine Empfehlung sehr und sende liebe Grüße - Gerd
(Antwort korrigiert am 06.04.2006)
Bettina (44) meinte dazu am 21.05.07:
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 Theseusel meinte dazu am 21.05.07:
...und ich Dich:-)
fantasiavuela (44)
(05.05.06)
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wasserforscherin (52)
(18.12.06)
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Glazinia (17)
(18.05.07)
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 Theseusel meinte dazu am 20.05.07:
Danke, danke, dankeschön!:)
Ich freue mich, dass Dir das Gedicht gefällt und wünsch ne tolle Woche...Gerd
JuSophie (53)
(21.05.07)
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 Theseusel meinte dazu am 21.05.07:
Danke holde Ju:) äh…Deinen ersten Absatz verstehe ich nicht.

Ironisch, zynisch? Nicht im Geringsten für mich! Ist aber jedem belassen;)
Das "Warum" soll genau die kindliche Nervensäge, die beim erwachsen werden weiterkräht zeigen … ich sollte wohl besser "worum" schreiben. Nicht weil, sondern um den Mittelpunkt Mutter trotz der Vorwürfe …nach dem Motto: Erklärst Du mir die Liebe?;)

Schwarzes Loch ist in diesem Zusammenhang keine abgedroschene Phrase für Depressionen (vielleicht gebrauchen es auch viele so oder das sagen Patienten, die von ihrem Therapeuten missbraucht wurden). Für mich ist es der Urknall der Liebe und Verehrung trotz "Mutter-Sohn-Differenzen"! In sofern paßt der Urknall und die von Dir als "wunderbar" bezeichnete Formulierung der "Schwerkraft der weiße Haare" gut zusammen (liegen sie doch zeitlich auseinander*g*) und Du hast richtig erkannt, dass sie gewollt um die Sinne (und ein Kosmoslogisches Ereignis) konstruiert sind, die mit dem "Abnabeln" rebellieren! (Ja der Ödipus ist schon in vielen Foren durch dieses Gedicht geritten…und auch die pathologische Marienverehrung)

Deine beiden letzten Zeilen der subjektiven Lesart finde ich nicht gut, fast schlecht für den Leser…denn die weißen Haare haben für mich nichts von ihrer Anziehungskraft verloren (erhalten sie doch weiter am Leben).

Ein weiterer Gedanke Ju! Der beste Satz von Dir und gleich einer, der mein Uraltgedicht in zwei Worte stampft, ist Dein "…hier dalassend…"! (ohne Ironie oder Zynismus sondern einfach nur ehrlich) was ein Mensch dagelassen hat wird hier erst spät gefunden...es ist zum Haare-Raufen;)…lG Gerd
JuSophie (53) meinte dazu am 21.05.07:
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 BrigitteG (26.05.07)
Das ist ein entsetzliches Gedicht, Gerd. Es hat eine Ausstrahlung von Trostlosigkeit, Verlassenheit, Wurzellosigkeit - ein Lyrisches Ich ohne Urvertrauen für die Welt. Und trotzdem erwachsen geworden, die große Wunde vermutlich ordentlich in eine Ecke des Herzens gepackt, wo sie nicht mehr so stark zu spüren ist... Die vorletzte Zeile ist grausam - eine Liebe, die nicht zu verstehen ist, ein positives Gefühl, wo jeder nur Hass oder Gleichgültigkeit vermuten würde - absolut nicht nachvollziehbar und deswegen umso erschütternder... so viel Abhängigkeit von einer Mutter, die keine war, so ein verzweifeltes Strampeln um Zuneigung. Puh. Saugut geschrieben. Liebe Grüße, Brigitte.

 Theseusel meinte dazu am 07.06.07:
Ich habe mir ziemlich viel Zeit gelassen mit der Antwort ... es liegt daran, dass sich Autor und Lyrich in diesem Falle nicht trennen lassen denke ich. Ich freue mich wirklich sehr, dass Du es sogar in Deine Favos genommen hast ... von Hass würde ich nicht ausgehen aber die Gleichgültigkeit, wie auch immer und von welcher Seite her gelebt, haben ein Urvertrauen (einen Glauben?) wohl nicht so erschüttert, dass er für immer erlischt ... im KERN soll die Liebe dargestellt werden, ein vergangenes Ereignis bestimmt das Heute und die Zukunft ... ja, sie strahlt:) Danke Brigitte! Gerd
LudwigJanssen (54)
(28.05.07)
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schneerosenkind (38)
(13.08.07)
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The_black_Death (31)
(20.07.08)
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