BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 09. August 2016, 00:19
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Die Band bin ich! (Und ich!)

Am vergangenen Wochenende war ich beim "Ruhrpott Metal Meeting" in Oberhausen. Headliner am Samstag waren ACCEPT. Vom Namen her immer noch eine große Nummer. In den Achtzigern waren sie immerhin der größte deutsche Metal-Export nach den SCORPIONS. Auch ihr Comeback mit neuem Sänger vor einigen Jahren war durchaus erfolgreich. Von einer Band im eigentlichen Sinne kann man aber bei ACCEPT nicht mehr sprechen. Und damit sind wir beim heutigen Thema.

Und bleiben gleich bei ACCEPT. Schaut man sich diese "Band" einmal live an, erkennt man genau die Hierarchie innerhalb dieses Konstruktes. Die beiden einzigen verbliebenen Gründungsmitglieder, Leadgitarrist WOLF HOFFMANN und Bassist PETER BALTES sind die uneingeschränkten Alphatiere auf der Bühne. Ihnen gehört das Rampenlicht, bei ihren Soli haben sie eigene Scheinwerfer, die speziell auf sie gerichtet sind und in ihrem ganzen Bühnenverhalten machen sie unmissverständlich klar, wer die Chefs bei ACCEPT sind.
Neu-Sänger MARK TORNILLO kommt zwar stimmlich an seinen legendären Vorgänger UDO DIRKSCHNEIDER heran, wird aber nie dessen Platz innerhalb des Bandgefüges einnehmen können.
Vielmehr erinnert der Ex-Sänger von T.T. QUICK, an einen alten Hund, der bei seinen neuen Herrchen ein paar Kunststücke machen und dafür gefüttert und gekrault wird und am warmen Ofen liegen darf. Sprich, er ist froh, es noch in eine (namentlich) große Band geschafft zu haben, wo er seine markante Stimme im Studio und auf der Bühne präsentieren kann. Dafür wird er an den Einnahmen der Touren und Plattenverkäufe beteiligt und bekommt Teilrechte an den Songs, die er mitgeschieben hat. Sofern er das darf.
Der Rest der Band sind inzwischen einfach nur beliebig austauschbare Statisten, die, wie im Falle der Rhythmusgitarristen HERMAN FRANK (bis 2014), bzw.aktuell UWE LULIS (als ehemaliger Gitarrist und Songschreiber von GRAVE DIGGER auch kein Unbekannter in der Szene) bei Liveauftritten teilweise komplett im Dunkeln stehen. Und dazu noch sehr nah am Bühnenrand. Auch MARK TORNILLO muss sich, wenn er nicht singt, in den hinteren Teil oder an den Rand der Bühne zurückziehen, um den Egos von HOFFMANN und BALTES genügend Raum zu lassen.
Die Schlagzeuger sind ja eh im hinteren Bereich der Bühne "gefesselt" und können den beiden nicht "gefährlich" werden. Und so etwas wie Schlagzeugsoli wird es bei ACCEPT in dieser Konstellation garantiert nicht geben.

Ähnlich Szenarien sind auch in anderen Bands zu beobachten. Besonders bei solchen, die schon lange im Geschäft sind.

So bestehen die SCORPIONS auf dem Papier nur aus KLAUS MEINE, RUDOLF SCHENKER und MATTHIAS JABS. Die anderen beiden"Mitglieder", Bassist PAWEL MACIWODA und Schlagzeuger JAMES KOTTAK, sind lediglich Angestellte der "Scorpions Musikproduktions- und Verlags-GmbH", deren einzige Gesellschafter die besagten Herren MEINE, SCHENKER und JABS sind.

Bei KISS sieht das Ganze wieder etwas anders aus. Natürlich sind GENE SIMMONS und PAUL STANLEY die Aushängeschilder (und Bosse) bei KISS, allerdings ließen und lassen sie ihren beiden jeweiligen anderen Bandmitgliedern auf der Bühne den jeweiligen Freiraum. KISS wurden von Anfang an als eine Band konzipiert, die aus den vier klassischen Charakteren "THE DEMON", "THE STARCHILD", "THE SPACEMAN" und "THE CATMAN" besteht. Zwischenzeitlich gab es zwar auch "THE FOX" (Schlagzeuger ERIC CARR) und "THE ANKH WARRIOR" (Gitarrist VINNIE VINCENT), aber die klassischen Charaktere sind die, die von den Fans weltweit gefordert und gefeiert werden.
Und auch wenn "THE DEMON" (von GENE SIMMONS) und "THE STARCHILD" (von PAUL STANLEY) bislang durchgehend von einer Person dargestellt wurden, sind diese Charaktere größer als selbst die Egos ihrer Träger und könnten rein konzeptionell auch irgendwann einmal von anderen Personen übernommen werden.
Sollten SIMMONS und STANLEY also einmal ihre Kostüme weitergeben, wie es bei den beiden anderen Charakteren ja schon passierte (wenn auch unfreiwillig), werden sie trotzdem noch weiter die Bosse im KISS-Konzern bleiben und das Produkt aus dem Hintergrund managen.

Tja, gewusst wie.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Aber nicht für meine FLOP 5 der größten Egomanen im Rock- und Metalbereich. Sollten diese fünf jemals eine Band gründen (EGO würde sich als Name anbieten), müssten sie auf jedem Kontinent eine Bühne aufstellen, auf der jeweils einer von ihnen performt. Diese Egos auf eine Bühne zu bringen, wäre schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit.

Platz 5: JON SHAFFER (ICED EARTH, Rhythmusgitarre)
Platz 4: LARS ULRICH (METALLICA, Schlagzeug)
Platz 3: YNGWIE MALMSTEEN (Leadgitarre)
Platz 2: W. AXL ROSE (GUNS ’N’ ROSES, Gesang)

und

Platz 1: JOEY DeMAYO (MANOWAR, Bass)

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Last Man standing" von HAMMERFALL

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (08.12.15)
Gerne gelesen, weil Du hier unmissverständlich klar machst, dass das Metalmusikgeschäft ein Geschäft ist und es im Prinzip auch nicht anders ist als bei der Spedition Meier&Co. im nächsten Gewerbegebiet.
Schreib' doch mal (ist nur ein Vorschlag) über die Eintrittspreise. Was wird denn so im Durchschnitt verlangt, wo ist das Preis-Leistungs-Verhältnis deiner Meinung nach schlecht, wo gut?
Graeculus (69)
(08.12.15)
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 Dieter_Rotmund (09.12.15)
Zu diesen Menschen habe ich ein gespaltenes Verhältnis: Einerseits sind sie im persönlichen Umgang oft sehr unangenehm, andererseits sind sie fast ebenso oft erfolgreiche Unternehmer, an deren Führungsqualitäten ich bei weitem nicht heranreiche.
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