Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 10. Februar 2014, 23:10
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Die Politiker

von  SchorschD


Von den Athenern schauten wir uns die Herrschaft des Volkes ab und preisen diese Herrschft des Volkes über das Volk als die Bestmögliche, wenn auch nicht Gute. Dazu einige Gedanken, ungeordnet, ohne Festlegung der Wichtigkeit, einfach so, wie sie mir nach dreißig Jahren Kommunalpolitik durch den Kopf gehen.
Das System ist nicht so entscheidend wie manche denken, sondern die Menschen, die bewegen und entscheiden. In der Bundesrepublik Deutschland ging die Entwicklung immer mehr zu den Berufspolitikern. Immer weniger von den gewählten Volksvertretern erfreuten sich und und erlitten einen Beruf und lernten so die Freuden und Nöte ihrer Mitmenschen kennen. Nein, mit sechzehn stiegen sie bei der Jugendorganisation einer Pertei ein, betätigten sich eifrig bei einer Gewerkschaft oder einem Unternehmerverband, brachten es zum Abitur, machten so weiter bei dieser Organisation und begriffen sehr schnell, das ihre Karriere dann am rasantesten nach oben geht, wenn sie die Vorgaben ihrer Vorgesetzten wie eine Muttermilch in sich einschlürften und dass die Milch der frommen Denkungsart besonders vitaminreich ist. Dabei ist es von Vorteil, nicht über den Tellerrand hinaus zu schauen, da sonst Irritationen stören könnten.
Eine geringere Rolle spielt dabei, ob eine Aufgabe wichtig oder lösbar ist, sondern wie man sie dem Volke verkauft. Sollten also von weit her Fremde aus dem Weltall landen, müsste man zu nächst dem Volk erklären, dass die eigene Partei dies schon immer gefordert habe und die Führung der eigenen Parte das Beste daraus machen würde. Für wen das Beste müsste man ja nicht gleich verraten. So reicht die eigene Einbildung und für die Bildung und Ausbildung der Menschen hat man schöne Worte parat. Die Menschen sind ja so vergesslich. Von einer Maut zu schwadronieren ist wichtiger als der Umweltschutz. Ein eigener Doktortitel bringt allemal mehr als Sachkenntnisse für ein Gebiet, auf dem man als Experte gelten will. Populismus lässt donnernden Applaus erschallen, aber unangenehme Wahrheiten sollte man tunlichst im Keller verstecken. Also macht es sich gut, am Wochenende im Bierzelt die langen Bratwürste, das süffige Bier und die tüchtigen Frauen und Männer zu preisen und nicht in mühevoller Kleinarbeit Überlegungen zur Rente zusammen mit den Betroffenen anzustellen. Natürlich weiß der wackere Abgeordnete auch, was eine Nebentätigkeit an Kleingeld einbringen kann. Dabei erbringt eine Rede am rechten Ort ein höheres Salär auf die benötigte Zeit umgerechnet als für eine Beratertätigkeit. In Verbindung mit Kontaktpflege lässt sich dieses Manko allerdings wieder ausgleichen.
Ich muss aber erwähnen, dass es auch den ehrlichen, integeren Politiker gibt. Auch hier ist jede Verallgemeinerung töricht, wie ich vor langer Zeit von einer ehrlich bemühten Deutschlehrerin, die ihre Kinder mochte, lernen durfte. Ich befürchte aber, dass die Entwicklung weiterhin in die falsche Richtung weitergeht und sage, was ein Profipolitiker nie laut äußern würde, weil es sofort als Wählerbeschimpfung ausgelegt würde. Ein Großteil der lieben Bürgerinnen und Bürger bemüht sich wenig um Sachkenntnis, fällt oft auf billige Phrasen rein und schimpft auf die da oben. Das macht ja schließlich auch Spaß.

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