Der Traum von der wahren Freiheit

Erzählung zum Thema Visionen/ Vorstellungen

von  Mondsichel

Als ich erwachte war er schon lange wieder fort. Aber das heiße pulsieren meines Herzens sagte mir, dass er wirklich da gewesen war.
Jo war also sein Name. Ob das vielleicht Jonathan war? Wenn ja, wie kam er hier her? Und vor allem, warum offenbarte er sich nicht Samuel, der sich so nach seinem Bruder sehnte? In meinem Kopf rumorten die Gedanken und die schmerzende Ungewissheit, ob ich ihn jemals wieder sehen würde.
Die Liebe zu Samuel war nach wie vor ungebrochen, aber ich liebte auch diesen fremden Mann, der mehr und mehr seinen Platz in meinem Herzen einnahm. Jeder Gedanke an ihn zerriss meine Seele in tausend Stücke und ließ mich in Sehnsucht vergehen. Ich hoffte das ich ihn am nächsten Morgen wieder sehen würde...
Der nächste Morgen kam, doch Jo war nicht da. Traurig ging ich hinaus an das rote Licht der Sonne, setzte mich auf die Erhöhung und blickte schmerzerfüllt auf das Meer, dessen Wellen langsam und stetig an die Ufer schäumten.
Auf einmal spürte ich zwei starke Arme, die mich von hinten sacht umarmten. Und ich spürte seinen sanften Atem auf meinem Nacken. Auch ohne ihn zu sehen, wusste ich das er es war. Ich schloss lächelnd meine Augen und genoss den Moment liebevoller Nähe.
Seine Stimme flüsterte mir zu: „Siehst Du die Wellen, wie sie in der Umarmung des Windes an das Ufer schlagen? Mit ihrem nimmer müdem Sehnen nach Freiheit treiben sie voran, erobern das Ufer und erfüllen sich den Traum ihrer tiefsten Sehnsüchte. Ich möchte auch frei sein, so wie die Wellen, die ewig an das Ufer schäumen.“
Ich spürte sein Gesicht an dem Meinen und seine Haut, die mich liebevoll küsste. Ich zitterte im Angesicht dieses wunderbaren Gefühles, das mir seine Nähe schenkte.
„Wir werden frei geboren, doch sind wir in diesem Leben der immerwährenden Knechtschaft untergeordnet. Denn um zu leben muss man arbeiten, man muss Geld verdienen um sich Haus und Essen leisten zu können. Unserem Leben unterworfen, an dem wir so hängen. Freiheit gibt es nur für jene die sich über diese Dinge stellen, die versuchen etwas zu ändern und der Knechtschaft ein Schnippchen schlagen.“
Ich schwieg, doch lauschte ich andächtig den Worten...

„Ich habe den Traum von der wahren Freiheit. Ich möchte selbst bestimmen können wohin mich meine Füße tragen. Ich möchte selbst bestimmen wohin mein Leben geht. Ich möchte mich nicht denen unterordnen, die scheinbar die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Ich möchte ich selbst sein und keine geformte Gestalt einer Gesellschaft, die nach oben bückt und nacht unten tritt.
Ein freier Geist möchte ich sein, unabhängig von allen Dingen, die das Leben in einen Rahmen presst der mir nicht steht. Ich möchte wie eine Möwe über das Meer fliegen, hinauf in die Wolken und in die Sterne. Ich möchte einfach nur frei sein...“ Ich verstand seine Worte sehr gut, ich fühlte tief in meiner Seele ähnlich. Es war als hätte Jo all meine Gefühle und Sehnsüchte in Worte gefasst. Gedankenverloren kuschelte ich mich in seine Umarmung und fühlte mich wieder beschützt und geborgen.
Ja, er hatte Charisma, obwohl er ein recht wildes und kriegerisches Aussehen hatte. Und er war ein wahrer Gentlemen, im Gegensatz zu manchem Schnösel der sich dafür hielt...
Als die Sonne über dem Meer stand, musste er wieder gehen. Wir standen auf der Erhebung und blickten uns gegenseitig tief in die Augen. Er lächelte wieder dieses Lächeln, das Einem den Verstand rauben konnte. Jo verneigte sich wie immer vor mir und küsste sanft meine Hand zum Abschied, was mir die Röte ins Gesicht malte. Mein Herz pochte bis zum Hals und ich schloss die Augen um mich zu beruhigen. Als ich sie wieder öffnete war er fort, doch ich wusste, er würde wieder kommen und das ließ mich hoffen. Mir schien, als wäre es ein Wink des Schicksals gewesen, dass wir hier her gefahren waren...

Am nächsten Morgen saß er unten am Strand. Diesmal umarmte ich ihn von hinten, nachdem ich mich leise angeschlichen hatte. Er lächelte mich mit leuchtenden Augen an.
„Guten Morgen Mylady. Es ist schön Dich wieder zu sehen.“ Dann schaute er versunken auf das Meer. Schließlich blickte er mir tief in die Augen.
„Weißt Du auf meinem Herzen pocht nur eine Frage, die mir bis heute unbeantwortet blieb.“ Ich schaute ihn fragend an, da ich nicht mal ahnte, worauf er hinaus wollte.
„Wie heißt Du eigentlich?“ Ich schaute ihn verschmitzt an.
„Eigentlich wurde ich immer „die wilde Luzie“ genannt“. Er lachte.
„Dabei heiße ich eigentlich Catherine, aber kaum einer nennt mich so. Dafür hat sich Luzie einfach viel zu sehr eingebürgert.“ Wieder lachte er, ein herzerwärmendes Lachen. Es streichelte meine Seele und küsste mein Herz.
Dann blickte er mich ernst an und sagte: „Ich finde das Catherine ein wunderschöner Name ist. Und wenn Dich sonst keiner so nennt, dann möchte ich der Einzige sein der Dich so nennen darf.“ Ich lächelte und nickte. Dann setzte ich mich neben ihn, während er mir wieder von der wahren Freiheit erzählte. Und ich begann zu träumen, wie es wäre, mit ihm zusammen dieses Gefühl zu leben...

(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(06.07.06)
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