Eisblaue Augen

Kurzprosa zum Thema Engel

von Mondsichel

Der Schnee fiel langsam vom Himmel herab. Ich betrachtete die weihnachtlichen Beleuchtungen an den Fenstern und lief still durch die Nacht. Für einen Moment verweilte ich in der Stille und dann hörte ich Deine Schritte im Schnee.

"Warum tust Du mir das an?", zitterte Deine Stimme mir verzweifelt entgegen. Deine eisblauen Augen durchbohrten meine Seele fragend. Der Schmerz in Deinen Worten sprang mir an die Kehle und ließ mich erstickend zu Boden sehen. Ich hatte Angst.
Ja ich wollte Deinem forschenden Blicke entgegen! Mein Gewissen ließ mich nicht aus seinen Krallen, es fügte mir den Schmerz zu, den Du in Dir verspürtest. Ich hatte Dich zutiefst verletzt und schämte mich.
Zittrig floh der Atem meinen Gedanken, denn musste ich mich der Wahrheit stellen, die so lange ich verleugnet hatte.

"Du weißt wie ich für Dich fühle", begannst Du etwas gefasster. "Du weißt, ich werde niemals anders empfinden. Nicht in einer Million Jahren!" Ich hob meinen Blick.
Hinter Deinen Augen standen die Meere in Flammen, peitschend gegen das wunde Ufer Deiner Träume. Wir gehörten zueinander und waren doch so getrennt wie niemals zuvor. Deine ungeweinten Tränen regneten auf mein Innerstes herab.
"Warum nur? Sag mir... warum nur hast Du ihn verlassen? Ihn, der immer zwischen uns stand, der doch der Einzige war, den ich an Deiner Seite akzeptiert habe?" Ich wagte nichts zu sagen.

Deine Haare flogen im aufkommenden Wind. Schwarzes Ebenholz, das Dein bleiches Antlitz umrahmte. Und Deine eisblauen Augen noch greller erscheinen ließen, als sie im Licht des Tages waren.
"Ich liebe Dich, doch Du weißt, diese Liebe ist ein Strudel in dem wir untergehen würden. Warum tust Du mir so weh? Warum stößt Du Dich in die Einsamkeit, die niemals die Deine sein sollte?", bebte Deine Stimme voller Traurigkeit.
Ich versuchte meine Gedanken zu sammeln. Versuchte Worte zu finden, doch blieb ich gebannt vor meiner erstarrten Zunge.
"Warum willst Du nicht glücklich sein? Wie gerne würde ich Dir all das geben was Dir fehlt, doch..." Deine Stimme verstummte und Deine Flügel entfalteten sich. Sie waren schwarz wie die tiefe Nacht. Ich sah Dich mit Tränen in den Augen an.

"Ich will nicht mit einer Lüge leben." Mein Herz zerbrach in Millionen Splitter. Voller Schmerz wand ich mich ab und lief davon. Doch im nächsten Moment hattest Du mich schon eingeholt und zogst mich in Deine Arme. Deine Flügel legten sich beschützend um meinen Körper.
"Verlange niemals wieder von mir, dass ich einem anderen das schenke, was ihm nicht gehört. Bitte..." Ich sah Dich flehend an. "Bitte... ich liebe nur Dich..."

"Diese Liebe wird nur in Deinen Träumen existieren. Du weißt... mein Kuss wäre Dein Verderben!" Du sahst mich auffordernd an. Vielleicht sogar hoffend, dass ich meine Entscheidung nochmals überdenke. Doch ich wusste was ich von Dir wollte.
"Mein Engel, mein Dämon, mein Liebster, mein Licht und meine Dunkelheit. Ich gehöre Dir, selbst wenn es nur in meinen Träumen ist." Ich lächelte Dich an.
"Der Tod hat mich heimgeholt und mir einen neuen Traum geschenkt. Du bist mein Traum schwarzer Hoffnungsträger." Nun musstest Du ebenfalls lächeln und dann spürte ich Deine Lippen auf den Meinen brennen. Dein Odem floh auf meiner Haut dahin und ich versank in ewiges Träumen.

Hier warte ich auf Deine Liebe, mein sanfter Todesengel...

(c)by Arcana Moon

Das Erwachen

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Kommentare zu diesem Text

GillSans (06.12.07)

so früh zur abenstunde habe ich noch nie ein türchen geöffnet......mir hats gefallen...danke, die Gill

Mondsichel meinte dazu am 06.12.07:

Es freut mich das der Text Dir gefällt und das er in den Kalender passt. Hatte schon befürchtet ich wär am Thema vorbei. Umso mehr freu ich mich das es nun doch passen tut

Einen schönen Nikolaustag Dir

Liebe Grüßle
Deine Arcy

franky (06.12.07)

Ein phantastischer, Melancholischer text, der doch ein fast glückliches Ende nimmt. Eine mitreissende Geschichte
liebe Arcy, er gefällt mir sehr gut. Ein schönes Adventsfenster.
Liebe Grüsse für den heutigen Nikolaustag
von
Franky

chichi† (80)
(06.12.07)

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