Meine Zeit liegt in meiner Hand

Text zum Thema Lebensweisheit

von  Borek

Jeden Abend und jeden Morgen halte ich sie liebevoll, fast zärtlich in meiner Hand.

Ihr goldener Zeiger und die Ziffern strahlen mich an. Ihr Zifferblatt im dezenten Emailleweiß, lässt das Gold ihrer Akteure noch güldener wirken.

Der kleine Sekundenzeiger dreht eifrig eine Runde nach der anderen, aufgeregt, und gleichmäßig um seine Achse. Ich bewundere seinen kaum stillstehenden Fleiß.

Einhundertfünfzig Jahre bewegt er sich fast Tag für Tag und bestimmt welche Tages und Nachtsunde die großen Zeiger anzuzeigen haben.

Vergesse ich sie einmal aufzuziehen, so befällt mich eine innere Unruhe, sie könnte stehen geblieben sein. So wie auch meine Zeit plötzlich stehen bleiben könnte, plötzlich und unbewusst.

Komme ich von meinen Geschäftsreisen zurück und sie wurde vergessen aufzuziehen, so geschieht dies liebevoll von meiner Hand. Ich ziehe meine Zeit wieder auf. Bewegt sich dann trotzdem der kleine Sekundenzeiger nicht, klopfe ich erst ganz sachte mit meiner Hand an den Sprungdeckel, hilft dies nicht, so klopfe ich fester und immer fester, bis er sich bemüht mir meine Zeit wieder anzuzeigen. Eine innere Anspannung fällt von mir ab.

Meine elektrische Armbanduhr verschafft mir nicht das Gefühl zu meiner Zeit, obwohl sie auch mir schöne und schwere Stunden anzeigt. Es ist das Ritual, meine Taschenuhr jeden Morgen und jeden Abend in die Hand zu nehmen, und sie beim Aufziehen liebevoll zu betrachten. Es ist wie eine Zwiesprache mit meinen Vorbesitzern, vermutlich drei Generationen. Es ist ein Wunder handwerklichen Könnens, sie zeigt die Zeit exakt an, Stunde für Stunde und Minute für Minute und sie erinnert mich jeden Tag daran mit meiner Zeit sorgfältig, verantwortungsbewusst und nicht verschwenderisch damit umzugehen.

In der Jugend ist das Leben, das vor einem liegt, noch ein fröhlicher Berg der viel Zeit hat diesen zu besteigen.

Im mittleren Lebensalter fängt man schon an vorsichtiger mit dem Zeitkapital umzugehen.

Man plant mehr und ist nicht mehr so verschwenderisch wie in der Jugend.

Im letzten Lebensdrittel, sollte man mit seiner Zeit nicht geizen, aber sie auch nicht vertrödeln.

Sinnvoll und bewusst sollten wir mit ihr umgehen, es ist meine und Deine Zeit.

Dieses Bewusstsein erlebe ich jeden Tag, denn meine Zeit liegt in meiner Hand, um sie sinnvoll zu gestalten.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Martina (07.07.08)
Ja..die Zeit..am besten ist sie angelegt im Glücklchsein. Lg Tina

 Borek meinte dazu am 08.07.08:
Ich freue mich, dass Du mich wieder einmal gelesen hast. Danke.
LG Herbert
Mahina (70)
(14.07.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek antwortete darauf am 14.07.08:
Ich freue mich wieder einen klugen Kommentar von Dir auf meiner Seite vorzufinden Ich wünsche Dir viele schöne Zeiten und grüße Dich herzlich.
Dein Rabenmönch
Belisama (47)
(20.07.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek schrieb daraufhin am 27.07.08:
Liebe Roxana, Danke für Deine schönen Zeilen und das Sternchen an meinem Himmel. Lebensweisheit welches anstrengende Wort.
Der Weise wäre ein großer Tor,
wüßte er nicht,
die Dummheit kommt auch bei den weißen,Weisen vor.
Grüße in den sonnigen Abend
Dein Herbert
The_black_Death (31)
(20.07.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek äußerte darauf am 20.07.08:
Mein Leserfreund!
Du hast Recht. Wir können die Zeit nicht beherrschen, aber wir sollten versuchen sie sinnvoll zu gestalten.
Danke für Deinen Stern und einen guten Wochenanfang. Herbert oder Borek
Nicola (80)
(20.07.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek ergänzte dazu am 20.07.08:
Liebe nicola,
danke für Deinen interessanten und stimmungsvollen Kommentar.
Dank für Deinen Stern. Grüße in die Nacht Herbert

 Rayoluna (27.07.08)
Lieber Herbert,

gerne habe ich dein Text gelesen und mich sogar ein wenig geärgert, dass ich in letzter Zeit nicht mehr zum lesen kam. Du hast den wahren Wert dieser Uhr so schön beschrieben und in einigen Lesern Erinnerungen geweckt. Auch ich habe so eine Armbanduhr von meiner Mutter! Ich hole sie halbjährlich aus dem Schmuckkästchen und poliere sie mit einer großen Sorgfalt, dann schaue ich sie mir an und lasse Erinnerung aufleben. Ich trage sie aus Angst, dass sie mir kaputt geht, nur bei besonderen Angelegenheiten.

Liebe Grüße,
Franci

 Borek meinte dazu am 27.07.08:
Liebe Franci,
danke für Deinen schönen Kommentar und den Stern an meinem Sternenhimmel.
Warum solltest Du Dich ärgern. mir geht es genau so.
Wir haben nicht mehr das Zeitkapital aus unserer Jugendzeit, wir müssen Wertigkeiten setzten und da fällt schon einmal das Lesen bei KV auch einmal aus.
Liebe und herzliche Grüße,
Herbert
Spocki (57)
(06.08.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Borek meinte dazu am 07.08.08:
Lieber Matthias, ich möchte Dich nicht mit dem Filmnamen Spoki anreden, aber es sind einige Dinge in Deinem Kommentar, für den ich Dir danke, die ich nicht verstehe.
Wer und was ist Florian Siebeneisen? Getüdle ist mir aus meinen Reiseerfahrungen aus Norddeutschland bekannt.
Ich hoffe, dass Du als Geistheiler und Wortfeiler mich nicht noch versuchst umzuerziehen.
Obwohl wir eine gemeinsame KV Freundin haben, trennen uns nicht nur Alter und Erfahrung, sondern grundsätzliche Überlegungen zur Zeit.
Wenn ich Deiner Empfehlung folgte, meine Zeit unkontrolliert und lustvoll zu verwenden, wäre ich entlassen aus der Verantwortung anderen Menschen gegenüber. Zeit ist nur lustvoll und unkontolliert zu verschwenden wenn man keine Verantwortung hat und dann möglichst mit einem dicken Bankkonto.
Symbole wie z.B. Fahnen oder eine Uhr kann eine Wertstellung einnehmen wenn man sie schätzt. Ich freue mich, dass Du merkst wie schnell auch Deine Zeit vergeht. Ich verspreche Dir mit 67 rast sie auch für Dich noch schneller dahin, und Du wirst eine andere Einstellung zur Zeit gewinnen. Zeit ist unser kostbarster Juwel den wir besitzten und deshalb sollten wir sie auch schätzen.
Lieben Gruß
Herbert
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram