XIX: Brief an die Schwester

Brief zum Thema Provokation

von  kaltric

20. 07. 3979, Atáces

Geliebte Schwester,
drei Wochen sind wir nun schon in Atáces. Vermutlich ist mein letzter Brief noch lange nicht bei dir angelangt. Trotzdem ist genug angefallen, von dem ich dir berichten mag.
Wir leben hier in der Feste und bekommen kaum mit, was sich außerhalb dieser ereignet. Alles spielt sich größtenteils hier drinnen ab. Es ist langweilig. Wenn wir nicht gerade unsere Zeit mit Übungen verbringen, sitzen wir in unseren Kammern und spielen die verschiedensten Spiele. Doch an einem Abend kam Miruil zu mir. Er meinte, er würde es hier drinnen nicht mehr aushalten und dass wir in die Stadt gehen sollten. In die Stadt gehen! Welch Vorschlag! Doch er meinte es ernst und mir war selbst nach einem Ausflug. So sagte ich zu, wohlweißlich, dass es uns verboten war die Festung zu verlassen und uns Wachen aufhalten würden. Doch Miruil hatte überraschend gut geplant. Zwei der Wachen waren Commosha Dacealus und Dosten Aschengrau, letzterer ein Jüngling aus Akalt, der wer weiß warum bei uns war. Beide stellten sich als Vertraute von Miruil heraus. Zusammen mit Couccinne und Scaric verließen wir klammheimlich die Feste. Jimmo beobachtete uns dabei, doch dachte ich mir nichts Schlimmes.
Wir verbrachten ein paar angenehme Stunden in der Stadt, erkundeten sie – und vor allem besuchten wir ihre Tavernen. Bei unserer Heimkehr waren wir dem genossenen Wein entsprechend weniger vorsichtig. Uns erwartete ein erzürnter Caris Duimé mit fünf Begleitern. Er sprach zu uns, dass dies zu tun ihm nicht gefallen würde, doch es notwendig sei und so bekamen wir alle zwei Tage Strafhaft. Ich glaube nicht, dass dies ein gutes Licht auf uns werfen wird.
Bei unserer Entlassung erwartete Duimé uns und lud jeden von uns einzelnd zu einem Gespräch zu sich ein. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Zu mir sprach er von seiner Enttäuschung gegenüber einem vielversprechenden Kämpfer – und wieviel Mühe er gehabt hätte, eine härtere Strafe von uns abzuwenden. Er spielte unseren Freund. Oder ist er dies sogar? Er schloss mit den Worten, dass man sehen würde, wie mit uns weiter zu verfahren sei. Freigänge in die Stadt zumindest seien für alle von uns zukünftig gestrichen. Irgendwie hatte ich mir das Lebens einst – freier – vorgestellt. Zumindest darf ich dir noch schreiben. Ich bin auf deinen nächsten Brief gespannt,

dein Falerte.

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