Der Käfig, der scheinbar vergoldet erschien

Gedicht zum Thema Seele

von  Fuchsiberlin

Das kleine Vögelchen sang
eines Tages nicht mehr,
keine lieblichen Töne erreichten mehr
dessen Kehle.

Die Bühne schien für diesen kleinen gefiederten Freund
viel zu klein zu sein,
der Zuschauerraum wirkte erdrückend auf ihn.

Der Käfig dieses einst flügelschwingenden Tieres
stand auf einem Podest.
Behütet schaut ganz anders aus.

Das Leben sah der kleine Flugartist nur noch
durschnitten von unzähligen Gitterstäben.

Die Flügel stellten die Bereitschaft zum Fliegen ein.

Augen-Blicke bauten eine Mauer,
gegen helfende Hände,
die Tür zum Käfig blieb verschlossen.

Psychoworte bekamen einen stromartigen Schlag.
Die Realität:
Nicht jedem kann geholfen werden,
wenn dem anderen der Wille,
und die Sicht auf das erkrankte Ich fehlen bzw. verloren gingen.

Warum singt der kleine Vogel nicht mehr?
Eine Frage,
deren Antwort zwischen dem Gitter des Käfigs hängenblieben.

Das kleine Voglein verweigerte das Futter,
Das Lebensverlängernde, der Nahrung, wurde der Krieg erklärt,
die Sucht stand dem Abmagern hilfreich zur Seite.

Das bisschen an Essbaren,
was noch den Weg in den Magen fand,
es wurde heimlich hinter den Kulissen, abseits des Käfigs,
wieder aus dem Körper hinausgeschleudert.

Das verzerrte Körperspiegelbild forderte immer mehr,
nein, dieses forderte immer weniger.
An Kalorien, an Leben(snahrung).

Der nahende letzte Vorhang sprach von der Ewigkeit.

Eines Tages lag der Körpper
regungslos und blau angelaufen auf dem Käfigboden.

Der letzte Vorhang fiel schwer,
die Tür wurde geöffnet.

Hilfe sieht anders aus,
doch der Käfig war vergoldet.

Hilfreiches prallte an der fest verschlossenen Gittertür ab.

Sie erbaute ihn einst für sich, eher unfreiwilllig,
ohne sich über die Folgen bewußt zu sein,
mittendrin und doch darin verloren.

Kein Vogel, der starb, sondern ein Mensch,
an den Folgen der Magersucht/Bulemie.

Jörg S.


Anmerkung von Fuchsiberlin:

Ich las mit Anfang 20, aus persönlichen Gründen, das Buch "Der goldene Käfig" (Das Rätsel der Magersucht).

Es sterben leider auch Betroffene an den Folgen dieser psychsichen Erkrankung.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(20.02.11)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.02.11:
Liebe Gerda,

Deine Worte erfreuen mich sehr:), denn dieses Thema meines Textes ist wahrlich ein sehr ernstes. Und kreuzte indirekt meinen Lebensweg in jungen Jahren.

Ganz liebe Dankesgrüße
Jörg
SigrunAl-Badri (52)
(20.02.11)
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