gridlocked

Text zum Thema Stillstand

von  keinB

Natürlich weiß ich um das Psychotische, das an der Peripherie lauert und von dem ich weiß, dass es da ist, wenn es da ist und bei dem ich mich immer wundern muss, wie ich damit durchkomme, ohne äußeren Verdacht, ohne Auffälligkeiten, gut sogar. Und ich zweifle, ob ich klarkomme oder ob ich nur so tue als ob - aber eigentlich macht es keinen Unterschied, da, was immer es ist, ausreichend zu sein scheint.

Mein Blick huscht unstet über die Dinge, die mich besitzen, wenn ich unruhig durch die Räume tigere, auf und ab ich, auf und ab der Blick, und manchmal, immer öfter, werden die Farben intensiver, bunter und die ausgefransten Bewegungen an den Rändern mehr und heftiger und wenn ich sie fixiere, sagt der Verstand ganz richtig "Nichts!" und ich erwidere "Aber da war was, ich hab’s gesehen, und ... und wir haben’s gesehen, Du doch auch, nicht?"

Und die Haut ist wieder nicht meine, so wenig wie das ’nach außen’, so wenig wie das Denken, das Fühlen, der ungerichtete, doch folgenlose Tatendrang, der mich aufspringen lässt und hektisch die Wohnung ablaufen, suchend, als hätte in irgendeiner der Ecken, Nischen, Schatten, sich versteckt, was ich suche, mich erdet, zurückholt. Beruhigt.

Ich rede mit den Wänden, den Türen, den Decken, den Fenstern, den Dingen. Ich erkläre ihnen die Welt, meine, wie ich sie nicht verstehe und mich außerhalb befinde, als stiller, heimlicher Beobachter und wie mir nichts weiter einfällt als Schweigen, Schweigen, gleichgültig sein, Schweigen. Wie mich nicht interessiert, was, wer ich sein könnte, weil mich nicht interessiert was, wer ich bin. Weil ich nicht verstehe, was, wer ich war. Weil in meinem Kopf Gedanken sind, Gedanken, die da nicht hingehören, die da aber auch nicht rauswollen, die sich einnisten und festhaken und meinen Verstand vergiften, meine Wahrnehmung, einfach alles, was ... das ausmacht, was mich nicht mehr interessiert. Weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, klarzukommen. Oder so zu tun als ob.

Ich erzähle den Dingen, wie müde mich das alles macht, dass ich mir die Decke über den Kopf ziehen und schlafen will, nur schlafen, und wie deprimierend es ist, dass ich das nicht kann. Wie unglaublich deprimierend. Wie scheiße ich es finde, dass sie nicht antworten.

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Kommentare zu diesem Text

RedBalloon (58)
(12.03.17)
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Sätzer (77) meinte dazu am 15.03.17:
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 Livia (01.04.17)
Toller Text, mieses Gefühl.
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