mit der Bitte um Vergebung

Text zum Thema Beziehung

von  tulpenrot

3. Version

ob sie nur einmal bei mir übernachten dürfe
[aus Angst vor ihrem Mann]
fragte sie
dazu morgens eine warme Dusche

ich sagte ja

dann wollte sie ein Frühstück haben
später überraschenderweise ein Mittagessen

ich kochte mit dem, was zufällig da war

sie hatte guten Appetit
abends
brauchte sie wieder ein Bett
ungeplant
und frisches Brot

das alte aß ich

und Tee und Schinken
wünschte sie
auch Äpfel, Orangen, Schokolade

sie nahm es
umsonst
selbstverständlich
[sie war ja auf der Flucht]
mein Duschgel, mein Waschmittel für ihre Wäsche
meine Ohren für ihre Nöte
meine Worte für ihren Trost
dazu ungefragt mein Telefon
während ich nicht zu Hause war
[ihr Handyguthaben sei aufgebraucht]
einfach so
und dann weitere Tage und Nächte
unter meinem Dach

als ich diese Sorte Medikamente in ihrem Waschbeutel entdeckte
wollte ich
dass sie geht

nach Wochen kam sie wieder
mähte meinen Rasen
um nicht allein zu sein
um das Alte zu vergessen
sagte sie
und weinte
[sie weint immer
wenn wir uns treffen
auf der Dorfstraße
oder im Supermarkt]

heute rief sie an
sie möchte mit mir spazieren gehen

ich fühle mich schlecht



2. Version

sie wolle nur einmal bei mir übernachten
[aus Angst vor ihrem Mann]
sagte sie
und morgens eine warme Dusche

ich sagte ja

dann wollte sie ein Frühstück haben
ein Mittagessen

ich nahm von dem, was zufällig noch da war und kochte

sie hatte guten Appetit
abends
brauchte sie wieder ein Bett
ungeplant
und frisches Brot

das alte aß ich

und Tee und Schinken
wünschte sie
auch Äpfel, Orangen, Schokolade

ich hatte alles zufällig vorrätig und genug für uns zwei

sie nahm alles
umsonst
selbstverständlich
[sie war ja auf der Flucht]
mein Duschgel, mein Waschmittel für ihre Wäsche
meine Ohren für ihre Nöte
meine Worte für ihren Trost
dazu ungefragt mein Telefon
während ich nicht zu Hause war
[ihr Handyguthaben sei aufgebraucht]
einfach so
und dann weitere Tage und Nächte
unter meinem Dach

als ich ihre Medikamente in ihrem Waschbeutel entdeckte
wollte ich einfach nicht mehr und entließ sie

nach Wochen kam sie einfach wieder
sie wollte meinen Rasen mähen
um das Alte zu vergessen
sagte sie
und weinte
sie weint immer
auch im Supermarkt

wir leben auf dem Dorf
ich fühle mich schlecht





1. Version

sie wolle nur einmal bei mir übernachten
[aus Angst vor ihrem Mann]
sagte sie
und morgens eine warme Dusche
/ich sagte ja/
dann wollte sie ein Frühstück haben
ein Mittagessen
/ich nahm von dem, was zufällig noch da war und kochte/
sie hatte guten Appetit
abends
brauchte sie wieder ein Bett
ungeplant
und frisches Brot
/das alte aß ich/
und Tee und Schinken
wünschte sie
auch Äpfel, Orangen, Schokolade
/ich hatte alles zufällig vorrätig und genug für uns zwei/
sie nahm alles
umsonst
selbstverständlich
[sie war ja auf der Flucht]
mein Duschgel, mein Waschmittel für ihre Wäsche
meine Ohren für ihre Nöte
meine Worte für ihren Trost
dazu ungefragt mein Telefon
während ich nicht zu Hause war
[ihr Handyguthaben sei aufgebraucht]
einfach so
und dann weitere Tage und Nächte
unter meinem Dach
/als ich ihre Medikamente in ihrem Waschbeutel entdeckte
wollte ich einfach nicht mehr/
sie kam dennoch nach Wochen wieder
mähte meinen Rasen
um das Alte zu vergessen
und weinte
/ich fühle mich schlecht/


Anmerkung von tulpenrot:

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(18.06.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tulpenrot meinte dazu am 19.06.17:
Du hast Recht. Es ist ein schwieriges Unterfangen, finde ich jedenfalls. Die Grenzen zwischen echter Hilfsbedürftigkeit bzw. Not, die es zu lindern gilt, und rücksichtsloser, selbstsüchtiger Ausnutzung des Helfenden verwischen sich anscheinend. Ich komm aus dem dazu gehörenden Unbehagen nicht heraus.
Danke für dein Verständnis.
LG
Angelika

 Dieter_Rotmund (19.06.17)
Elektrischer oder Benzin-Rasenmäher?

 tulpenrot antwortete darauf am 19.06.17:
Vielleicht sogar mit der Sense - wir leben auf dem Land!

 AZU20 (19.06.17)
Harte Probe für einen Gutmenschen. Bestanden? LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 19.06.17:
Ja, der/die/das LyrIch ist ein richtiger Gutmensch, wie man ihn sich wünscht und hat die Probe mit Bravour bestanden - sieht man doch! :-P
Man soll sich ein Beispiel nehmen; dafür wurde der Text nämlich geschrieben!
*grummel*
Edit: War das nun deutlich bissig genug geantwortet?
(Antwort korrigiert am 19.06.2017)

 blauefrau (19.06.17)
Der kleine Finger und die ganze Hand - wer fühlte sich nicht ausgenutzt?
Die Frau wirkt auf mich nicht unsymphatisch. Andereseits: Rechtfertigt der Zweck stets die Mittel?

 tulpenrot äußerte darauf am 19.06.17:
Es handelt sich tatsächlich um ein Dilemma, aus dem man nicht nahtlos herauskommt.
LG
Angelika

 TassoTuwas (23.07.17)
"Nein" sagen fällt oft nicht einfach.
Bekommt das Geschehen dann so eine Eigen-Dynamik, kann man nur das Beste daraus machen - einen Text darüber schreiben
Mitfühlende Grüße
TT

 tulpenrot ergänzte dazu am 23.07.17:
Danke für dein Mitfühlen. Ich bin das Dilemma immer noch nicht los. Es klebt an meinen Sohlen wie ein durchgekauter Kaugummi. Ich muss wohl noch mehr Texte darüber schreiben.............
LG
Angelika
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