Zusammenarbeit

Erzählung zum Thema Arbeit und Beruf

von  Mondsichel

Als es schon sehr spät war, machte ich mich auf den Weg zurück. Sie brachte mich noch zur Tür, während Olaf das Geschirr vom Tisch räumte. Ich drehte mich noch mal um, nachdem ich hinaus getreten war. Es war wieder dieser Blick, der uns beide gefangen hielt. Sie umarmte mich noch einmal und dann waren unsere Gesichter so nah beieinander, dass ich nicht anders konnte und küsste liebevoll ihre Stirn... Ich spürte ihr Zittern, ihre Angst. Doch ich spürte auch diese Wärme, die sie erfüllte und die meine Seele süß verführen wollte. Ich zwang mich sie loszulassen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Da hörte ich nochmals ihre Stimme, sie zitterte. „Thelven?“ Ich drehte mich um. Sie schwieg als ich sie anschaute, doch ich wusste, dass sie mich bitten wollte wiederzukommen. Ich nickte und drehte mich dann wortlos um. Dann ging ich den Weg ins Studio zurück, wo ich mir die restliche Nacht mit den anderen Jungs um die Ohren schlug. In dieser Nacht entstand ein Song, den ich ausschließlich ihr widmete. Und immer wenn ich diesen Song später sang, war es, als würde sie mich lächelnd vom Himmel aus anschauen und mir zuwinken...


Engel in Schwarz

Engel in Schwarz, öffne Deine Augen.
Lass sie sehen diese Wahrheit, die in Deinem Herzen brennt.
Lass Dich treiben mit der Sehnsucht, die Deine Leidenschaft entflammt.
Und flieg mit ihr zum Horizont, der immer währenden Hoffnung.

Engel in Schwarz, sprich doch mit Deinem Herzen.
Halt mich fest in Deinen Armen, lass sie fliegen diese Gefühle in Dir.
Spürst Du ihn, den Wind des Todes, der mich süß verführt?
Weit fort von Deiner Liebe, weit fort von Deiner Flügel Schutz.
Und ein Schmerz zerreißt die Gedanken, die immer nur bei Dir sind.
Verloren mit der toten Sonne, dort am schwarz verhangenem Horizont.

Engel in Schwarz, lass mich Deine Dunkelheit sein.
Lass mich Deine Lippen küssen, und Deine Augen öffnen.
Dort im engumschlungenem Traum, der uns hält in Fleisches Lust.
Um nie mehr getrennt zu leben, um ewig eins zu sein...

(c)by Arcana Moon



Am nächsten Tag besuchte ich sie erneut und diesmal nahm ich sie mit in unser Studio. Da war natürlich erst mal eine große Begrüßungsrunde angesagt. Ihre Augen leuchteten klar wie Sterne und ich kam auf die Idee, dass man doch gemeinsam einen Song machen könnte. Daria war begeistert und freute sich schon auf die gemeinsame Arbeit. Sie schlug vor, ihre Leute auch noch mit einzubeziehen, so dass von allen Seiten etwas eingebracht werden konnte. Sie nahm ein seltsames Gerät aus ihrer Tasche, das zwar wie ein Handy wirkte, aber dennoch irgendwie anders aussah. Damit trat sie vor die Tür und schien mit jemandem zu reden, was mich von der Handytheorie überzeugte.

Es dauerte nicht mal fünf Minuten, da standen sie alle vor der Tür, ohne dass sie den Weg überhaupt gekannt hätten. Ich war erstaunt und fragte mich ob sie wie bei Raumschiff Enterprise hier her gebeamt worden waren. Aber ich hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn wir stürzten uns sofort in die Arbeit. Es war merkwürdig, aber in dieser Zeit waren wir so sehr beschäftigt, dass ich fast vergaß, dass sie bald wieder fort sein würde. Die folgenden sieben Tage verbrachten wir damit, vier verschiedene Songs zu produzieren. Es herrschte eine merkwürdige Magie zwischen uns, es war als würden wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen treiben. Wir entschlossen uns daraufhin ein gemeinsames Album zu produzieren. Auch wenn Daria und ihre Truppe zwischenzeitlich noch auf Tour gehen mussten. Wir machten daher aus, dass sie die freien Wochen dazwischen immer herkommen würden um mit uns das Album zu produzieren.

Mit schwerem Herzen musste ich sie wieder ziehen lassen, der Tag des Abschieds war gekommen. Wir standen vor dem Bus und alle unterhielten sich noch sehr angeregt über die Pläne für das gemeinsame Album. Nur ich stand da, schwieg und blickte zum Boden. Daria merkte sofort, dass ich versuchte, sie nicht anzuschauen. Ihre Umarmung war so warm, so liebevoll und meine Sehnsucht ließ mein Herz bluten. Wieder versuchte ich ihr nicht in die Augen zu sehen. Ich spürte ihre zarte Hand auf meinem Gesicht und dann trafen sich doch unsere Blicke. Ich weiß nicht wie viele Seen voll ungeweinter Tränen sie entdeckte, ich sah nur ihren Gesichtsausdruck, der nun auch sehr traurig war. Sie trat einen Schritt zurück, wandte sich von mir ab und sagte: „Es tut mir leid Thelven. Aber ich bin nicht fähig diese Liebe zu geben, von der Deine Augen sprechen.“ Daria stützte sich mit einer Hand am Bus ab.

Sie atmete tief ein und fügte hinzu: „Die Liebe die ich geben kann ist eine andere. Sie ist voller Leidenschaft und Emotionen, voller Zuneigung und Wärme. Aber sie kann die Grenzen zur körperlichen Liebe nicht überschreiten. Es wird immer nur eine physische Liebe sein. Ich weiß wie Du fühlst, ich kann es spüren. Doch ich bitte Dich, vergiss diese Gefühle. Ich kann Dir nicht geben wonach Du Dich sehnst.“ Sie drehte sich wieder zu mir um und lehnte sich mit ihrem Rücken an den Bus. An diesem Tag sah ich zum ersten Mal in ihren Augen leuchtende Tränen funkeln. „Es wird Zeit Daria! Wir wollen los!“ rief der Busfahrer ihr zu. Ihre Stimme zitterte mir ein „Es tut mir leid“ entgegen und dann ließ sie mich mit blutendem Herzen einfach stehen. Sie flüchtete vor meinen Augen, vor dem was ich für sie empfand. Doch irgendetwas sagte mir, dass es nicht Angst war, die sie so handeln ließ.

Als sie in den Bus eingestiegen war und die Türen sich schlossen, schien es mir den Boden unter den Füssen hinfort zu reißen. Dann erschien sie an dem Fenster, unter dem ich stand. Ihr Blick war traurig und doch lächelte sie. Ihre Lippen formten Worte die ich nicht hören konnte und doch verstand. „Wir sehen uns wieder.“ Und dann musste ich doch lächeln, auch wenn mir eher zum Weinen zumute war.

Als der Bus losfuhr sah ich noch ein Funkeln in ihren Augen, das ich nicht mehr vergessen werde. Ein Leuchten, das ich noch bei keinem Menschen dieser Welt gesehen habe. Sie winkte und ich winkte zurück. Dann war der Bus schließlich aus meinen Augen entschwunden. In den folgenden Wochen waren wir in so viel Arbeit und Terminen versunken, dass mir nur meine Träume und die gelegentlichen Telefonate von ihr blieben. Ich dachte ich würde sie nicht so schnell wiedersehen. Doch dann kam alles anders.

Ich war total begeistert, dass sie nun doch ihren Termin in unserer Heimatstadt wahrnehmen konnten. Es lag wochenlang auf der Schwebe, da kaum Locations zu dieser Zeit frei waren. Doch nun hatten sie es geschafft, eine Halle zu finden, wo sie auftreten konnten. Silven, Sven und Phil wollten auf jeden Fall mit von der Partie sein. Das versprach ein großes Wiedersehen und ein absolutes Highlight zu werden. Doch ich ahnte noch nichts von den dunklen Wolken die langsam aufzogen. Ich fieberte nur dem Tag entgegen, an dem wir uns endlich wiedersehen würden, so wie sie es versprochen hatte. Schließlich stand ich nervös im Backstage Bereich, zu dem wir dank Daria Zutritt bekommen hatten. Doch die Band war noch nicht vor Ort angekommen. Auf der Autobahn war wohl ein Unfall passiert und sie kamen deshalb nur schleppend mit dem Bus voran. Ich lief hin und her, machte mir große Sorgen. Doch dann öffneten sich die Türen und 6 Gestalten stürmten in den Innenraum. Draußen goss es in Strömen. Es waren zwar nur wenige Schritte zwischen dem Bus und dem Eingang gewesen, doch es hätte nur Sekunden benötigt, um alle Klamotten durchzuweichen. Es war ein Zeichen, ein Zeichen, das ich erst viel zu spät erkennen sollte. All das was auf diesem Konzert geschah, werde ich niemals aus meinen Gedanken bannen können.

Zunächst deutete nichts darauf hin, dass dieser Tag im absoluten Chaos enden würde. Die Begrüßung war wie immer ziemlich locker und mit vielen Späßen auf den Lippen. Daria fiel mir regelrecht um den Hals. Das war irgendwie seltsam, das hatte sie noch niemals so leidenschaftlich gemacht. Bisher war es zwar sehr liebvoll gewesen, doch man merkte immer ihre zaghafte Distanz. Im Nachhinein könnte ich fast sagen, es fühlte sich an, als ob sie mich das letzte Mal umarmen würde. Doch in diesem Moment genoss ich es einfach nur und drückte sie noch fester an mich. „Hey Du erdrückst mich ja fast“ lachte sie scherzhaft. Ich schaute sie grinsend an. Ihr unvergesslichen Lachen erschallte und malte Rosenblüten auf meine Seele.

(c)by Arcana Moon

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