Mittagspause

Kurzgeschichte zum Thema Alltag

von  Mondsichel

Ich laufe durch die endlosen Gänge dieses Hauses, vorbei an vielen Türen die ihre Geheimnisse behüten. Geräusche durchbrechen die Stille der Zeit, doch sie verhallen in den unendlichen Windungen der Flure. Ich fühle mich kraftlos und ausgelaugt, schweigend laufe ich den endlosen Weg in eine bessere Zeit. Um mich herum nur einsame Stille, der Weg verschwimmt vor meinen Augen... Mein Spiegelbild verzerrt sich in den Gängen der Ewigkeit, dort wo die Schatten vergangener Tage entschwunden sind. Fahle, kalte Wände, die jeden Laut verschlucken. Eisiges Licht das mich frieren läßt. Noch immer laufe ich durch die Unendlichkeit, meine Gedanken sind jedoch weit fort. Schatten erscheinen und verschwinden in der Ferne. Dort wo sich das Schicksal erfüllt bin ich also doch nicht ganz allein... Meine Schuhe klappern auf glattem, kalten Stein, unheimliche Geräusche klingen aus der Tiefe. Vor mir öffnen sich die metallenen Türen zu einem Raum der Isolation, mein Spiegelbild wird klar. Die Türen schließen sich, mein Körper entschwindet in andere Gefüge. Einsamkeit in dieser kalten Zelle, wo weder Freude noch Glück mich leitet. Ein Gefängnis, das mich in die tiefe Dunkelheit der Schächte zieht... Ich lehne mich an die Spiegel der Wände und warte auf Erlösung aus dieser Kälte. Langsam öffnen sich die metallenen Türen und entlassen mich in einen stillen Vorraum, wo ich durch eine Tür trete. Ich durchschreite das Tor zu einer anderen Welt, die Stille ist lautem Gelächter gewichen. Ich öffne eine weitere Tür, zu einem Raum außerhalb der Atmosphäre. Wärme schlägt mir entgegen aus diesem Raum voller Fröhlichkeit... Lachende Menschen mit leuchtenden Augen sitzen an vielen kleinen Tischen verteilt im Raum, dazu erklingt Musik aus dem Radio. Noch sehe ich alles wie durch einen dichten Nebelschleier, doch schon bin ich inmitten der Wirklichkeit, im bunten Leben. Hier ist es nicht so kalt und trostlos wie in den unendlichen Gängen, ich fühle mich wohl und geborgen in der Gemeinschaft... In jeder Ecke wird getuschelt, gelacht, Kaffee getrunken und gegessen, in ganz gemütlicher Atmosphäre. Vorne am Büffet kaufe ich mir erst einmal einen Tee und was zu essen, dann setzte ich mich zu meinen Kollegen, die schon in gemütlicher Runde zusammensitzen. Nun kann ich endlich tief durchatmen, der Streß ist erst einmal für eine Weile vergessen. Noch lausche ich den Erzählungen meiner Kollegen, doch schon bin ich mitten im Gespräch. Nebenbei trinke ich entspannt meinen Tee und esse meine Mahlzeit. Die Zeit vergeht schnell, so furchtbar schnell und ich begebe mich in Gesellschaft auf den Weg... Wieder durchschreite ich die Türen und trete hinüber in die andere Welt. Und erneut befinde ich mich im Raum der Isolation, doch diesmal bin ich nicht allein. Eingepfercht zwischen vielen anderen Menschen warte ich darauf, daß die Türen sich öffnen und ich hinaustreten kann. Ich steige in andere Höhen, die dunklen Schächte wieder hinauf und irgendwann bin ich am Ziel... Knarrend öffnen sich die metallenen Türen, wieder stehe ich in den unendlichen Gängen. Hinter mir schließen sich die Türen und die Stille tritt wieder ein. Meine Schuhe klappern auf kaltem, glatten Stein. Langsam gehe ich durch die endlosen Windungen meinem Schicksal entgegen, wo mich das tägliche, graue Einerlei erwartet. So gehe ich durch die Einsamkeit der stillen Flure und verschwinde in der Ferne...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Ist im Jahre 2000 entstanden. :)

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram