Schattenspringer.

Groteske zum Thema Zwiespalt

von  franky

Schattenspringer.

Es war einmal ein Mann, der hatte einen Wunsch. Nicht so einen gewöhnlichen Wunsch ,
wie du und ich. Nein, er war äußerst delikat.
"Ich trenne mich von meinem Schatten", hörte man ihn murmeln. " Er stört mich, er klebt an meinen Fersen, ich schiebe ihn vor mich her, immer schlepp ich ihn mit mir herum!"

Er beschloss, den Schatten zu begraben.
Heimlich grub er ein tiefes Loch in die Erde.
Als die Sonne untergehen wollte, machte er sich bereit. Mit den letzten Strahlen ließ er
seinen Schatten in die tiefe Grube hineinfallen.
Eilig schüttete er alles mit viel Erde zu und legte noch einen großen Stein oben darauf.
" Sicher ist sicher", dachte er.

Am nächsten Morgen regnete es fürchterlich. Der glückliche Mann stellte erleichtert fest, dass sein Schatten tatsächlich verschwunden war. Wie leicht lebte es sich nun,
er musste sich nicht mehr ärgern über die dummen Gebärden und Verrenkungen, die sein Schattenbild ihm immer gezeigt hatte.
Sein eigener Stolz  redete ihm stets ein,
dass sein Schatten niemals ein Spiegelbild seiner Selbst sein konnte.
Noch hochmütiger als sonst blickte er auf die herab, die noch über ihren
eigenen Schatten gesprungen waren.
Mit Allem wollte er nun endlich aufräumen.

Alles schleppte er auf die Müllhalde, alle drückende Vergangenheit,
alle Verstrickungen, alle Schuldfallen.
Er schwelgte in einem neuen Wohlgefühl. Übermütig schlenderte er die Straße entlang.
Der Himmel zeigte sein schönstes Blau.
DER Mann freute sich über das Licht und die Wärme.
Zufällig fiel sein Blick auf die Erde. ER erschrak zu Tode.
Da war ER wieder. Sein Schatten. In voller Größe.
Voll Wut stürzte er sich auf ihn. Er kehrte ihm den Rücken. Er schlug Purzelbäume.
Er versuchte alles Unmögliche, um ihn wieder los zu werden.

ER begann zu grübeln. Nichts gelang ihm mehr. Jeden Spiegel ignorierte er. Das was ihn da anglotzte, konnte niemals er selber sein. Er war doch vollkommen. Perfekt. Tadellos. " Die Welt ist ungerecht", sagte er sich. Mein Ebenbild muss doch wunderschön sein. ER ließ sich ein Portrait malen, vollendet und makellos. Er trug dieses Bild wie einen Begleiter ständig neben sich her. Sein tiefer Groll war besänftigt.

© by F. J. Puschnik


Anmerkung von franky:

Verbort und unüberlegt.

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Kommentare zu diesem Text


 Mondsichel (12.03.06)
Tja, so sehen die meisten Menschen es. Das Spiegelbild, der eigene Schatten ist nicht so, wie sie es sich in ihren Vorstellungen erträumten. Viele werden so bis an ihr Lebensende leben und nicht verstehen können, warum keiner mit ihnen was zu tun haben will.

 franky meinte dazu am 12.03.06:
liebe mondsichel
danke für dein kommentar.
du siehst es total richtig;
wir sind mit uns zufrieden
und auch mit unserem schatten.
wünsche dir eine schönen sonntagabend.
liebe grüsse
franky

 Sonnenaufgang (11.03.07)
hallo franky, ich mußte deinen schattenspringer einfach lesen und finde die art und weise, wie du dies interpretierst einfach klasse. sonnige grüsse von felicitas

 franky antwortete darauf am 11.03.07:
Hallo liebe Felicitas,
danke für deinen kommentar.
habe deiner version nicht gelesen,
der gedanke für diesen beitrag stammt schon aus früheren jahren .
man kann dieses thema aus verschiedenen blickwinkeln betrachten;
du hast da eine bestimmte person beschrieben
und bei mir geht es allgemein über unzufriedene menschen.
viele liebe zufriedene sonntagsgrüsse
von Franky:-)
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