fragment

Kurzprosa

von  Alpha

Das erste mal im h50, ich hing mit einem ellbogen an der bar, mit dem haar überm klobecken und den manieren an der garderobe, sie: frischregennasse haare, aufpassfreundin rechts eingehäkelt und einem abertrotzdem in den augen, kam in den pub und drängte sich an die bar, kopfseite.
Ich wankte mit meinem blick über ihre stirn, wangen, den pulli, die hände mit dem portemonnaie drin, über die lippen, als sie gerade zwei bier bestellten (da blieb ich dann noch einen augenblick). Sie schaute dem kellner zum bierglas zapfhahn zapfen nach, dann etwas weiter, an meinem glas vorbei – unsere blicken trafen sich, heimliche verabredung unter rauchwolken, meiner wurde keck und legte den arm um sie, da schlug sie wie ein bisschen empört die lider nieder und ließ den zeigefinger auf dem geldbeutel tanzen. Wandte sich dann zur nachbarin, mädchenhelles tuscheln, ließ sich eine zigarette geben und dazu zustimmendes nicken in meine richtung, rauchte und empfing das bier vom kellner. Auch keine deckelstriche, bezahlte gleich, prostete der freundin zu.
Ich nahm auch einen schluck, prost schönes gör, viel wars nicht mehr, es fühlte sich zumindest leer an, suchte ihr suchen und fands nicht, nahm noch einen schluck, dachte an emma, das war die nachbarskatze, die bei mir wohnte, und ob die emma wohl auf mich warten würde, und nahm noch einen schluck.

Das zweite mal vorm h50, als ich wieder klar war und mich gerade etwas fröstelnd in den kragen der jacke lehnte. Von links: „Nun aber ab ins bett“, ich fuhr erschrocken herum und fragte mich, ob ich dabei auffällig gezuckt hatte, sie stand da mit ihren dunklen wimpern und wimperte mir ein bisschen entgegen, da hatte ich ihre worte vergessen: sie grinste amüsiert und zeigte mir ihr grübchen, das huschte über die hitzige wange, kramte eine zigarette aus dem irgendwo und rauchte.
„Ähm, wo ist denn deine freundin?“ „Schon vor überna stunde heim.“ Ups peinlich, war ich so - ? - „Oh“ – und schaute angestrengt zu füßen stufen straße, suchte nach der uhrzeit irgendwo und tastete nach dem handy, seufzte etwas hilflos in die frische nacht; „Is halb zwei“ sagte sie.
Ich nickte, schaute sie wieder an, aber nur kurz, legte mir viele worte zurecht und ordnete die zeit, sagte aber nichts. Sagte dann doch was, bat sie um eine zigarette und nahm sie selig entgegen, hatte jetzt was zu tun: rauchte - zum rauchen passt schweigen und in die dunkelheit starren - und ich schwieg und starrte in die dunkelheit.
Danach hatte ich meine sprache wiedergefunden, der ich mächtig war; ihr huschendes grübchen pflückte ich wie seltene blumen aus ihren wortfeldern, in denen ich wandelte und zuweilen innehielt, um alle töne und düfte wie nach winterjahren aufzusaugen. Ich fühlte mich eigenartig belebt, der vorherige grund meines besäufnisses war mir entfallen, ihr sagte ich, ich hätte wohl aus versehen zu viel geld mitgenommen.

Das waren meine beiden ersten begegnungen mit mina, die rosenkohl nicht mochte und gerne mit socken schlief. Sonst nichts.

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Kommentare zu diesem Text

HEXE (29)
(31.05.06)
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 Alpha meinte dazu am 31.05.06:
was soll das denn sein?
eldude (29)
(31.05.06)
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 Alpha antwortete darauf am 31.05.06:
du meinst doch nicht ernsthaft, die satzanfänge sind deshalb groß belassen, weil ich die autokorrektur nicht ausschalten kann? hö.
über das "vorherige" hab ich nachgedacht, aber falsche worte gibt es nicht, nicht hier will ich sagen, höchstens worte, die anders lauten als jene, die man erwartet hat. herzlichen dank für das yea und deine lampenzuversicht, das ist auch yea.

:)
eldude (29) schrieb daraufhin am 31.05.06:
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 Alpha äußerte darauf am 31.05.06:
orakelbezogen scheint es mir aber eher so, als glaube der fragende nur so sehr, dass das, was er hört, das ist, was er hören SOLL, dass sich allem anschein nach das orakel auf ihn selbst bezieht, in wirklichkeit die anpassung aber umgekehrt erfolgt. umso knetmassig devoter also der fragende, umso mehr hört er das, was er hören will, weil er glaubt, dass es das ist, was er hören will. und dann sagt man natürlich, es sei auch das, was er hören SOLL. haha, jetzt hab ich aber voll ne gurke gestrickt.
eldude (29) ergänzte dazu am 31.05.06:
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 Alpha meinte dazu am 31.05.06:
senf? was für ein glück, ich hab drei (senfe? senfs?) da, der dient mir seit montag nämlich als frühstücksbrotaufstrich.
eldude (29) meinte dazu am 31.05.06:
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Esther_Pollok (23)
(31.05.06)
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 Alpha meinte dazu am 31.05.06:
Das mit der (überweigend) durchgängigen Kleinschreibung ist ein interessantes Phänomen, da sie in der Lyrik als weitgehend modern und sinnig erscheint und daher akzeptiert wird, bei der Prosa aber gerne als schwierig, missverständlich, zumindest doch als schwieriger verständlich empfunden wird. Ist das nicht interessant? Dabei ist es so einfach, übertrüge man das fühlende Lesen (das aus dem Herzbauch heraus) einfach auch auf die Prosastücke; nennen wir es das lyrische Lesen, das sich nicht wie sein Pendant an aufklärenden Äußerlichkeiten festhalten und alles verstandsmäßig begreifen will, sondern sich dem Strom an Bildern und Farben hingibt und so über die Zeilen tragen lässt. Nun, aber vielleicht rede ich auch nur so einfach daher, weil ich es geschrieben habe, vielleicht aber bedarf diese Art von Lesen (Erfassen) wirklich nur ein bisschen Übung (sprich: das lyrische Lesen über den Umfang eines üblichen Gedichtes hinaus). Ich werde diese Thematik also noch einmal aus innerem Abstand heraus bedenken. Und ja, eine Großschreibung ist ebenfals angenehm und schön, wenn sie denn beherrscht wird (was ja hier wie sonstwo nicht immer der Fall ist). Das Ende leicht euphemistisch+massentauglich ausgedrückt, ansonsten: Danke fürs Lesen und Kommentieren. Gruß, A
eldude (29) meinte dazu am 31.05.06:
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 Alpha meinte dazu am 31.05.06:
oh, heut ist welt-allegorien-tag?, und ich hab meine schuhe nicht geputzt!. wenn das mal nicht dreckige pfützen gibt.
Esther_Pollok (23) meinte dazu am 01.06.06:
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Eira (36)
(31.05.06)
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 Alpha meinte dazu am 31.05.06:
Lächelnde, sanfte Stimmung und leicht beduselt - ja, das ist schön gesagt, auch wenn mir jedes "lächel"-wortstammige Wort in einem Kommentar einen rosa-hohlen Beigeschmack hinterlässt / :überlesen. Thx etc, A
Irefuse (24)
(31.05.06)
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 Alpha meinte dazu am 01.06.06:
ein nett quickiistischer kommentar. thx, A

 Owald (01.06.06)
Ich mußte auch lächeln.
Die Kleinschreibung stört mich hier weniger als in anderen Prosatexten, weil die Sprache hier (nicht durchgängig, aber auffällig) einen lyrischen Touch hat; da wirkt sie auf mich stimmig. Ich hab's gerne gelesen.
Liebe Grüße,
O.

 Alpha meinte dazu am 01.06.06:
schön/danke. für dies und das. A
Treulieb (53)
(03.06.06)
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 Alpha meinte dazu am 03.06.06:
die antwort gab ich ja bereits :) LG, A
Müggelin (24)
(04.06.06)
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 Alpha meinte dazu am 04.06.06:
:) danke/schön. A
Zeitkratzer (22)
(28.07.06)
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 Bergmann (04.01.07)
Gut erzählt. Realität wird plastisch. Sprachlich sehr genau. Schön pointierter Schluss. Text klingt wie der Beginn einer längeren Erzählung.
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