Eindrücke

Text zum Thema Alltag

von  Bohemien

Sie stehen da,
täglich zur gleichen Zeit,
warten auf den Bus,
der sie ans Ziel bringen wird,
einige grüßen,
andere können kaum noch gerade stehen,
um diese Zeit schon,
man riecht ihn,
den Stoff, aus dem keine Träume sind,
der Bus kommt,
pünktlich,
eingestiegen,
jeder an dem Platz,
den er immer wählt,
wehe ein anderer sitzt dort,
die nächste Haltestelle,
Alleinerziehende hasten hinein,
das Kind mitreißend,
Zeit ist Geld,
der Kindergarten kostet davon,
Rentner,
noch 2,
die schon einen Frühschoppen besucht haben,
es fängt an zu miefen,
nach Alkohol,
Buttersäure,
billigem Deo,
nächste Haltestelle,
eine gut gekleidete weibliche Person,
vermutlich im Büro einer großen Versicherung tätig,
steigt ein,
sowie ein Student und ein alter Mann mit Gehhilfe,
die junge Frau mit Anhang steigt aus,
um es abzugeben,
das Kind,
weil sie keine andere Wahl hat,
irgendwie muß man über die Runden kommen,
sie wirkt unglücklich,
die Fahrt geht weiter,
nächste Haltestelle,
die meisten steigen aus jetzt,
werden ihre Runde über den Markt machen,
zum Arzt gehen,
sich billigen Fusel holen,
oder ihre Fahrt in eine andere Richtung fortsetzen,
nächste Haltestelle,
jetzt steigen die letzten Fahrgäste aus,
steigen um,
auf die Fähre,
schnell müssen sie laufen,
obwohl der Bus pünktlich war,
bleibt nicht viel Zeit,
sonst fährt sie los,
gerade noch geschafft,
Verschnaufen,
sie ist voll die Fähre,
an diesem Morgen,
jeder an einem Tisch,
wo vier hätten Platz,
dazu gesetzt,
die Blicke erschrocken,
bis böse,
die Fahrt beginnt,
auch hier schon Frühschoppenatmosphäre,
ein Zischen hier,
ein Schnappen dort,
die Bierdosen,
Flaschen mit und ohne Drehverschluß,
werden geöffnet,
hastig,
um ruhiger zu werden,
Mief steigt wieder auf,
einer redet mal leise,
dann schreit er fast vor sich hin,
keinen stört es,
niemand beachtet den lauten Fahrgast,
Fahrräder fallen um,
sonst verläuft alles ruhig,
beinahe,
ein Kindergeschrei im vorderen Teil des Schiffes,
die junge Mutter,
kann es nicht beruhigen,
Mienen verfinstern sich,
kein aufmunternes Lächeln,
Verständnis für die gestreßte Frau,
vor der Toilette bildet sich eine Schlange,
eine junge Frau ruft,
daß er doch rauskommen möge,
doch nichts passiert,
sie bittet um ein Zeichen,
daß alles in Ordnung sei,
keine Antwort,
die Tür bleibt verschlossen,
murren im Raum,
da endlich,
ein Klicken,
die Klinke geht hinunter,
er kommt heraus,
sieht ziemlich verwahrlost aus,
torkelt,
sie nimmt ihn bei der Hand,
vermutlich seine Betreuerin,
die Schlange baut sich ab,
löst sich auf,
nächste Haltestelle,
Endstation,
alle am Ziel?
Man weiß es nicht..

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Kommentare zu diesem Text

Baldachin (55)
(21.03.07)
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