Wüstenmohn-Kapitel 3-

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 3

Pierre steht in der Hofeinfahrt, die auf die Rue de Babylon hinausführt und vergewissert sich, dass es keine weiteren Verfolger gibt. Unauffällig schiebt er sich  in die vorbeieilenden Menschen und lässt sich mit ihnen treiben  Am Boulevard St.Germain, in einer Telefonzelle wählt er die Nummer von Marc.

Marc de Bouillon, genauer gesagt Marc Comte de Bouillon, schreitet durch den ausladenden Salon seines Palais in der Rue Saint Honore. Er ist zufrieden. Durch die großen Fenster hat er einen Panoramablick auf die Tuilerien und kann das Treiben des Pariser Frühlings beobachten.
Er hat sich seinen seidenen Hausmantel übergezogen und nippt an einem Glas Martini als unvermittelt, ja fast bösartige das Telefon schrillt.
„Ja, bitte“, sein Gesicht spannt sich an. „Wo bist du? Gehe zum Place la Bastille ich lasse dich holen“
Nachdenklich legt er den Hörer auf die Gabel zurück um ihn dann sofort wieder aufzunehmen. Er wählt eine Nummer.

„Frederic hier“, ertönt es auf der anderen Seite. „Marc am Apparat, wir müssen die Lieferung vorziehen sonst verdirbt sie, du kannst das Päckchen am Place de Bastille abholen lassen und dann sofort abschicken.“ Ohne weitere Erklärung hängt der Comte ein.





Pierre macht sich sofort auf den Weg, nicht ohne sich ständig zu vergewissern, dass er nicht mehr verfolgt wird. Beruhigend schmiegt sich der kalte Stahl der Waffe an seinen Körper. Er erreicht den Place de Bastille und kauft sich eine Tageszeitung. „Das war knapp“, denkt er, als ein grauer Kastenwagen abrupt neben ihm bremst. Er zuckt zusammen, bereit sich zu verteidigen.
Der Beifahrer springt heraus, reißt die seitliche Schiebetür auf, grinst ihn an und schiebt ihn in den Laderaum. Alles hat keine 30 Sekunden gedauert. „Gruß von Marc“ ruft der Fahrer nach hinten, „wir müssen den Plan ändern, es geht sofort los, ich hoffe, du bist reisebereit? Außerdem räumen wir gerade den Hof auf. So sauber war der noch nie“. Mit einem breiten Grinsen startet er das Fahrzeug und fädelt sich in den Verkehr ein, dann verlässt er Paris Richtung Orly, dem Flugplatz.
Der Lieferwagen quält sich über die überfüllte Stadtautobahn zum Flughafen, ordnet sich in die Spur für Lieferanten ein und verschwindet, nach kurzer Kontrolle, hinter einem Tor.
Er fährt direkt in eine Tiefgarage , hält vor einem Stahltor, dass sich wie von unsichtbarer Hand gesteuert , öffnet und parkt neben dem Lastenaufzug. Die Ladetür wird geöffnet und Pierre in den Aufzug geschoben. „Mache es gut mon amis“ hört er noch, als sich der Fahrstuhl schon aufwärts bewegt. Ruckelnd hält das Gefährt, die Tür öffnet sich und Pierre steht in einem lichtdurchfluteten Großbüro. Eine schöne Rothaarige strahlt ihn an, nimmt ihn bei der Hand und führt ihn einen Gang entlang, dann schiebt sie ihn in einen kleinen, hellen Raum. „Na, dann wollen wir dich mal hübsch machen“ lächelt sie. An der Stirnseite klebt ein überdimensionaler Spiegel und davor steht ein Frisörstuhl. Sanft nimmt sie ihm die Kleider ab, was er irritiert mit sich geschehen lässt und sie zuckt noch nicht einmal mit der Wimper als sie die Pistole sieht. „Die nehmen wir dir auch weg, aber keine Angst am Ziel wirst du neu ausgerüstet“, grinst sie. Dann wird er, nur noch in Unterwäsche, in den Sessel platziert. „Nun machen wir aus dir einen echten Alubischen,“ lachend  beginnt sie ihr Werk.
Nach einer, Pierre endlos vorkommenden Zeit ,in der er kaum wagt in den Spiegel zu schauen, triumphiert sie, „na mein Süßer, das ist doch Klasse?“. Pierre erkennt sich nicht mehr. Vor ihm im Spiegel sieht er einen anderen Menschen. Langbärtig, mit Turban und graubraunem Gewandt. Wie ein Landbewohner seiner alten Heimat. „Gut“, grunzt er nur.
Fast lautlos hat ein junger Mann den Raum betreten. Ein unauffälliger, schmaler Typ, wenn da die Augen nicht währen. Stahlblau, kalt. Unvermittelt hebt er an: “Du heißt jetzt Ali del Farrag, hier sind deine Papiere. Du sprichst schlecht französisch und englisch und am Ziel nur arabisch. Klar? Man spricht dich an und zwar mit den Worten wie geht es Mama? Dann antwortest du Mama lässt dich grüßen.“ Er sagte dass in einem Tonfall der nicht im Geringsten den Wunsch nach Widerspruch zulässt. Pierre fröstelt.
Dann fährt der Unbekannte fort: “Du bist eingecheckt, hier ist die Bordkarte, du hast kein Gepäck und dein Flug nach Karachi geht in 30 Minuten vom Flugsteig A 13“: Bei den letzten Worten hat er einen kleinen Knopf neben dem Spiegel gedrückt und lautlos gleitet ein Teil der Wand zur Seite. Es wird eine Öffnung frei die gerade breit genug ist einen Menschen aufzunehmen. Ohne Widerwehr wird er hineingeschoben, die Wand hinter ihm gleitet zu und er steht vor der gefliesten Wand der Herrentoilette des Flughafens Orly. Sie ist leer. Kein Mensch. Pierre ist benommen, geht am Waschbecken vorbei,  zum Handtuchhalter und verlässt den Raum. Er steht im Abflugbereich des Flughafens und  schlurft in Richtung Flugsteig A 13.Pierre sieht nicht mehr wie eine Reinigungskraft das Schild „geschlossen, Servicearbeiten“ von der Toilettentür nimmt.

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