Nebelungen

Alltagsgedicht zum Thema Abenteuer

von  Isaban

Die Ruhrallee entlang: vereinzelt Lichter.
Die Wuppertaler gleitet in ein Nichts.
Der Freitag ist noch jung, doch diesmal bricht er
der Meute, die zur Arbeit fährt die Sicht.

Zum See hin stockt meliert das dicke Dunkel,
es fraß schon nachts die Büsche und den Weg.
Die Ampel platzt ins Bild wie ein Karbunkel,
ein Fußgänger erscheint als Sakrileg.

Septemberhimmel speien Lindenblätter;
sie schlieren in den Windschutzscheibenblick.
Wer unterwegs ist, flucht aufs blöde Wetter
und wünscht sich sehnlich in sein Bett zurück.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

andromeda (50)
(03.09.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban meinte dazu am 03.09.10:
Hallo Uta,
tja, die Rubrikwahl hat was mit den letzten beiden Versen zu tun, mein Zwinkern für den Antihelden in uns. ;)
Freut mich sehr, dass du den Text genießen konntest!
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
fdöobsah (54)
(03.09.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 03.09.10:
Hallo fdöobsah,

hach, ich steh drauf, wenn jemand meine Stilmittel erkennt und darauf eingeht, ob und wie sie wirken. Merci!

Schauen wir mal Stück für Stück:

gewohnt gut geschrieben, eigentlich zu gut für das profane Ende.
Oha, dann ist die Ironie zum Schluss wohl doch nicht ganz so durchgekommen, wie ich es gehofft hatte. Mal sehn, ob ich noch was drehen kann.

Sackstarke erste Strophe, wie ich meine: Eingängige Formulierungen mit ausdrucksvollem Bild im zweiten Vers, souveränem Reim im dritten und prima Zeilensprung vom dritten in den vierten Vers. Das lässt sich einfach genießen.
Vielen herzlichen Dank, das geht runter wie Valillepudding!

Strophe 2 steht, was die Formulierungen angeht, gewiss nicht hinten an, aber bereits im ersten Vers kommt es ganz schön dick (was aber auch schon wieder witzig ist), der zweite überzeugt inhaltlich (mich) nicht so recht, denn nachts sind alle Katzen grau. Vers 3 gefällt mir der Karbunkel nicht und der Fußgänger erinnert mich von der Betonung an Franz-Josef Degenhardt: der mochte diese Dinger gern.

Wenn der erste Vers dicke kommt, kommt er richtig und ist der Grund für V2, der (zumindest war er so angedacht) das Dicke ansich begründen sollte. Wenn sich der Zusammenhang da nicht überträgt, muss ich vielleicht noch mal an der Formulierung feilen.
Zum Karbunkel: Echt? Schitte, der rot-gelb-grün platzende Karbunkel war eigentlich mein Bilderhighlight. Nee, ich glaub, der bleibt, der gefällt mir einfach zu gut.
Zum Fußgänger: Ein Xxx- Sakrilkeg, trotz der unwillkürlichen Zwischenbetonung bei drei aufeinanderfolgenden unbetonten Silben. Na ja, vielleicht zu formverspielt und zu sehr um die Ecke gedacht. Hm. Vielleicht auch zu viele Stilmittel auf zu engem Raum?
Von Degenhard mag ich übrigens ein paar Stücke wirklich gern.

Die ersten beiden Verse der Strophe 3 versöhnen sofort und sind formufabulierungstechnisch mein Highlight des Gedichtes. Allein diese zwei Verse erschaffen ein komplettes, nachfühlbares Bild.

Mhmm, ein großes Lob, vielen Dank!

Da diese Verse für meine Begriffe auf einem hohen poetischen Level laufen

Danke, danke, danke! :D

empfinde ich das Lapidare der folgenden Verse als deutlichen Bruch und bin nicht recht glücklich damit. Andererseits ist dieser Bruch vermutlich gewollt (ich unterstelle das anhand der Güte deiner Gedichte), macht er doch ziemlich deutlich, dass trotz aller möglichen Poesie einfach kein Spaß darin liegt, an einem diesigen Freitagmorgen bei Schietwetter im Stau zur Arbeit zu rutschen.

Hach, kommt also doch rüber, da bin ich aber erleichtert!

Im Grunde prima, dass man hin- und hergerissen ist. So ist das mit der Poesie des Alltags. Gar nicht so leicht zu entdecken. ;)

Dein Kommentar ist mir eine Freude!
Hab herzlichen Dank für deine intensive Auseinandersetzung mit meinem Text und den angewendeten Stilmitteln.

Liebe Grüße,

Sabine
elvis1951 (59)
(03.09.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban schrieb daraufhin am 03.09.10:
Vielen Dank, Klaus.
Schön, dass dir die Bebilderung gefällt.

Liebe Grüße,

Sabine
Abrakadabra (41)
(03.09.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
mmazzurro (56)
(08.09.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram