ich arbeite täglich daran, meine zeit auf erden optimal zu nützen. heute bin ich ein bisschen stolz auf mich. alles lief großartig. ich stand mich erfolgreich zur rechten zeit auf, wusch mich, zog mich an. ich fand meine kinder in der früh am frühstückstisch vor. sie waren bereits adrett herausgeputzt und schon fast ganz wach. ich konnte kaffee machen, ohne mich zu verbrühen und ihn trinken, ohne mich anzuschütten. ich packte mein arbeitsmaterial in eine tasche, ohne dass die henkel rissen. weil ich überaus vorsorglich und weitblickend bin, war der tank voll, die schlüssel am platz und ich konnte ohne weitere verzögerung zur arbeit fahren. gleichmäßig tuckerte ich in der autoschlange des frühverkehr und schminkte mich bei zwei roten ampeln- ohne andere verkehrsteilnehmer dadurch zu gefährden. der letzte parkplatz vor ort gehörte mir. ich kam überpünktlich. die stunden der arbeit waren nicht so langweilig, dass ich dauernd gähnen musste, man lachte über meine witze und begegnete mir freundlich. zum mittagessen gab es wunderbar warme kartoffel in der schale mit käse, mais, putenschinken und knoblauchsauce. fettarm, kalorienarm, eiweiß und kohlenhydratreich. auch getrunken habe ich genug: ein drittel meines gesamtflüssigkeitsbedarfs. die hälfte des täglichen vitamin-c-bedarfs wurde dadurch abgedeckt. ich bin auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich mich, wie zu silvester mit mir verabredet, konsequent gesund und bewusst ernähre. so wie in den letzten 30 jahren habe ich auch heute auf die früh-, vor-/ mittags, kaffee- und abend-zigarette verzichtet und das plus für meine vorbildliche selbstbeherrschung als verantwortungsvoller staatsbürger eingeheimst. als ich dienstschluss hatte, verlegte ich durch kluge streckenplanung meinen weg so, dass ich ohne zeitverlust die creme aus der apotheke, die lampe vom elektriker und die hose aus der putzerei abzuholen imstande war. die altkleidersäcke für den sammelbehälter und das second-handshop liegen bereits vorsortiert im wagen- für die morgige heimfahrt. zuhause erwarteten mich meine lieben kinder, die das rasch zubereitete mittagsmahl begeistert ohne meckern verzehrten und mich an ihrem jugendlichen leben verbal teilhaben ließen. die informationen, die gleichzeitig in unterschiedlichem tempo und uneinheitlicher tonhöhe/emotion vorgebracht wurden, konnte ich gut auseinander sortieren, kommentieren und die details auf nachfrage sogar wiedergeben. kinder denken, man hört nicht zu, nur, weil man sekundenlang kauend auf den teller schaut. anschließend füllte ich alle wasserführenden gerätschaften mit geschirr oder wäsche, lief eine runde um den häuserblock, um meinen kreislauf für die nächsten jahre zu stärken, hängte wäsche auf, räumte geschirr weg, strickte ein paar reihen an dem schal weiter, den ich noch in diesem winter tragen möchte, nähte ein paar säume, knöpfe und einige löcher aneinander, leerte den mistkübel, bildete mich durch die nachrichten fernmündlich und auditiv ein wenig weiter, während ich das abendessen- kalorienarm, etc, s.o.- in der küche zubereitete. nach dem pädagogisch wichtigen gemeinsamen verzehr, übte ich die lieder für die chorprobe, während ich mails beantwortete und die buchhaltung erledigte und lernte mit kind eins die gesamte geschichte von völkerwanderung bis nibelungen. danach las ich in meinem angefangenen buch, brachte kind eins ins bett, mit nachdruck etwas später kind zwei und mit einer stunde verspätung mich selbst, damit ich die statistisch errechnete stundenzahl schlaf für die höchste lebenserwartung abbekomme. abgesehen davon, dass ich nun tatsächlich ein bisschen müde bin.
