Die Katzen von Chalkidiki

Gedicht zum Thema Hunger

von  TassoTuwas

Über dem Weg hinunter zu Strand
Flimmert die Luft in der Mittagshitze
Aus Abfall und Dreck am Wegesrand
Ragt hier und dort eine Nasenspitze
Glanzlos und stumpf das fleckige Fell
Spannt sich um die spitzen Knochen
Nur noch abgemagertes Tiergestell
So haben sie sich scheu verkrochen
.
Und auf der anderen Seite des Pfades
Liegen zwischen alten Autoreifen
Nichten und Neffen zweiten Grades
Bekämpfen ihr tägliches Magenkneifen
Lecken sich langsam die dürren Pfoten
Unten am Strand in der Sonne bleichen
Ein paar Fischköpfe neben den Booten
Es wird wieder nicht für alle reichen
.
Manchmal wenden sie alle zugleich ihr schmales Gesicht
Hin zum Blau der Ägäischen See und ihre Augen leuchten
Denn am fernen Horizont steigen aus Dunst im Gegenlicht
Die Trieren des Themistokles auf aus den Wasserfeuchten
Kurs Salamis erschallen die Kommandorufe von Bord zu Bord
Ja sie riechen bis hier wie die Ruderknechte schwitzen
Sehen die Rüstungen blitzen und verstehen jedes Wort
Wenn sie in die Windfetzen  hinein ihre Ohren spitzen
.
Beim Hinunterschleichen gebt gut Acht
Denn hinten im Schatten der Taverne
Ist der große gefleckte Hund erwacht
Der mag euch Katzen besonders gerne
Hat die Nase hoch in die Luft gesteckt
Sich geschüttelt gekratzt und gelacht
Gegähnt das gewaltige Gebiss gebleckt
Er hat schon fünf von euch umgebracht

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (13.07.11)
...


Katzen müssen zusammen halten!
Wehmütiges Plädoyer an die Gestrandeten ... ♥

 Irma meinte dazu am 13.07.11:
Das stimmt! Reihe mich ein in den Katzenjammer.
LG BirmchenIrmchen

 TassoTuwas antwortete darauf am 13.07.11:
...die Großkatzen formieren sich zum Schulterschluß."We will overcome"
LG TT
Skandia (43)
(13.07.11)
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 TassoTuwas schrieb daraufhin am 13.07.11:
Hallo Silke, Premiere, sowas hat noch nie jemand von mir behauptet. Danke schön und mächtig stolzguck. Ja, es sollte mehr sein. Liebe Grüße TT
magenta (65)
(13.07.11)
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 TassoTuwas äußerte darauf am 13.07.11:
Hallo Magenta, manchmal denke ich, dass wir die Geschichten und Erlebnisse unserer Ahnen, wenn auch fast immer unbewußt, weitertragen.
Wegen dem Wort "meisterlich" sind die Ohren etwas rot. Reparatur ist erfolgt.
Liebe Grüße TT

 Lluviagata (02.04.13)
Immer wenn mir hundeelend ist, lese ich willkürlich ein fremdes Gedicht, um auf andere, schönere Gedanken zu kommen.
Dies hier ist ein bekanntes, und ich hab es heute zum wiederholten Male gelesen und zum wiederholten Male für gut befunden. Manches Mal komme ich mir eben so vor wie eine herrenlose Katze, die jeden Tag ihren Überlebenskampf bestehen muss. Solch große Unterschiede zum menschlichen Leidensgenossen gibt es nicht, mein liebes Brüderchen, auch wenn es heutzutage keine herrenlosen Menschen mehr gibt seit der Abschaffung der Sklavenherrschaft, Aber wie ich dich kenne, weißt du, wie ich es meine und so muss ich kein großartiges Trara zwecks einer Erklärung machen. Aber den großen gefleckten Hund, den gibt es allerorten ...

Liebe Grüße
Llu ♥

 TassoTuwas ergänzte dazu am 03.04.13:
es macht mich traurig ♥
Martha_Camille (24)
(13.05.15)
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 TassoTuwas meinte dazu am 15.05.15:
Herzlichen Dank!
Dir hier eine schöne Zeit.
LG TT

 HarryStraight (07.07.15)
Liest sich wie einer dieser Tierromane.

 TassoTuwas meinte dazu am 08.07.15:
Das erfreut Katz, Hund und Autor ))))))
Mondscheinsonate (39)
(12.07.15)
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 TassoTuwas meinte dazu am 12.07.15:
Hallo Cori,
was wären wir Schreibenden, würden wie aufhören zu versuchen, Gesehenes als Bilder in andere Köpfe zu transportieren. Mögen diese Bilder auch manchmal düster oder traurig sein.
Es freut mich natürlich, wenn ein alter Text mal wieder entdeckt wird!
Vielen Dank und dir einen schönen Restsonntag
TT
CarlottaB (44)
(29.10.17)
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 TassoTuwas meinte dazu am 19.08.18:
Noch was trauriges, du fehlst hier ;)

Lg TT

 Oggy (18.08.18)
Das ist einfach unverschämt gut geschrieben!

LG,
Oggy

 TassoTuwas meinte dazu am 19.08.18:
Das ist ein saustarkes Lob!

LG TT

 AvaLiam (09.08.19)
>"...manchmal denke ich, dass wir die Geschichten und Erlebnisse unserer Ahnen, wenn auch fast immer unbewußt, weitertragen..."<

das hast du in den Kommentaren geschrieben...

Heut ist das ein sogar psychologisch behandeltes Phänomen.
Trauma, geschlagene Wunden, einschneidende Erlebnisse vererben wir tatsächlich weiter. Du liegst also mit deinem zurückliegenden Gedanken darüber ganz richtig.

Zu deiner Katzengeschichte.
Schön finde ich, dass trotz der traurigen Gestalten und ihrem Dilemma um sie herum ein klein wenig Raum bleibt - in deinen Zeilen - für einen kurzen, leichten "niedlichen" Reim ("Ragt hier und dort eine Nasenspitze") der dem Bild zwar nicht die Authentizität und Bedeutung nimmt - aber dem dunklen, traurigen Bild am Anfang etwas die Schwere und lässt noch festhalten an der gewohnt süßen Vorstellung von Katzen und verleiht auch den armen Streunern hier noch etwas "zum Knuddeln" .

Zwischen den Zeilen - ja - da weiß ich gar nicht so recht welche Geschichtsepoche mir da so am deutlichsten einfällt. Es spiegelt sich ein sich immer wiederholendes Muster.
Man muss auch gar nicht in die Ferne schweifen - allein vor der eigenen Haustür findet dieses Bild immer wieder statt... wenn alles vor die Hunde geht...

So deutlich auch dein "Katzenjammer" ist - so findet die Übertragung doch reichlich Anwendung...

Gefällt mir. Bleibt im Kopf und arbeitet dort.

lG - Ava

 TassoTuwas meinte dazu am 09.08.19:
...bleibt im Kopf...
Auch bei mir!
Herzlichen Dank
TT

 Enni (17.11.20)
Wow, was für ein verdichteter Text, sowohl inhaltlich als auch sprachlich-formal sehr gelungen. Die Welt gespiegelt mittels der Augen der Katzen (der Verlorenen, der am Rande lebenden, derjenigen, die nach mehr als nur nach Nahrung hungern) und das sehr bildhaft und eindringlich. Inmitten des Elends vollzieht sich ein in der Übertragung immer wiederkehrendes Geschehen und ich denke, unser kollektives Erinnern transportiert dieses in der Tat weiter über die Zeit und die Vergangenheit.

Chapeau, meine Anerkennung, lieber Tasso.
Gruß in den Tag
Enya

 TassoTuwas meinte dazu am 17.11.20:
Hallo Enni,
ganz lieben Dank!
Auf dieser Seite des Drahtes herrscht Erleichterung.
Jetzt zieht Ruhe ein
Herzliche Grüße
TT

 harzgebirgler (14.07.21)
das war noch ein feldherr und krieger
und blieb uns zum glück ja auch sieger!

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 16.07.21:
Denken die Katzen an die große Vergangenheit
vergessen sie für Momente das Elend der Zeit.

Herzliche Grüße
TT

 harzgebirgler (23.09.22, 13:21)
...auch die ukraine muss voll zähne zeigen
damit die waffen des despoten schweigen!

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 06.10.22 um 11:46:
So sollte man nicht mit Exporten warten
sondern schnell mit dicken Rohren starten!

LG TT
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