Schemenreich

Verserzählung zum Thema Loslassen

von  mnt

Du kamst mit nichts als einem Kofferlein.
Nur selten öffnet kurz sich dein Gesicht,
beständig sitz du schemengleich und blickdicht.
Dein Schild aus Schweigen zog wohl mit dir ein.

Der Koffer hat das alte Bild getragen,
das nun die Wand in Sitzsichthöhe hält,
und wenn die Nacht vor deine Füße fällt,
dann fängt es deine letzten sanften Fragen.

Das Mädchen lächelt, regt sich freilich nicht.
Es liegt ein feiner Glanz in braunen Augen.
Dem Kindchenblick, man mag ihm alles glauben.
Du sitzt im Dunkel. Hoffst du sie im Licht?

Sonntage streichen, kleiner wird der Mond
und wieder groß. Dein Sehen formt Ornamente,
in Flure, übers Eingangstor und Momente.
Dann naht die Sonnenwende. Ungewohnt

dein Blicken, glühend greift es nach den Braunen.
Nun endlich stehen sie an deiner Seite.
Man meint, das kalte Schweigen schwand ins Weite,
wenn auch kein Wort gesprochen. In die Daunen

sinkt all die Schwere. Leben rinnt in Leere.
Sie steht noch draußen, unter den Ornamenten,
und flüstert leis, sie wollt sich niemals abwenden.

Die Uhr tickt drinnen weiter an der Wand,
es scheint, als habe sie die Stund verkannt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram