Vom Ursprung der Gesetze

Glosse zum Thema Recht und Gesetz

von  loslosch

Necessitas dat legem, non ipsa accipit (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Die Not(wendigkeit) bringt das Gesetz hervor, sie selbst akzeptiert es nicht.

Eine denkbar knappe Sentenz mit hoher Informationsdichte von zeitloser Aktualität. Die Not oder Bedrängnis diktiert den Text des Gesetzes. Wenn die Nazis gegen Kriegsende mit verbissener Wut und unmenschlicher Grausamkeit Fahnenflucht und Defätismus umso rigoroser verfolgten und exekutierten, je mehr solcher "Verstöße" bekannt wurden, trifft das den Kern des antiken Sinnspruchs. Ebenso trifft der Spruch zu auf Naturkatastrophen, wenn die Strafverfolgung im Falle von Plünderungen hart durchgreift, genau dann, wenn die Not das Gesetz nicht akzeptieren will. Eine gelungene Abstraktion eines komplexen Sachverhalts.

Wie platt dagegen der geronnene, erstarrte Sinnspruch: Immer wenn der Regelungsbedarf hoch ist, setzt die Legislative Regeln.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (28.08.14)
Ein Gesetz, das es gibt oder gab, zeigt, dass es übertreten wurde. Das Selbstverständliche braucht man nicht als Regel zu formulieren.

 loslosch meinte dazu am 28.08.14:
klingt logisch. man braucht eine gesetzliche grundlage, um ein fehlverhalten nachzuweisen. gelegentlich wird diese grundlage angefochten. siehe monoxyd-trasse der bayer ag.
(Antwort korrigiert am 28.08.2014)

 TrekanBelluvitsh (28.08.14)
Janz einfach: Warum wurden die 10 Gebote erschaffen? Weil die Leute dagegen verstießen. Warum waren es nur 10? Vorschriftliche Gesellschaft, da braucht es Prägnanz? Und warum kamen sie von Gott? Es gab halt keine Bundesgerichtshof, der über ihre Einhaltung wachte. Doch ein Gesetzt taugt nichts, wenn es nicht durchgesetzt (hm... Gesetz? ...durchgesetzt? Zufall?) wird. Also wurde Gott mal eben auch oberster Verfassungsrichter. Wobei ich hörte, dass er nicht zu allem - auch dem, was von den organisierten Religionen kommt - JA! und AMEN! sagt. Aber das kann auch nur ein Gerücht sein...

 loslosch antwortete darauf am 28.08.14:
für die einfältigen: optimus orandi magister necessitas. not lehrt beten.
Graeculus (69)
(28.08.14)
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 loslosch schrieb daraufhin am 28.08.14:
ja. necessitas caret lege. (mittellateinisch.)

 EkkehartMittelberg (28.08.14)
In Kleists "Das Erdbeben in Chili" kann man eindrucksvoll nachlesen, dass die Not für eine Zeitlang kein Gesetz akzeptiert, dass das Gesetz aber hart zurückschlägt, wenn wieder Normalität einkehrt.

 loslosch äußerte darauf am 29.08.14:
das zeugt von belesenheit. kleist kannte vermutlich etliche der sinnsprüche in den sententiae.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 29.08.14:
Das ist möglich, aber ich weiß es nicht.
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