Manchmal spricht Es mit mir über mein früheres Leben. Ich kann Seine Neugier nachvollziehen. Schließlich muss jemand, der in einer so wunderschönen alten Villa lebt, einiges auf die Beine gestellt haben. In der Tat habe ich mein Leben lang hart gearbeitet, jedoch nie so viel Geld verdient, dass ich mir jemals einen solchen Prachtbau leisten könnte. Ich war Bauer. Lebte mit meiner Frau und meinen Töchtern auf einem Gut, das mir mein alter Vater vermacht hatte. In jedem Zimmer des in die Jahre gekommenen Bauernhauses roch es nach frisch gehacktem Brennholz, Kerzenwachs und alten, in Leder gebundenen Büchern. Auf dem kleinen Stück Land hinter dem Haus bauten wir Mais, Zuckerrohr und alles andere an, das der harte Erdboden wachsen ließ. Heute bleibt mir die schweißtreibende Feldarbeit glücklicherweise erspart. Man könnte sagen, ich habe mich zur Ruhe gesetzt. Hier in meiner prachtvollen alten Villa. Es liegt ein langes, flaches Stück Stahl auf der Kommode in der Lobby.
Manchmal spricht Es mit mir über meine Lieblingsgerichte. Ich kann Seine Neugier nachvollziehen. Schließlich gibt es in dieser prachtvollen alten Villa nichts zu essen außer Konserven und die ungenießbar sauren Äpfel, die draußen in den verwilderten Hainen wachsen. Ich erinnere mich, dass ich mir nie besonders viel aus komplizierten Mahlzeiten mit Unmengen geschmacksintensiver Zutaten machte. Ich mochte es, wenn meine Frau dünne Brotscheiben aufschnitt und zum Trocknen auf den Kachelofen legte. Wenn wir gemeinsam Äpfel kochten und zu Mus stampften. Oder wenn das Haus nach dem beachtlichen Stapel Pfannkuchen roch, an dem wir mit unseren Mädchen den ganzen Tag aßen bis uns die Bäuche weh taten. Manchmal vermisse ich diese einfachen Dinge so sehr, dass es mir unmöglich erscheint, auch nur einen weiteren Augenblick ohne sie zu verleben. Es liegt ein langes, flaches Stück Stahl auf der Kommode in der Lobby.
Manchmal spricht Es mit mir über den Tag, an dem ich auf diese prachtvolle alte Villa stieß. Ich kann Seine Neugier nachvollziehen. Schließlich war ich verletzt und halb verhungert. Es war Nacht, doch der Himmel war hell erleuchtet. In der Ferne waren dumpfe Schläge zu vernehmen, ein tiefes Dröhnen, das bis heute nicht abgeklungen ist. Die alte Villa lag dort in der Dunkelheit wie ein gewaltiges, finsteres Wesen, das vor Äonen in einen tiefen Schlaf gefallen war. Ich schlüpfte durch sein leicht geöffnetes Maul und stolperte hinein in sein stockdunkles Inneres. Kein Strom. Keine Streichhölzer. Ich tastete mich durch die Lobby und legte das lange, flache Stück Stahl, das ich bei mir trug, auf einem unsichtbaren Möbelstück ab. Dann verkroch ich mich in eine Ecke des gewaltigen Saals und wartete bis der Tag anbrach. Die Dämmerung offenbarte mein Exil in all seiner unbeschreiblichen Pracht. Ein riesiger herabgestürzter Kronleuchter, der einen flachen Krater in den weißen Marmorboden geschlagen hatte. Ein sich endlos erstreckender Speisesaal, in dessen Winkeln zahllose Stühle aus exotischem Holz zu deckenhohen Bergen aufgetürmt worden waren. Ein uraltes Arbeitszimmer mit leeren Wänden, an denen nur die hellen Schatten mannshoher Gemälde haften geblieben waren. Und die kleine Blutlache, die sich unter dem langen, flachen Stück Stahl auf der Kommode gebildet hatte.
Es lebt im Schacht eines Speiseaufzugs, hier in meinem Arbeitszimmer. Als ich die grauenvollen Dinge, die mich jede Nacht im Schlaf heimsuchten, nicht länger ertragen konnte, begann ich alles aufzuschreiben. Jeden Traum, jeden Gedanken, jedes furchtbare Szenario, das ich zu Papier gebracht hatte, warf ich in den schmalen Aufzugschacht. Ich füllte ganze Notizbücher mit all den Dingen, die ich gesehen hatte, und warf sie dort hinein. Dass mir diese Prozedur auf irgendeine Weise half, kann ich nicht behaupten. Dennoch tat ich es. Und eines Abends, gerade als ich einen weiteren Stoß Papier entsorgen wollte, hörte ich zum ersten Mal diese Stimme. Ein Flüstern, das aus den Tiefen des Aufzugschachts zu mir sprach. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich mich vor irgendetwas so gefürchtet wie vor dieser Stimme. Ich rannte den endlosen Treppenaufgang hinunter, raus aus meiner prachtvollen Villa und durch die verwilderten Apfelhaine. Ich verbrachte die Nacht im Freien, unter dem immer noch hell erleuchteten Himmel. In der Ferne waren dumpfe Schläge zu vernehmen, ein tiefes Dröhnen, das bis heute nicht abgeklungen ist. Noch bis zur Dämmerung hallten die Worte des inexistenten Etwas, das in meinem Aufzugschacht lebt, von den Innenwänden meines Schädels. Du hast das Richtige getan. Es lag ein langes, flaches Stück Stahl auf der Kommode in der Lobby.
Manchmal spricht Es mit mir über meine Familie. Ich kann Seine Neugier nachvollziehen. Schließlich waren diese Menschen alles, was ich hatte. Wir hatten getrocknete Brotscheiben, Apfelmus und einen beachtlichen Stapel Pfannkuchen eingepackt und das Gut meines alten Vaters zu Fuß verlassen. Nach einigen Tagen, als die Rebellen uns fast eingeholt hatten, brachte ich meine Frau und meine Töchter in ein nahegelegenes Waldstück. In einem unserer Koffer hatte ich ein langes, flaches Stück Stahl mitgenommen.
Manchmal spreche ich die ganze Nacht mit dem inexistenten Etwas, das im Schacht meines Speiseaufzugs lebt. Von Zeit zu Zeit füttere ich Es mit meinen Träumen, meinen Gedanken und den furchtbaren Dingen, die ich gesehen und getan habe. Seine Stimme klingt ein wenig wie meine. Doch es schwingt auch etwas in ihr, das mich stets daran erinnert, dass Es kein Mensch ist. Es ist etwas Unnatürliches, das es eigentlich nicht geben dürfte. Etwas Schreckliches, das in der Dunkelheit lebt und mir sagt, ich habe das Richtige getan. Es liegt ein langes, flaches Stück Stahl auf der Kommode in der Lobby. Heute Nacht werfe ich es in den Schacht.