Ein Stück von mir

Sonett zum Thema Liebe, vergangene

von  Galapapa

Du hast ein gutes Stück von meinem Leben
und es verstaubt, versteinert zu Beton,
in einem abgenutzten Pappkarton,
verborgen zwischen grauen Spinnenweben.

Dereinst wollt ich dir alles davon geben,
vergoldet, eingeschlagen in Chiffon.
Der Traum zerplatzte wie ein Luftballon,
wir waren jung und dumm, so ist das eben.

Der Schaumwein schmeckt inzwischen schal und fade.
Dein Lächeln, es erscheint so seltsam leer
und wirkt wie selbstgefällige Fassade.

Behalt das Stück von mir, ich geb es her.
Es wegzuwerfen wäre auch nicht schade.
Lass es vergehen, denn es lebt nicht mehr.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (15.10.18)
Hallo Galapapa,

ein sehr gelungenes Sonett. Vielleicht magst du ja hier noch einmal nachfeilen:

"Dein Lächeln ist mir heut so seltsam leer,
wirkt es auf mich doch fast wie eine Gnade."

Das wirkt (auf mich) nicht ganz stimmig, entweder zu widersprüchlich oder aber nicht widersprüchlich genug.

Liebe Grüße

Sabine

 idioma meinte dazu am 16.10.18:
Das eine Beziehung positiv beschreibende Wort "warm"
wird durch den Zusammenhang mit "Schaumwein" deutlich ins Negative gekippt, die "Schaumschlägerei" ist abgestanden, hat sich in Luft aufgelöst.....

"Gnade" ist hier eitle Herablassung, eine herzlose milde Gabe vom hohen Ross herab, was in der Formulierung aber nicht recht zum Ausdruck kommt

"Der Schaumwein schmeckt inzwischen fade.
Dein Lächeln, längst verblasst und seltsam leer,
wirkt abgenutzt wie eine Scheinfassade."

Diese Variation ist auch keine Lösung, würde aber immerhin die beiden "schwierigen" Wörter vermeiden.
idi

 Galapapa antwortete darauf am 16.10.18:
Liebe Sabine,
danke für Deinen Kommentar und die Anregungen!
Die "Gnade" war hier als herablassende Geste gemeint. Ich verstehe aber Deinen Einwand und habe auch dementsprechend verändert. (siehe auch unten)
Liebe Grüße!
Galapapa

Liebe Idi,
auch Dir danke für Kommentar und Vorschläge.
Obwohlich das mit dem "warm", das sich ja auf den Sekt bezieht, nicht ganz nachvollziehen kann, habe ich es verändert und es erscheint mir nun auch besser. In Deinem Vorschlag fehlte da eine Hebung.
Auch der Begriff "Scheinfassade" erscheint mir schwierig und fast wie eine Doppelung im Sinn.
Ich habe aberdie Fassade sehr gern übernommen, nur etwas abgewandelt und die Aussage ist nun eindeutig.
Vielen Dank und liebe Grüße!
Galapapa

P.s: Es ist ein älteres Gedicht von mir und man sieht hier, wie wichtig und sinnvoll konstruktive Kritik sein kann; der Text hat deutlich gewonnen.
Ursprüngliche Fassung des ersten Terzetts:

Der Schaumwein schmeckt inzwischen warm und fade.
Dein Lächeln ist mir heut so seltsam leer,
wirkt es auf mich doch fast wie eine Gnade.

Antwort geändert am 16.10.2018 um 09:56 Uhr
Easy (32)
(16.10.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Galapapa schrieb daraufhin am 16.10.18:
Vielen Dank, Easy, und liebe Grüße!
Galapapa

 Cathleen (23.10.18)
Lass es vergehen, denn es lebt nicht mehr.

Das ist für mich ein Widerspruch, wie kann etwas vergehen, wenn es nicht mehr lebt? :)
Ansonsten super Text.
LG Cathleen

 Galapapa äußerte darauf am 25.10.18:
Hallo Cathleen,
das ist kein Widerspruch. Beispiel: Eine Leiche ist ein Stück Materie, das nicht mehr lebt. Wenn man es in Ruhe lässt vergeht es. :)
Liebe Grüße!
Galapapa

 Cathleen ergänzte dazu am 25.10.18:
Du hast recht. Mir kam es eher vor wie ein Stück Beton, ein Stein. Und deswegen störte mich dieses Wort. Aber sogar ein Stein vergeht ja.
LG Cathleen

Antwort geändert am 25.10.2018 um 14:08 Uhr
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