Bettlage

Gedankengedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Nun schau, wie die Dächer den Himmel zernagen,
allabendlich fressen sie ihn gierig auf.
Ich liege hier und muss mich tagtäglich fragen,
gibts da noch etwas, darf ich wohl hinauf?

Der Fensterblick zeigt mir eventuell Wolken,
vielleicht Leichentücher, vielleicht leeres Blatt,
erst milchweiß, dann rot, als hätt jemand gemolken,
hernach hat der Melker die Kuh umgebracht.

So liege ich, sieche vom Himmel verlassen,
was wichtig war sehe ich kraftlos verblassen
und kann doch nichts ändern und kann doch nichts tun,

als jeden Tag neu meine Schwäche zu hassen,
den Kopf festgefahren im Grand mit fünf Assen,
womöglich um ganz zum Schluss doch nicht zu ruhn.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.07.19)
Das Gedicht beginnt mit einer eindringlichen Metapher. Unter allen Dächern gibt es welche, die den Himmel gierig auffressen, weil sie etwas von ihm erwarten. So auch die Sieche, die sich jedoch nicht sicher ist, ob ihre Erwartungen auf ein Jenseits erfüllt werden.
Die zweite Strophe spricht vom Tod (Leichentücher) auf den vielleicht nichts folgt (leeres Blatt) Wie hätte Heine, der sich über das Sonnenuntergangs-Fräulein am Meere lustig gemacht hat, wohl über die Metapher von dem Melker gestaunt, der die Kuh umgebracht hat.
Im ersten Terzett hat die Sieche ihre Hoffnung auf den Himmel aufgegeben, kann aber dennoch nicht entspannen, da sie ihre Schwäche hasst, den Kopf in Illusionen festgefahren, ohne die Gewissheit, am Schluss ruhen zu dürfen.
Hallo Sabine, wie so oft schreibst du aus der Sicht der Geschlagenen, Geschundenen, Leidenden und wie so oft schreibst du sehr gut.
Liebe Grüße
Ekki

 Isaban meinte dazu am 25.07.19:
Lieber Ekki,

was für eine wundervolle Interpretation! Hab tausend Dank dafür.
Du hättest eine viel längere Antwort verdient, verzeih, wenn mein Alltag mir heute nicht allzuviel Zeit für KV lässt und sei dir gewiss, dass deine Ausführungen mich sehr gefreut haben.

Liebe Grüße
Sabine
Cora (29)
(25.07.19)
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 Isaban antwortete darauf am 25.07.19:
Hallo Cora,

stimmt, es ist nicht festeglegt, ob das lI männlich oder weiblich ist, es wird nur erzählt, in welcher Lage es sich befindet, was es aus seinem Blickwinkel sehen kann und wovor es Angst hat.
Zur Metrik: Bis auf S1, V4 szeigt jeder Vers vier Hebungen und steht im Daktylus mit unbetontem Auftakt, in S1, V4 wurde dieser unbetonte Auftakt aus stilistischen Gründen weggelassen.

Das "allabendlich" aus S1, V2 kann man sowohl auf der ersten als auch erst auf der zweiten Silbe betont lesen, üblich ist hierbei, da sonst drei unbetonte Silben aufeinander folgen würden, was im Deutschen nicht auszusprechen ist. Wennn das Wort da wirklich so stört, muss ich wohl drüber nachdenken, es auszutauschen.

Hab vielen Dank für deine konstruktive Rückmeldung.
Liebe Grüße
Isaban

Hab vielen
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