Wege und Irrwege eines Bits

Als das erste Bit die Festplatte enterte, war es noch sehr allein in den unendlichen Weiten. Es stellte sich einige Fragen. Wer bin ich? Was soll ich? Was kann ich? Ferngesteuert - wie und von wem? Dem rechtschaffenen Programmierer oder dem hinterlistigen Hacker aus dem Netz?

Doch nichts blieb so wie es war auf den riesigen Speichern. Plötzlich wurde es durch das ständige Hin und Her in seiner Umgebung immer hektischer. Massen von Bits sammelten sich auf der Festplatte, so dass das erste Bit drohte unterzugehen. Viele schlossen sich in Gruppen zusammen und fanden neue Örtlichkeiten. Freundeskreise bildeten Dateien bis hin zu Staatsgebilden. Schon bald war kein Platz mehr. Die Bits standen so dicht gedrängt, dass einige von ihnen schon heraus zu fallen drohten.

Endlich kam die Rettung von einem genialen Programmierer. Ein riesiger Raum öffnete sich und ließ alle Bits komprimiert und geordnet eintreten. Viele fanden sich in Bitmusterfamilien zusammen und bauten neue Dateihäuser. Auch das Bit, das am Anfang so allein war, hatte jemanden gefunden, mit dem es jetzt für längere Zeit zusammenleben wollte. Viele Bits freuten sich über ihren neuen Platz und veranstalteten ein Feuerwerk auf dem Bildschirm.

Plötzlich überschwemmte eine riesige Welle die Festplatte und nahm alle Bits mit sich. Nach diesem Tsunami war es totenstill. Nichts Lebendiges hatte überlebt. Ein letztes Zucken durchfuhr den Computer und alle Lichter erloschen.

Was war geschehen?

Der große, graue Metallschrank im Computerraum konnte auch nicht mehr antworten. Ein Kurzschluss nach dem Hackerangriff hatte alle Bits verstummen lassen.