Menschenmanagement im Digitalzeitalter

Erörterung

von  uwesch

Jeder Mensch, der das Internet nutzt, hinterlässt dort Daten. Es gibt Firmen, die kaum jemand kennt, die aber Daten von Millionen Menschen auswerten und vermarkten. Kürzlich bekannt geworden ist das Agieren mit Wählerdaten von Cambridge Analytica im Präsidentenwahlkampf der USA.
Selbst scheinbar unbedeutende Daten (z.B. über Payback-Karten im Einzelhandel) werden zu Marketing-Instrumenten.
Besonders problematisch kann der Datenanfall beim zunehmenden Selbstoptimieren mithilfe digitaler Geräte sein. Es werden zwar vordergründig nur Zahlenwerte, wie z.B. der Blutdruck, das Gewicht, Laufzeiten und Geschwindigkeiten beim Joggen erfasst, und dann von Analyseprogrammen ausgewertet, doch der einzelne Nutzer solcher “Überwachungs“-Programme, die Vergleiche mit anderen Menschen möglich machen, schafft so erhöhte Erwartungen an sein eigenes Leben nach Zahlen. Das kann somit zu einem Kampf mit sich selbst führen, der kaum zu gewinnen ist. Darüber hinaus ist es besonders problematisch, dass einzelne Messungen von Werten erst dann gute Erkenntnisse liefern, wenn Vergleiche mit anderen möglich sind.
Ein Beispiel: Was ist die ideale tägliche Jogging-Strecke mit dem idealen Blutdruck eines 37-jährigen Mannes mit 63 Kilogramm Gewicht? Wie weit weicht der persönliche Wert vom durchschnittlich erfassten Mittelwert ab? Vergleiche sind dann möglich und können zu einem steigenden Druck führen wenn die eigenen Leistungen darunter liegen. Damit verschieben sich gesellschaftliche Ungleichheiten. Der Nutzer einer entsprechenden App befindet sich quasi in einem Dauerwettbewerb um ein gutes Ranking. Es wird auf der Basis objektiver Vergleichsdaten eine subjektive Selbstüberwachung bis hin zur eigenen Ressourcenausbeutung geschehen. So kann diese Überwachung zu ökonomischem Kapital werden und damit zu einem gesellschaftlichen Bereich, der auch den Gesetzen des Kapitals unterworfen wird. Durch eine zunehmende Ökonomisierung können sich unmenschlichere und ungerechtere Strukturen bilden. Ähnlich, wie das in der Vergangenheit z.B. im Gesundheits- und Bildungswesen zu beobachten war.
Individuell betrachtet wird sich für den einzelnen Menschen die geschilderte “Durchkapitalisierung“ vermutlich in mehr Konkurrenz und Ungleichheiten manifestieren. Immer mehr digitale Geräte und die damit verbundene Auswertungssoftware verstärken schon heute beobachtbare Ungleichheiten.



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (18.04.23, 00:35)
Ich sehe darin eine große Gefahr, wenn solche Daten politisch genutzt werden dürfen. Eines Tages werden wir den völligen Überwachungs - und Auswertungsbetrieb unterliegen. Dadurch wird der Mensch steuerbar und Andersartige fallen sowieso sofort auf.

 uwesch meinte dazu am 18.04.23 um 12:03:
Das ist lange Realität, doch Umfang und Methoden haben sich durch die immer leistungsfähigeren Computersysteme erweitert.
Es gab und gibt natürlich immer positive als auch negative Auswirkungen des Einsatzes von computergestützten Informationssystemen.
Schon in den 60er-Jahren habe ich als Studierender in einem Forschungsprojekt zu dem Thema  <Nichttechnische Auswirkungen der Informationssysteme auf Mensch, Betriebe, andere Organisationen und Politik> gearbeitet. Wir hatten Kontakte zum Informatiker Pofessor Weizenbaum am MIT in den USA, der die Entwicklungen schon damals kritisch sah. Er warnte schon vor den Auswüchsen, die kommen werden.
Durch die gewaltigen Leistungssteigerungen der EDV-Systeme und kaum funktionierendem Datenschutz ist es inzwischen heftiger geworden als prognostiziert. Es geht kaum noch was ohne EDV-Systeme.
LG Uwe

Antwort geändert am 18.04.2023 um 12:04 Uhr

Antwort geändert am 18.04.2023 um 12:04 Uhr

Antwort geändert am 18.04.2023 um 12:04 Uhr

 Pensionstarifklempner antwortete darauf am 18.04.23 um 19:06:
Vielleicht gelingt es diesmal den " neuen " Menschen herzustellen. Der alte Traum von Lenin könnte sich erfüllen.

 uwesch schrieb daraufhin am 18.04.23 um 20:01:
Na ja, über das Wesen eines "neuen" Menschen gibt es sicher sehr unterschiedliche Ansichten und letztendlich wird es von den politischen Machtverhältnissen entscheidend mitbestimmt - bis hin zu Entscheidungen autoritärer Systeme. In Russland wird das sicher ganz anders aussehen als in den USA oder in Europa.
Dank auch für Deine Empfehlung.
LG Uwe

 Verlo äußerte darauf am 18.04.23 um 20:39:
uwe:
Schon in den 60er-Jahren habe ich als Studierender ...
Uwe, in der 60er Jahren war du noch Student. 

Oder Autofahrer.

Erst seit einige Jahren ist man Studierender oder Autofahrender.

 uwesch ergänzte dazu am 18.04.23 um 21:56:
Kannst Du bitte Deine Schwachsinnskommentare (war du noch, Autofahrer) zu meinen Texten unterlassen - sonst verblöde ich noch. Ich bin Jg. 43 und habe nach mittlerer Reife eine Lehre als Elektromechaniker gemacht und eine Ingenieursausbildung an einer Fachhochschule drangehängt. Einige Jahre später dann noch ein  Hochschulstudium absolviert. Während der Zeit in den 60er-Jahren auch tätig in einem Forschungsprojekt mit guter Bezahlung zu den Auswirkungen der Datenverarbeitung. Irgendwo von musste ich ja leben.

Antwort geändert am 18.04.2023 um 21:58 Uhr

 Verlo meinte dazu am 18.04.23 um 22:03:
Uwe, dann solltest du den Unterschied zwischen

Uwe:

Studierender
und Student erkennen.

Ich schreibe beide Wörter mal direkt untereinander:

Studierender
Student

 Verlo meinte dazu am 19.04.23 um 23:55:
Was soll man unter einen Schwachsinns-Text auch anderes schreiben als einen Schwachsinns-Kommentar.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 19.04.23 um 23:59:
Verlo, musst Du denn immer so kompliziert sein? 
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