Fußball mit Tradition

Glosse zum Thema Abgrenzung

von  GastIltis

Fußball ist ein Sport mit langer Tradition. Seit über einhundertzwanzig Jahren werden in Deutschland Meisterschaften ausgespielt und seit vielen Jahren auf unterschiedlichen Grundlagen Pokalspiele ausgetragen. So auch wieder am 3. Juni 2023, an dem das 42. Endspiel des FDGB-Pokals in Berlin stattfand, wie 2022 auch wieder mit Beteiligung von Vereinen und Clubs aus den westlichen Bundesländern.
Dieses Mal besiegte der RB Leipzig die Eintracht aus Frankfurt am Main mit 2:0. Die Wiederholung des Sieges des RB Leipzig nach 2022 gegen den SC Freiburg ist umso bemerkenswerter, weil er der legitime Nachfolger des VfB Leipzig ist, der bereits 1902/03 die erste deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen hatte (damals gegen Prag).

Nun kann man darüber streiten, ob es angebracht ist, die Spaltung  oder auch Wiedervereinigung des deutschen Fußballs mit der sogenannten Wende anzuerkennen oder nicht! Ob dem DFB, also dem Deutschen Fußball-Bund mit „seinem“ vermeintlich achtzigsten Finale oder dem (integrierten) DFV (Deutscher Fußball-Verband) der Vorrang einzuräumen ist, fest steht, dass der Traditionsverein aus Leipzig, dem man gern den Ruf eines Retortenclubs anhängen möchte, nun schon zweimal das Finale dominiert hat!
Da können auch die Kontakte nach Katar, zu den Größen von Chemie und zur Autoindustrie nichts daran ändern.

Und noch etwas hatten die Endspiele des FDGB-Pokals allem voraus: Sie wurden schon seit 1976 in Berlin, nämlich im Stadion der Weltjugend*, dem ehemaligen Walter-Ulbricht-Stadion, ausgetragen, das zumindest nicht den Ruf besaß, dass dort ein faschistischer Herrscher 1936 die Olympischen Spiele, nach denen es immer noch benannt ist, eröffnet hatte.


*das es nicht mehr gibt




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: TassoTuwas, Saira, plotzn, Teolein, Tula, Didi.Costaire.
Fußball hat etwas!

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (12.06.23, 06:48)
Aba eins, aba eins, das bleibt bestehn,
die DDR wird niemals unterjehn! ;)

Kommentar geändert am 12.06.2023 um 06:48 Uhr

 Tula meinte dazu am 12.06.23 um 09:19:
Moin
Jenau, Tradition!! Früher der BFC Dynamo, heute die Bayern. Dit machen die Schiris irjendwie weil die jewinnen müssen. Also weil die Milka dit so will.
Aba die von meene Stadt ham diesit Jahr sojar jegen BFC 3:1 jewonnen. Dit jibt dit also: Gerächtigkeit!

Grüße aus dem Fläming
Tula
Teolein (70) antwortete darauf am 12.06.23 um 10:01:
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 GastIltis schrieb daraufhin am 12.06.23 um 11:07:
Hallo Achter, jetzt weiß ich gar nicht, wo ich dich unterbringen soll? Als Maulwurf beim Fc Bayern oder doch lieber als Motivationskünstler beim HSV? Hast du eigentlich Dirk Oschmann gelesen? Da steht nämlich drin, dass dort, wo heute das Stadtschloss (wieder) steht, zuvor der Palast der Republik gestanden hatte. Der Kaiser samt Leuten wie von Trotta und Leutwein lässt grüßen!
Letzteres geht jetzt aber mehr in Richtung von FRP, wer das auch immer sein mag!
Hallo Tula, dass du den Fläming ins Spiel bringst, macht dich noch sympatischer als sonst! Warum? Weil da zwei meiner vier Enkel wohnen und der kleine Henry ein ausgemachter Fußball-Fan ist, der allerdings mehr den Messi als vielleicht Rudwaleit oder (fällt mir jetzt nicht ein) verehrt. Apropos Fußball: City kannst du vergessen!
Teolein (70)
(12.06.23, 09:18)
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 GastIltis äußerte darauf am 12.06.23 um 10:43:
Hallo Teo, nein Rote Bete. Und war ein Schrebergartenverein, der es nur deshalb nicht an die Spitze geschafft hatte, weil die ganzen Stars rechtzeitig, d.h. noch vor 1960, alle nach Herne abgewandert sind. Weißt du das denn nicht mehr?
LG von Gil.
Teolein (70) ergänzte dazu am 13.06.23 um 16:23:
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 Pensionstarifklempner meinte dazu am 19.06.23 um 22:34:
Der BFC DYNAMO spielte im Jahn-Stadion an der Schönhauser Allee.

 FRP (12.06.23, 09:36)
Erstens: Es gibt keinen FDGB-Pokal mehr, also endlich in der Gegenwart ankommen. 2. Das Stadion der Weltjugend diente dem Stasi-Verein BFC Dynamo, dem Schiebermeister von Erich Mielkes Gnaden durch gekaufte Schiedsrichter als Tempel ihrer erlogenen Siege. Noch heute hängt beim BFC die DDR-Fahne auf Mielkes einstiger "Ehrentribüne". RB Leipzig, dieses üble Konstrukt aus Brause und Wahn ein Traditionsverein? Schon mal was von Chemie und Lok gehört? Entschuldige, ich muss schnell in den Keller.

Kommentar geändert am 12.06.2023 um 09:37 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 12.06.23 um 10:37:
Da wäre ich als ehemaliger Ossi gar nicht drauf gekommen!
Das mit Chemie und Lok habe ich doch persönlich eingefädelt. Wusstest du das gar nicht? Und zwar so, wie es gelaufen ist, wie es eben nicht laufen sollte!
Teolein (70) meinte dazu am 13.06.23 um 16:25:
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 Didi.Costaire (12.06.23, 16:32)
Hallo Gil,

ich dachte immer an eine noch ältere Tradition und dass die Mateschitz-Sippe sich den ihr näher stehenden TSC-Hammer vom Osten-Pokal unter den Nagel gerissen hätte.

Wirklich in Erinnerung bleibt die schöne Trilogie der Bayern-Rauswürfe, die Holstein Kiel, Borussia Mönchengladbach und der SC Freiburg vollbracht haben. Hipp-hipp-hurra

und schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 12.06.23 um 17:22:
Hallo Dirk,
dass du in Sachen Fußball nicht vorzuführen bist, ist ja allgemein bekannt. Die Sache mit dem Tschammer- und-Osten-Pokal ist dennoch kriminell genug. Aber DAS ist der DFB. Da zählt die Nazizeit gnadenlos mit und dass es in der ehemaligen DDR auch Pokalspiele gegeben hat, wird von den Kommentatoren überhaupt nicht erwähnt! Für alle, die es nicht wissen wollen, hier noch zum Nachlesen: die ersten beiden Pokalsieger von den 80 DFB-Glücksvereinen waren eben Nürnberg (!) und der VfB Leipzig. Und für die, die den Schiedsrichtern i.A. von Mielke oder vom Kapital die Verantwortung zuschieben wollen: Es waren immer auch redliche Fußballspieler am Ball. Zu Herbergers, Buschners, Krügels, Trappatonis und sonst wessen Zeiten!
Apropos Krügel und Trappatoni: Dass der 1.FC Magdeburg im Endspiel des Pokals der Pokalsieger 1974 den AC Mailand mit 2:0 besiegte, sei nur am Rande für die erwähnt, die es nicht wissen oder nicht wissen wollen.
Und dass auch kleine Vereine „Wunder“ zu schaffen in der Lage sind, macht eben den Zauber der Pokalspiele aus. So oder so!
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Terminator (13.06.23, 01:14)
Wolfsburg hat VW und Manchester City seinen Scheich. Aber ManC hat auch Guardiola. Viel Geld + guter Trainer/Manager besiegt das bloße Geld (Manchester United seit 2013 oder PSG). Ein echtes Wunder ist es, wenn eine gut trainierte/gemanagte Mannschaft ohne Geld einen Titel gewinnt. Das hat Ede Geyer mit Energie Cottbus 1997 fast geschafft. Die Leistung von Cottbus in den Jahren unter Eduard Geyer war größer als die von RB Leipzig seit dem Bundesliga-Aufstieg.

 GastIltis meinte dazu am 13.06.23 um 16:12:
Das ist alles nur die halbe Wahrheit! Fußball ist ein Spiel voller Rätsel, Wunder, Fragezeichen und natürlich Punkte, um die es geht. Nimm nur die Beispiele, die Dirk aufgeführt hat. Dazu reihen sich Titel, zu denen man sich heute noch fragt, wie sie möglich gewesen sind. Wie konnte eine drittklassige Mannschaft wie Griechenland mit Trainer Otto Rehhagel Europameister werden, oder, um im Wettbewerb zu bleiben, die Freizeittruppe von Dänemark mit den Brüdern Laudrup ebenfalls?
Wie erklärt sich, dass ein Aufsteiger wie Kaiserslautern 1998 Meister in der Bundesliga werden konnte? Sicher hatte der Trainer einen Riesenanteil daran.

Aber wie erklären sich Ergebnisse, wie das 3:2 von Werder bei Borussia Dortmund oder die Niederlage von Bayern München 1999 gegen Manchester United in den letzten Minuten? Ea gäbe da noch eine ganze Menge an ähnlichen Beispielen zu erwähnen, ein markantes z.B. ist, warum eine Mannschaft wie Frankreich gegen Argentinien im letzten WM-Endspiel verlieren kann? Gut, für die Franzosen war klar, dass sie so gut sind, dass sie nicht verlieren können, während es für ganz Argentinien ebenso sicher war, dass sie nichts zu verlieren haben. Und so haben sie gespielt. Der es gemerkt hat, war Didier Deschamps. Aber eben zu spät!

 plotzn (13.06.23, 10:11)
Servus Gil,

der Fisch stinkt nicht von der Schwanzflosse her. Das ist beim DFB nicht anders als bei vielen anderen zu wenig kontrollierten Vereinen und Organisationen so.

Mir gefällt die Entwicklung der immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußball nicht, sie ist aber auch nicht aufzuhalten. Was MC (und viele andere Vereine auf der Insel), PSG oder RBL im großen Stil machen, hat der BVB mit dem Börengang im Kleinen auch bereits vollzogen, auch wenn da die Macht des Geldes mehr verteilt ist.

Traditionsvereine mit windigem Management (Schalke oder BVB unter Niebaum/Meier) können abstürzen, die mit solidem Management (FCB, zumindest bis vor ein paar Monaten ) können einigermaßen mit der Großfinanz mithalten.

Herzliche Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 13.06.23 um 16:43:
Hallo Stefan,
der Fan denkt eben anders als ein normaler Zuschauer. Du siehst es aber richtig. Die Kommerzialisierung macht den Fußball kaputt! Je mehr Spiele im TV angeboten werden, desto geringer wird das Interesse. Weil es ja auch noch etwas anderes als den Fußball gibt!
Ich gebe zu, dass ich sozusagen Fan der ersten Stunde war. Ob das nun mein Heimatverein Traktor J. war, in der Stadt gab es gar keine Traktoren, später dann Chemie Wolfen, immerhin DDR-Liga-Spitzenverein, also zweithöchste Spielklasse der DDR, danach SC Einheit Dresden und während eines Spieles SC Einheit (damals Oberliga) gegen Dynamo Dresden (DDR-Liga) habe ich mit fliegenden Fahnen die Seiten gewechselt! Dynamo hatte als potentieller Aufsteiger gegen den kommenden Absteiger einfach die besseren Spielanlagen, und mit Spielern wie Legler auch Könner in der Mannschaft, von denen alte Dresdner heute noch schwärmen, sofern sie noch leben.
Aber ich schweife zu sehr in regionale Bereiche ab. Dass ich die WM 1958 schon im TV sehen konnte, mein Nachbar war ein ehemaliger Oberligespieler und hatte schon damals einen Fernsehapparat, habe ich wohl noch nicht mitgeteilt! Garrincha, Pele, Didi, Vava, um nur einige zu nennen, waren damals aktuell. Aber auch 1970 Deutschland-Italien konnten wir sehen, damals in Prerow, in einem Kellerraum eines FDGB-Heimes, mein Freund Ali und ich. „Ausgerechnet Schnellinger!“ Ja, da war die Kommerzialisierung schon im Gange. Oder, wie Andy Möller gesagt haben soll: Madrid oder Mailand, Hauptsache Italien!
Katar oder Abu Dhabi, Hauptsache Morgenland!
Danke und viele Grüße von Gil.

 Saira (14.06.23, 13:00)
Lieber Gil,

lange ist es her, aber nicht vergessen:



Ich habe, bekennender Weise, nicht viel Ahnung vom Fußball. Deine Glosse und die Kommentare dazu habe ich aber mit Interesse und einem Schmunzeln gelesen.

Früher war ich ab und zu am Millerntor im Fußballstadion, wenn St. Pauli spielte. Auch heute noch drücke ich diesem Hamburger Verein stets die Daumen. Die EM und WM Spiele schaue ich größtenteils via Fernseher mit. Allerdings frage ich mich manchmal, ob der Profi-Fußball wirklich noch etwas mit Sport zu tun hat.

Bei den Kiddies, wie bei meinem knapp 9jährigen Enkel Luis und seinen Kumpels, mit denen er in einem Verein spielt, spüre ich die echte Begeisterung.

Mit lieben Grüßen
Sigi

Kommentar geändert am 14.06.2023 um 13:00 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 18.06.23 um 22:13:
Liebe Sigi, wenn man Fußballspiele so wie ich sehr aufmerksam verfolgt, fallen schon gewisse Unregelmäißkeiten in der Bewertung bzw. Berichterstattung auf, die sich jenseits der Objektivität bewegen. Dass der DFB eben ein Jubiläum von 80 Endspielen ohne Rücksicht darauf feiert, dass eben neun von diesen achtzig Spielen während der Nazizeit stattgefunden haben, u.a. auch mit Siegen von zwei Mannschaften aus Wien, ohne auch nur ansatzweise zu erwähnen, dass während der deutschen Teilung, die ja ursächlich durch die Nationalsozialisten zustande gekommen war, im Osten Deutschlands rund vierzig Mal ein Pokal ausgespielt worden war, hat mich schon geärgert! Sport sollte unpolitisch sein und verbinden. Aber nicht einseitig. Aber der Kommerz wird es uns schon lehren, was richtig und was falsch ist!
Danke für deine Zeilen und lass dich lieb grüßen, z.b. von mir, genannt Gil.

 TassoTuwas (19.06.23, 12:12)
Hallo Gasti, das waren noch Zeiten.
Allein die fantasiereichen Vereinsnamen gaben Anlass zu schönsten Gedankenspielen.
Lokomotive gegen Traktor, da kam Kraft ins Spiel, oder
Chemie gegen Wismut, sozusagen Laboranten unter sich.
Empor Tabak hätte heute Probleme mit dem Klassenerhalt.
Aber Aufbau gegen Aktivist immer ein Freundschaftsspiel,
bei Wissenschaft gegen Hydraulik gabs  Druck, aber mit Einheit kam das Ende!
Nostalgische Grüße sendet dir TT

Kommentar geändert am 19.06.2023 um 12:16 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 19.06.23 um 15:50:
Hallo Tasso, du schreibst mir aus der Seele!
Natürlich fehlen ein paar wunderbare Begriffe wie Fortschritt, Rotation oder Turbine. Zu allen kann ich Geschichten erzählen. Fortschritt* Meerane z.B. war ein Verein, der eine Tradition hatte, über die man heute müde lächeln würde. Einer der berühmtesten deutschen Fußballer der Vorkriegszeit, Richard Hofmann, stammte aus der Stadt. Er hatte wegen geringfügiger Einnahmen aus der Werbung zeitweilig seine Spielberechtigung verloren, die ihm aber 1936 der Reichsspoertführer von Tschammer und Osten im Zuge einer "großen" Amnestie wieder zuteil werden ließ. Er war später beim Dresdner SC aktiv und u.a. Pokalsieger. Sein Sohn spielte später bei Dynamo Dresden im Mittelfeld und war für meine Begriffe ein sehr guter Spieler.
Rotation Leipzig spielte eine Zeitlang neben Lokomotive Leipzig in der Oberlige und ist für mich der Club, der die Rotation erfunden hat. Warum? Er hatte zwei Torleute, Klank und Pröhl, die sich von Spiel zu Spiel erfolgreich abgewechselt haben.
Jetzt zu Turbine: Klar, das war ein Verein, der etwas mit der Energieerzeugung (Strom) zu tun hatte. Ich habe jahrelang als Volleyballer bei Turbine in meinem Heimatort gespielt, und zwar erfolgreich, versteht sich.
Übrigens gab es auch mal einen Verein Turbine Erfurt, der 1954 und 1955 jeweis DDR-Meister war.

*Der Begriff Fortschritt, den sich die Ampelkoalition zu Beginn ihrer Tätigkeit an ihre Fahnen heften wollte, hat nichts mit dem heutigen und schon gar nichts mit früherem Fußball zu tun.

Danke und viele Grüße in das Land der großen Erfoge. Herzlich Gil.
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