Frauentreff

Evelin ist so schnell gefahren, dass sie jetzt die Zeit totschlagen muss. Sie glaubte, dass die ausgeschilderte Geschwindigkeitsbegrenzung anzeigte, wie langsam man nicht fahren darf. Obwohl nicht die Jüngste hatte sie nach ihrer Scheidung Fahrstunden genommen und gerade ihren Führerschein bekommen. Sie will auf keinen Fall zu früh beim monatlichen Treff mit ihren Freundinnen erscheinen und setzt sich deshalb erst mal in den Sand.

Der Ort der Party ist ein Bungalow am Strand, wo man spüren kann wie die Menschen auf den in der Ferne vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffen reden, ohne sich etwas davon anhören zu müssen.

Nach dem Begrüßungssekt ist die Stimmung schnell warmgelaufen und die Frauen kommen ins Plaudern. Die Gastgeberin Marlene hat damit gerechnet, dass eine gewisse Menge Alkohol fließen muss, damit alle zustimmen würden, dass sie Fotos machen darf.

 „Nicht so weit von unten, mehr von oben“, ruft Barbara, „noch drei Monate im Fitnessstudio und ich hätte das Gewicht, das ich mir nach meiner Trennung vorgenommen habe.“

Alle kennen diesen Spruch und wissen, dass sie das nie erreichen wird.

„Mir wurde letzte Woche ein Spitzen-BH geschenkt“, sagt Evelin, „von einem Mann, mit dem ich nur einmal ausgegangen bin. Ich wusste, dass ich das Geschenk hätte ablehnen müssen, aber ihr hättet ihn mal sehen sollen.“

Sie grinst und sagt: „Ich habe ihn dann empört behalten.“

„Nach dem zweiten Glas Schorle räkelt sich Eva, macht einen Schmollmund, lässt einen Träger fallen und kreischt: „Das ist für den Chirurgen“, und sie entblößt die Brust, die sie verlieren wird.

„Ich habe mir immer gewünscht, dass ich kluge Dinge sagen könnte und sie einfach sage“, meldet sich nach einiger Zeit die schüchterne Melanie mit ihrem neusten selbstgestrickten Pullover.

Die Freundlinnen sind zwar noch auf den Beinen wenn sie aufstehen, torkeln nicht, bewegen sich aber auch nicht schnurstracks zur Toilette.

Marlene meint beim Sichhochrappeln aus ihrem Stuhl: „Ach Melanie, lass es, wir wollen jetzt einfach nur lustig sein und keine tiefschürfenden Gespräche führen.“

Sybill, die in der Softpornobranche arbeitet, zieht ein schwarzes Spitzenhöschen aus ihrer Tasche und schwenkt es vor den Nasen der Frauen herum.

„Anziehn, anziehn“, rufen diese verzückt.

Charlotte, die einzige Frau die noch verheiratet ist, lutscht versonnen auf ihrem linken Daumen herum. Sie ist Linkshänderin. Elvira, die bisher still auf dem Sofa saß, fragt sie: „Sag mal, wie geht’s eigentlich deinem Mann?“

„Ach, der kriegt ihn nicht mehr hoch, seit ihm die Prostata entfernt wurde.“

„Du Arme.“

„Ach wo, ich steck mir, wenn Herbert morgens zur Arbeit gegangen ist, gleich den Rabbits Vibrator "Up & Down" von Beate Use rein. Das ist viel besser als die schnellen Nummern mit meinem Mann.“

Marlene fragt amüsiert: „Kannst du den mal bei unserem nächsten Treffen mitbringen? Ich habe so´n Ding noch nie gesehen.“

„Ja klar. Ihr könnt das dann gern mal ausprobieren und wir feuern uns gegenseitig an.“

„Super“, schallt es fast einstimmig zurück, nur Melanie verabschiedet sich frustriert ob der Gespräche und verlässt die Villa.

Vanessa, die erst kürzlich von ihrem Mann verlassen wurde, berichtet am Ende des Treffs unter Tränen, dass seine letzten Worte waren: „Alles, was ich mit dir getan habe, war Liebe.“