Gut und Böse - zum Tag der Deutschen Einheit

Gedanke zum Thema Politik

von  tueichler

Margret Thatcher sagte einst sinngemäß, dass die Kategorien von Gut und Böse nur dort Sinn ergeben, wo Menschen die Wahlfreiheit haben, zwischen beiden zu unterscheiden. Ich möchte dies erweitern. 


Aus meiner Sicht gibt es nur äußerst wenige Situationen für Menschen, in denen sie diese Wahl nicht haben. Dazu gehört direkte existenzielle Überlebensangst für sich selbst oder eine nahe stehende Person und teilweise physische Gefangenschaft. Brecht sagte dazu, erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.


In aufgeklärten  Gesellschaften mit einem Mindestmaß an wirtschaftlicher Existenzsicherung und einem Mindestmaß an physischer Freiheit scheint mir, dass die Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse aufgegeben wird in einem großen Maß an Bequemlichkeit und Faulheit bei gleichzeitiger materieller Sicherheit. Beispiele sind u.A. das Beamtentum oder Institutionen, die ideologiegetrieben ihre Mitglieder versorgen.


Die Verkommenheit wird mit Scheinargumenten verschleiert, welche ihrerseits neue moralische Kategorien erzeugen, die Gut und Böse losgelöst von gesellschaftlichen Grundwerten neu und enger definieren. 


Die deutsche Einheit kam zustande (wenn man den diplomatisch/politischen Kern der Beteiligten am kalten Krieg herausnimmt), weil Menschen für sich entdeckt haben, dass eine Wahlfreiheit trotz Einschränkungen und persönlicher Gefahr besteht.

  

Die derzeitige Spaltung der Gesellschaft kommt zustande, weil die Angst vor dem Verlust einer, mäßigen Wohlstand versprechenden Versorgungsgesellschaft in weiten Teilen der  Bevölkerung die Kraft zum Wandel lähmt und die mit dem Wandel einhergehenden Risiken überbetont.


Vielmehr wird durch beständigen Alarmismus in satten Gesellschaften der Ansatz zur Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen Nützlich und Schädlich und damit zwischen Menschlich und Unmenschlich unterdrückt.


Erst, wenn sich ein jeder wieder der Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse bewußt ist und diese Wahlfreiheit auf eigenen Überlegungen statt auf Ideologien beruht, wird sich zeigen, welche der beiden Kategorien die Überlegene ist.



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(04.10.23, 01:35)
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