Schamlos

Gedicht zum Thema Ausbrechen

von  KonstantinF.

 

Ich fragte ihn: "Verspürst du manchmal Scham?"

Er sah mich spöttisch an und grinste lahm.

"Warum wohl sollte ich mich jemals schämen?

Ich würde jede miese Tat verbrämen.

 

Und Schamgefühle sind schon lange out,

heut sagt man auch private Dinge laut.

Was scheren mich denn andrer Leute Launen,

was stört es mich, dass sie ‚geschmacklos‘ raunen?

 

Mein Inneres zeig ich wie’s mir gefällt,

selbst wenn man mich für einen Spinner hält.

An Regeln fühle ich mich nicht gebunden,

als peinlich hab ich nie etwas empfunden."

 

Ich ließ ihn ohne weitre Worte gehn,

so hatt' ich diesen Mann noch nicht gesehn.

Ich neig dazu, mich für ihn fremdzuschämen,

wenn wir gemeinsam in die Klemme kämen.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.04.24, 18:38)
Es ist beklemmend, dass sich mit der Relativierung der Werte für manche Menschen das Schamgefühl in nichts auflöst.
Gruß
Ekki

 KonstantinF. meinte dazu am 25.04.24 um 09:49:
Völlig richtig.
Der rasante Werteverfall in den letzten Jahren (oder gar Jahrzehnten?) hat dazu geführt, dass heute kaum noch jemand etwas als peinlich empfindet. Das beginnt mit der Schilderung privater Angelegenheiten per Smartphone in der Öffentlichkeit und endet noch nicht mit den Auftritten mancher Politiker in ideologischer Verbohrtheit, die nur noch zum Fremdschämen sind.
Eine sehr, sehr ungute Entwicklung, die aber wohl nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Gruß vom Konstantin
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram