Milch. 5 Sequenzen einer sich weitenden Pupille

Lyrischer Prosatext zum Thema Liebe und Traurigkeit

von  Alpha

Als du gingst, habe ich mich in deinen Schatten gelegt;

[ Die Wochentage haben ihre Namen verloren. Es gibt keine Monate mehr. Keine Morgen, an denen die Sonne aufgeht, keinen Schlaf (Nur noch das Fühlen jener Jahre, die es nie gegeben hat).
Ich öffne das Fenster und atme das Treiben der Stadt, bis ich genug habe von dieser widerwärtigen Alltäglichkeit. Dann atme ich sie noch eine Stunde.
(An meiner Tür klingeln Leute mit Gesichtern, die nie eine Antwort gesucht haben. Tut mir leid sage ich ihnen, aber sie ist nicht mehr heim gekehrt. Man darf nicht ehrlich zu den Leuten sein. Sie würden es nicht verstehen, und auf eine eingeschränkte Sicht muss man Rücksicht nehmen.)

In der Küche wartet die Milch meiner Liebe, meiner linken Herzkammer, (Sie ist sauer und dickflüssig und schimmert grün im Licht. Aber ich sehe das Licht nicht. Und ich trinke die Milch; zärtlich, voller Genuss; es ist der Moment, auf den ich jede Minute hin lebe, dabei weiß ich gar nicht, wie Milch schmeckt -Weiße Milch) und ich schmecke sie begierig, während ich den Kopf nach hinten lehne und die Augen schließe.

(Da war dieser Traum, der mir zwischen die Rippen griff-) Du
Hast mir die Schenkel auseinander gerissen und alles in mir verstaut, was du hattest; was nicht sehr viel mehr war als dein Schmerz an der Welt. Bis zu jener Zeit war ich unschuldig, was das Leiden der eigenen Existenz angeht. Ich hatte also genügend Platz.
Und ich wehrte mich nicht.
(Also habe ich wieder das Buch zu Hand genommen, das auf Seite fünfundsiebzig ein Eselsohr hat. Es ist dick und schwer und trägt keinen Titel. Einundzwanzig Jahre habe ich gebraucht, um es zu lesen. Heute bin ich fertig geworden. In ihm steht:
Man muss sich aufgeben, um frei zu sein.) So habe ich dich empfangen ]

und es trug mich fort.

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Kommentare zu diesem Text

shadowhunter (28)
(30.09.05)
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 Alpha meinte dazu am 30.09.05:
und stell dir vor, du hast ihn "nur" gelesen. lebe ihn mal. jeden tag. ... danke für dein komm. bis dahin, A

 AndreasG (30.09.05)
Hallo Großmeisterin.
Aufwühlend, bewegend und dann... - Widerstand erregend.
"Es ist doch schon durch die eckigen Klammern eingekapselt. Raus damit," möchte ich schreien. "Das Leid eines Anderen kann man nicht leben, nur sterben..." - Da vergesse ich glatt die Anwesenheit des lyrischen Ichs.
Ein starker Text. Puh.
Liebe Grüße, Andreas

 Alpha antwortete darauf am 30.09.05:
Ach ... danke. Ich hoffe, du schläfst gut. Bis bald, dann. hja. A

 Marla (30.09.05)
Großartig, Maus. In jedem Wort kannst du jetzt meine Begeisterung lesen. Mett³. Aber ja. *seufz*

 Alpha schrieb daraufhin am 30.09.05:
Ach Liebste, ich ... mir fehlen die Worte (auch wenn es nicht so aussieht). Danke, und ... mh. Es ist, (wie es ist)³. A, deine
argot (30)
(30.09.05)
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argot (30) äußerte darauf am 30.09.05:
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 Alpha ergänzte dazu am 30.09.05:
Juju :) Also ... bei der erwähnten "Phrase" und der "Floskel" am Schluss hast du Recht, ja. Ich habe es selbst auch bemerkt, wenngleich ich es nicht als so schlimm fand, dass es den Text auseinander reißt (und anderen ist es ja nun auch nicht ins Gesicht gesprungen). Wobei ich das mit der "eingeschränkten Sicht" weniger störend empfinde ... weglassen geht auf keinen Fall, das schneidet zu sehr in den Text, aber leider habe ich noch nichts gefunden, was die Stimmung des Textes und meine Intension besser vertritt (ich suche mal ...). Mit der Floskel sehe ich das so: Alles, was als Floskel bezeichnet wird, war eine ursprünglich normal kantige Aussage, die erst durch das zu häufige und dem vor allem belanglosem Verwendten rund und abgelutscht wurde. Dies heißt aber nicht, dass so eine Aussage auch noch in ihrem ursprünglichen (besseren) Gewand erscheinen kann; nur wird sie eben als Floskel wahr genommen. Hm, und auch an der Tatsache kann ich nichts ändern. Ich denke noch über den Schlusssatz nach, vielleicht kann ich es frischer formulieren. Ich danke für deinen Kommentar. A. P. Hangbutt
argot (30) meinte dazu am 30.09.05:
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 Alpha meinte dazu am 30.09.05:
"und es trug mich eingelassen fort" :D Nee, also ... man kann ja net alles haben *tztz* Ist jetzt gut so, besser, denke ich. Und zum Falken ... eben. A
argot (30) meinte dazu am 01.10.05:
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 Alpha meinte dazu am 01.10.05:
*g* Ja, ok :P
Kai_H. (23)
(30.09.05)
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 Alpha meinte dazu am 30.09.05:
Ich bin nicht imstande, die Fragen zu beantworten, nicht jetzt, überhaupt ... Aber ich danke dir für deinen Komm. grüßend, A

 Winterwanderer (30.09.05)
Hi, ... nur in einer widerwärtigen Alltäglichkeit kann die Milch nicht weiß sein und wer sich um der Freiheit willen aufgibt, verliert die Eigene. LG WW.
mueller (39)
(01.10.05)
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 Alpha meinte dazu am 02.10.05:
hja, das alte ende hat mir auch gefallen, aber das jetzige hat durchaus seine berechtigung (siehe argots komm). zum rest: eigentlich weiß ich ja gar nix. es ist zum tot denken ... hm, ja.
N.I.C.H.T.S (20)
(03.10.05)
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 Alpha meinte dazu am 03.10.05:
Es freut mich natürlich sehr, wenn der Text so rüber kommt. Dann habe ich für ein paar Momente das Gefühl völliger Zufriedenheit ... und dafür danke ich dir. grüßend, A
don.mombasa (27)
(05.10.05)
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don.mombasa (27) meinte dazu am 05.10.05:
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 Alpha meinte dazu am 05.10.05:
Ob es ok ist, dass ich nicht recht weiß, was du meinst? *verwirrtguck* *biertrink* ... Nee, ich sollte was essen. Soll ich Andi und BG grüßen? hehe, ich tus einfach :P
don.mombasa (27) meinte dazu am 05.10.05:
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alois5 (30)
(09.10.05)
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Werefrog (22)
(11.10.05)
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mmazzurro (51)
(16.01.06)
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 Alpha meinte dazu am 16.01.06:
Das ist cool. Ich müsste mich sonst wundern, gefiele dir alles, was ich schreibe. grüßend, db.A
Gastleser (100) meinte dazu am 16.01.06:
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 Bergmann (04.01.07)
Ein wunderbar schöner Text, sehr fein, nuanciert, genau, tief erfühlt. Vor allem der dritte Teil gefällt mir so sehr.
C.elegans (22)
(24.07.09)
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