Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Freitag, 21. Dezember 2007, 09:58
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Es naht die heilige, die himmlische Zeit, doch die Hölle ist los

Eigentlich bin ich diesmal ein wenig überfordert. Zuviel Stoff gab die letzte Zeit her, zum Kolumnen zu schreiben. Ich konnte mich lange nicht entscheiden, soll ich über die dummen Jungs schreiben, die mal wieder Christbäume klauen gingen. Allerdings solche, welche hell beleuchtet waren.
Advent und Weihnachten, Stoff für tausende von Büchern.
Oder doch eher über die Abwahl von Bundesrat Blocher, der sich mit seiner “schwarze Schafe Theorie” selbst zum selbigen machte.
Vielleicht doch lieber die vielen Männer in ihren Vierfruchtpyjamas, welche gerade wieder die Züge füllen, zum Thema machen. Zumindest einer von ihnen hat für fürchterliche Schlagzeilen gesorgt, als er frisch von der RS (Rekrutenschule) kam. Mit dem Sturmgewehr bewaffnet erschoss er einfach ein 16jähriges Mädchen an einer Bushaltestelle. Er kannte sie nicht, sie war nur zufällig zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Im Prinzip könnte man jeden Käse thematisieren, der einem tagtäglich als normaler Wahnsinn begegnet. Aber irgendwie will sich für mich dies alles nicht so erschliessen. Wenn dann möchte ich es so präsentieren, dass es Hand und Fuss hat. Aber mir wollen nicht die richtigen Worte einfallen, leider bin ich keine Journalistin, um daraus wirklich eine lesenswerte Story zu machen.

Vielleicht habe ich es zu oft im TV gesehen, zu oft im Radio gehört, zu oft in der Zeitung gelesen? Bin ich schon so abgestumpft, dass mich solch brisante Themen immer mehr kalt lassen? Kalt lassen ist sicher der falsche Ausdruck. Meine Ohren und mein Hirn weigern sich je länger je mehr sich mit diesen Themen zu befassen. Wenn man nur noch negativ berieselt wird, wird man selbst immer negativer. Dagegen wehre ich mich. Doch einfach alles totschweigen ist keine Lösung. Eine Kolumne sollte doch zum Nachdenken anregen oder zumindest unterhaltsam sein. Ich bin wirklich in einem Dilemma.

Vielleicht reicht es auch einfach, wenn ich euch erzähle, was meine Tochter mich gelehrt hat. Sie hat eine wunderbare Gabe die Dinge auf den Punkt zu bringen. Sie so zu sehen, wie sie sind. Nämlich als Teil des Ganzen. Als das, was täglich um uns herum passiert und vor dem wir uns nicht fürchten müssen, sei es auch noch so tragisch oder grausam. Denn sie vermittelt mir, alles passiert, weil es passieren muss, ohne Erklärung.
“Du muesch kei Angscht ha, Mami, ich pass uf dich uf.” Wenn sie mich dann umarmt, dann weiss ich, ich muss wirklich keine Angst haben.
Ihr findet es naiv? Mag gut sein, aber ich fühle mich wohl dabei.

Meine Tochter hat das Down Syndrom und somit eine andere Sensorik und eine ihr eigene Art die Welt zu sehen. Ich wollte, ich könnte dies auch, wenigstens ab und zu. Aber ich bin lernfähig und lernwillig.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(17.12.07)
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 souldeep (21.12.07)
ja, liebe Gudrun, ich bin eigentlich keine kolumnen-leserin...bis auf
deine streife ich nur selten mal eine andere...

diese hier ist eine sehr gekonnte, weil sie tatsachen liefert, uns in
deren auge kurz blicken lässt (auseinandersetzen muss sich eh jeder
selbst, sodenn er sich dazu entscheidet) und unterhaltung im sinne
von spannender schreibweise.
hast mich voll mitgenommen.

da ich deinen engel, der dich beschützt, jener mit den ganz
besonderen blauen augen und dem einnehmenden lächeln,
schon kennengelernt habe, kann ich nur nicken und zustimmen
und sagen:
sie weiss mehr als wir, weil sie spürt. und schliesslich gehört sie
zu der speziellen sorte menschen, die ein chromosom mehr haben
als wir. ha! da können wir nur üben...
:)))

lasst euch beide innig umarmen
und denk mal an balu's geschichte mit den erdenengeln...ich glaube,
du hast einen persönlichen zu hause...

:)))
kirsten
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