Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Montag, 21. Januar 2008, 06:51
(bisher 1.374x aufgerufen)

Kleine Schweizer Sprachkunde

Wussten Sie eigentlich, dass es weltweit im Moment ca. 6000 Sprachen gibt?
Es gibt ungefähr 300 Wörter, die in allen Sprachen die gleiche Bedeutung haben, z.B. “ich, du, nein, gross, klein.” (Quelle: Beobachter, Ausgabe Nr.1, 2008)

So gibt es in der Schweiz, wie überall auf der Welt, verschiedene Dialekte und Mundarten. Manchmal verstehen sich die Schweizer untereinander auch nicht, aber nicht, weil sie verschiedener Meinung sind, sondern weil in manchen Ohren ein bestimmter Dialekt wie eine Fremdsprache klingt. Nun können Sie sich sicher vorstellen, wie es sich für eine Hessin anmutet, wenn sie in die Schweiz kommt.

Ich persönlich liebe das Baselditsch sehr. Für mich tönt das immer sehr bodenständig und sehr lieblich. Klingt doch herrlich, wenn “Er” zu seiner Liebsten “Miisli” sagt. Die meisten Schweizer mögen aber den Basler Dialekt gar nicht. Aber ich muss ja nicht immer das mögen oder nicht mögen, wie die meisten anderen.

Zürischnurrene sind sehr unbeliebt, aber ich denke, das liegt weniger am Dialekt, als an der Mentaliät der Zürcher. Sagen Sie ja nicht Züricher, das ist eine Todsünde.

Wenn eine Bernerin zu ihrem Angebeteten “Schätzu” sagt, dann ist das sehr freundlich und lieb im Klang. Wie überhaupt alles immer sehr lieb bei den Bernern klingt. Sie sprechen ohne grosse Hektik, sehr gemütlich. Obwohl, wenn Berner fluchen, dann hat das schon einen rechten Drive.

Die Walliser nennen alle Deutschschweizer Grüezini, weil man zur Begrüssung Grüezi sagt. Im Wallis grüsst man sich mit "Tschau". Mit der richtigen Betonung klingt es dann wie "Tschou".
Da fällt mir ein, die Basler sagen zur Begrüssung: "Tschüss."

Das Wort Deutsch wird auch immer wieder anders ausgesprochen, je nach dem wo man sich gerade aufhält. Beispiel: Düütsch, Titsch, Ditsch. Es kann auch variieren mit den I`s und Ü`s, je nach Mundart wird es mit einem oder mehreren dieser Vokale gesprochen.

Hier wo ich wohne sind übrigens alle Deutschen Schwaben, bzw. Schwobe. Am Anfang versuchte ich immer zu erklären, dass ich Hessin sei, bis ich begriff, dass auch Saarländer, Niedersachsen, Pfälzer usw. hier als Schwobe bezeichnet werden.

Zu einer Papier- oder Plastiktasche, wie man sie halt beim Einkaufen benutzt, sagen die Aargauer Sack: “Ich set no en Sack ha.” (Wobei in anderen Gegenden nicht vom Sack sondern vom Sagg geschprochen wird). Die Basler nennen den Sack Guuge. Was aber wiederum nichts mit Guggemusik zu tun hat. Wobei es aber auch eine Guggere, also ein Sack, so eine Einkaufstüte, sein kann.
Eine Gluggere ist aber eine Glucke, ein Huhn, eine Mutter, die ihre Kinder begluggt.

Die schon erwähnte Guggemusik oder Guggemusig guugt oder guuggt, was mit gucken, also schauen auch nicht viel zu tun hat. Andere schränze, hüüle, fääge, chessle, fätze. Die Töne, die eine solche Musikformation (Gugge) produziert, nennt man Kakophonie. Leider hat es sich in den letzten Jahren in der Guggeszene durchgesetzt, dass es nicht mehr “in” ist kakophonisch zu spielen. Die meisten Guggen haben mittlerweile das Niveau von Brassbands, vor allem in Luzern. Aber auch in Basel, welches auch als eine Hochburg der Fasnacht gilt, spielen die Guggen auf hohem Niveau. Obwohl dort mehr die Trömmeli und Pfieffe zuhause sind, also die Tambouren und Pfeifenformationen (meistens Piccoloflöten/Querflöten), was mit einer Guggemusik soviel gemeinsam hat wie ein Helikopter mit einem Schiff. Im Aargau hält auch immer mehr die Perfektion, in der Musik der Guggen, Einzug.

Meinen Dialekt nenne ich liebevoll Kudderwelsch. Von den Schweizern werde ich die letzten Jahre immer als Thurgauerin eingestuft.

Hier ein paar Worte zum raten, was sie wohl zu bedeuten haben:

Stöckli
Gertel
Fäärli
Gwaage
Schorniggel
Wätterleine
Bozu
Fleet
Goggwärgi
Hiischi
Vermicelles
Velocity
Softwürfel
(Auflösung nächste Woche)



Dass in der Schweiz vier Landessprachen existieren, ist weitgehend bekannt.
Wussten Sie aber, dass ca. 63,7 % davon auf Deutsch, ca. 20,3 % auf Französisch, ca. 6,5 % auf Italienisch, ca. 0,5 % auf Rätoromanisch entfallen. Nichtlandessprachen sprechen ca. 9 % der Bevölkerung. (Quelle: Beobachter, Ausgabe Nr. 1, 2008)

Sollten Sie einmal die Schweiz bereisen, üben Sie doch vorher die Wörter:
Chuchichäschtli und Chäschüechli.
Wissen Sie, was diese Ausdrücke bedeuten?

In diesem Sinne,
wenn auch manches Wort wie verschimmelter Käse klingt, muss es noch lange keinen Bart haben

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 tulpenrot (21.01.08)
Liebe Maya,
also deinen Sprachkurs musst du für uns Ggrenzgänger unbedingt fortsetzen - bloß deswegen, damit ich es besser versteh. Lernen kann ich es nicht - ich bin immun. Du weißt, das Hochdeutsch ist bei mir so eingepflanzt, dass nichts anderes Platz hat. *schmunzel*
Nein, ich bin für Mundarten einfach unbegabt - oder ich müsste es richtig wie eine Fremdsprache lernen.

Deine Wörterreihe kann ich überhaupt nicht übersetzen (oder wie war das mit den Vermicellis? Waren das irgendwelche Nudeln? Und das/die/der Velocity, da bin ich ratlos: "Fahrradstadt" oder dann eher "Stadtfahrrad"??? nee gibt es nciht. Oder ist es dann "Flüchtigkeit?"), aber das Chästli hat es mir angetan: Ist da wohl Kuchen drin? Ein "Kuchenkasten"? Oder hat es was mit Küche zu tun? Dann eher ein "Küchenkasten"? Das eine wäre dann eingedeutscht ein Tortencontainer (scheußliches Wort), das andere ein Brotkasten vielelicht? Oder ein Vorratsschrank? Tja udn das letzte Wort ist durchaus mit dem Käse verwandt - ein Käsekuchen! Lecker!

Au weia - ich muss fort - mein Auto zum Kundendienst bringen - also wieder zurück in die Wirklichkeit - und nicht weiter geträumt!
Einen schönen Montag! Man liest sich!
Angelika
wupperzeit (58)
(22.01.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
eprom† (77)
(25.01.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram